US-schwedische Kooperation Ikea und Sonos machen gemeinsam Möbel mit Musik

Die Kooperation von Ikea mit dem Lautsprechersystem-Anbieter Sonos trägt Früchte.
Hamburg Die Kooperation von Ikea mit dem Lautsprechersystem-Anbieter Sonos trägt Früchte: Ab August sollen auch in Deutschland erste gemeinsam entwickelte WLAN-Lautsprecher verkauft werden, sagte eine Ikea-Sprecherin dem Handelsblatt. Ein Werbevideo der beiden Partner hat in dieser Woche Spekulationen über die Produkte angeheizt. Wer auf eine Revolution hofft, wird allerdings enttäuscht.
Bereits im Dezember 2017 hatten Sonos und Ikea ihre Zusammenarbeit angekündigt. Damit finden zwei Partner zusammen, die bereits früh im vernetzten Haus aktiv waren, jedoch durch den breiten Einstieg von globalen Konkurrenten wie Apple und Google mit ihren smarten Assistenten unter Druck geraten sind.
Dabei steht Sonos für teure Lautsprecher, während Ikea vor allem bei WLAN-gesteuerten Lampen zum Einstiegspreis aktiv ist. Mit dem Sonos-Projekt stärkt Ikea seine Technik-Kompetenz, während Sonos einen neuen Absatzkanal hinzubekommt.
„Es handelt sich dabei um WLAN-Lautsprecher, die so gestaltet wurden, dass sie sich zum Beispiel in Ikea-Möbel integrieren beziehungsweise etwa auch unter einem Küchenhochschrank befestigen lassen“, sagte die Sprecherin. Erste Prototypen hatte Ikea bereits im vergangenen Sommer gezeigt.
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Damit dämpft Ikea Erwartungen, die einige Technik-Blogs schüren: Sie hoffen auf eine deutlich tiefere Integration zwischen Technik und analogen Möbeln, bei der etwa Möbelflächen selbst zum Lautsprecher werden könnten und damit Sprach-Assistenten und Künstliche Intelligenz auf breiter Front Einzug halten. Bislang streben die Partner offenbar nur nach konventionellen Lösungen.
Einer der beiden Partner profitiert stärker als der andere
Ikea stärkt damit immerhin seine eigene Smart-Home-App „Tradfri“, die ebenso wie die Sonos-App für die neuen Lautsprecher einsetzbar ist. Beide Marken-Apps müssen um ihre Existenzberechtigung kämpfen. Schließlich versuchen sowohl Apple als auch Google, über ihre eigenen Assistenten solche Drittanbieter-Apps für die Steuerung von Licht, Heizung und Musik weitgehend überflüssig zu machen.
Ein ähnliches Ziel verfolgt Amazon mit Alexa: Inzwischen ist der Sprachassistent in viele intelligente Lautsprecher auch externer Anbieter eingebaut, darunter auch in die neueren Sonos-Modelle.
Ikea bringt regelmäßig Angebote mit Partnern heraus. Meist gestalten die Hersteller von Design-Häusern einige Möbel für die Marke, derzeit beispielsweise die dänische Möbelmarke Hay.
Eine Technik-Kollaboration ist dagegen ungewöhnlich: Mit dem doppelten Branding der neuen Lautsprecherserie – Ikea und Sonos – geht die schwedische Möbelkette einen Schritt weiter als in anderen Bereichen wie bei seinen Haushaltsgeräten. Die werden zwar zum Großteil vom US-amerikanischen Haushaltsgerätehersteller Whirlpool produziert, laufen aber nur unter der Marke Ikea.
2018 hat das schwedische Möbelhaus in Deutschland erstmals die Umsatzmarke von fünf Milliarden Euro geknackt – und schraubt nun an seiner Strategie: Ikea will kleinere Läden erproben, die nur Teilsortimente bereithalten. Produkte rund ums vernetzte Zuhause könnten sich besonders eignen, um auch kleinere, innerstädtische Filialen zu füllen. Ikea will so seine derzeitige Wachstumsschwäche überwinden und sich gegen Online-Versandhändler für Möbel wie Home24 und Otto.de wehren.
Sonos erzielt im Vergleich kleinere Umsätze: Der Lautsprechersystem-Anbieter kommt weltweit nur auf unter eine Milliarde US-Dollar. Nach dem Börsengang im vergangenen Sommer mussten die Kalifornier eingestehen, dass die Kunden vermehrt preisgünstige Modelle der Konkurrenz kaufen.
Sein einstiges Alleinstellungsmerkmal, die einfache Vernetzung mehrerer Boxen, hat Sonos längst verloren. Auch in der medialen Aufmerksamkeit läuft Amazons Echo-Lautsprecher dem kalifornischen Pionier den Rang ab. Mit Ikea könnte Sonos immerhin ein kleiner Aufmerksamkeitsschub bei jungen Kunden gelingen.
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