US-Videospielhändler Gamestop verfehlt Erwartungen – Aktie bricht ein

Gamestop leidet zwar weiter unter Geschäftseinbußen, die Online-Verkäufe legten aber um 175 Prozent zu.
Grapevine Die Gamestop-Aktie ging am Dienstag erneut auf Achterbahnfahrt. Kurz vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen stieg das Papier nachbörslich um gut acht Prozent, brach dann jedoch ein und lag zeitweise um bis zu 17 Prozent im Minus. Der Videospielehändler aus Grapevine im US-Bundesstaat Texas legte am Dienstag schwache Quartalszahlen vor. Es waren die ersten Ergebnisse, nachdem Gamestop Gegenstand eines beispiellosen Hypes geworden war.
Obwohl Analysten dem Unternehmen schon lange nicht mehr viel zutrauen, hat sich in Internetforen eine eingefleischte Fangemeinde formiert. Einer ihrer Hoffnungsträger ist der Investor Ryan Cohen, der im Januar einen Posten im Verwaltungsrat übernommen und schon den Tierbedarfshändler Chewy mit einer erfolgreichen E-Commerce-Strategie umgekrempelt hatte. Gamestop-Fans wie der als „Roaring Kitty“ bekannte Youtube-Star Keith Gill sehen viel ungenutztes Potenzial und glauben, dass das Unternehmen wieder auf Kurs kommen wird. Die Aktie hat seit Jahresbeginn rund 1000 Prozent zugelegt.
Doch Gamestop, soviel wurde am Dienstag klar, hat noch viel aufzuholen. Das Unternehmen mit seinen rund 5000 Filialen setzt verstärkt auf den Umbau hin zu einem Technologieunternehmen mit Fokus auf Online-Gamer. In den Bereich wolle Gamestop im laufenden Jahr verstärkt investieren, versicherte CEO George Sherman. Um den finanziellen Spielraum zu erhöhen, wird nach dem exorbitanten Kurssprung der Gamestop-Aktien auch über die Ausgabe neuer Anteilsscheine nachgedacht.
Der Umsatz sank unterdessen das neunte Quartal in Folge: In den drei Monaten bis Ende Januar fiel der Umsatz im Jahresvergleich um drei Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar (1,8 Mrd Euro), wie die Firma nach US-Börsenschluss mitteilte.
Der Gewinn stieg aber nicht zuletzt dank geringerer Ausgaben von 21,0 Millionen auf 80,5 Millionen Dollar. Zudem legten die Online-Verkäufe um 175 Prozent zu. Die Markterwartungen wurden dennoch enttäuscht. „Das sind keine guten Quartalsergebnisse und sie rechtfertigen in keinster Weise diese hohe Bewertung“, stellte Antohny Chukumba von Loop Capital klar.
Ein neues Team an der Gamestop-Spitze
Mit einem neuen Management-Team soll die Transformation des Unternehmens nun schneller voran gehen. So wird die frühere Amazon-Managerin Jenna Owens die neue Nummer Zwei Bei Gamestop, und hat die Verantwortung für das operative Geschäft. Neda Pacifico soll für das E-Commerce-Geschäft verantwortlich sein. Sie leitete zuvor den Bereich bei Chewy. Ken Suzuki kommt vom Online-Modehändler Zulily und soll die Lieferketten bei Gamestop verbessern. Zu der überraschenden Beliebtheit der Aktie äußerte sich CEO Sherman auch am Dienstag nicht. Er lehnte es ab, Fragen der Analysten zu beantworten – ein äußerst ungewöhnlicher Schritt. In einer Pflichtmitteilung an die SEC warnte das Unternehmen jedoch, dass die Aktie extremen Preisschwankungen ausgesetzt war und für diese immer noch anfällig ist.
Das Unternehmen war in diesem Jahr mehrfach in den Schlagzeilen, weil Kleinanleger mit konzertierten Käufen Hedgefonds dazu gezwungen hatten, ihre Wetten auf einen Kursverfall der Papiere aufzulösen. Dies bescherte der Aktie zeitweise astronomische Kursgewinne. So kostete das Papier vor knapp einem Jahr noch rund 2,50 Dollar. Mitte Januar 2021 waren es 20 Dollar, dann ging es ohne große Nachrichten aus dem Unternehmen binnen zwei Wochen bis auf 482 Dollar in die Höhe. Anschließend verloren die Papiere mehr als 90 Prozent an Wert, um danach wieder stark zu steigen.
Die Shortseller, die noch Anfang des Jahres im großen Stil auf fallende Gamestop-Kurse gesetzt hatten, haben ihr Interesse unterdessen weitgehend verloren. So liegt das sogenannte Short-Interesse nur noch bei 13,1 Prozent, wie aus Daten des Analysehauses 3S hervorgeht. Im vergangenen Jahr lag es teilweise bei über 100 Prozent, was bei vielen jungen Tradern auf Kritik gestoßen war.
Mit Agenturmaterial
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