Vegane Lebensmittel Veganz geht an die Börse – und will die eigene Produktion ausbauen

Drei Filialen in Berlin sind geblieben.
Düsseldorf Seit gut zwei Jahren hat Jan Bredack diesen Moment akribisch vorbereitet. Schon 2019 hat er sein Unternehmen Veganz in eine AG umgewandelt. In zwei Runden hat er in diesem Jahr in Privatplatzierungen neue Anteilseigner an Bord geholt.
Und nun kommt der Schritt, der dem Hersteller von veganen Lebensmitteln den entscheidenden Schub geben soll. „Wir glauben, dass wir ein vielschichtiges Wachstumspotenzial haben und dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Börsengang von Veganz ist“, erklärt Gründer und Vorstandschef Bredack. Im Lauf der kommenden Monate soll die Aktie erstmals im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse notiert werden.
„Wir sehen ein positives Momentum für rein pflanzliche Lebensmittel, das durch verschiedene Trends getrieben wird, wie beispielsweise das steigende Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei der Ernährung und für Tierschutz“, so Bredack. Gerade bei jüngeren Generationen sei der Anteil von Vegetariern, Veganern und Flexitariern besonders hoch.
In der Tat wird der Markt immer größer. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach geben acht Millionen Bundesbürger an, Vegetarier zu sein. Eine weitere Million Deutsche ernähren sich der Umfrage zufolge sogar komplett vegan. Im Zuge der Debatte um den Klimaschutz verringern außerdem immer mehr Menschen zumindest teilweise ihren Fleischkonsum.
Bei dieser Zielgruppe hat die Marke Veganz offenbar einen guten Ruf. So kam Veganz bei einer Umfrage des Instituts YouGov für das Handelsblatt beim Ranking der innovativsten Marken auf Platz drei. Vor ihr lagen nur der E-Autobauer Tesla auf Platz zwei und das dänische Unternehmen „Too good to go“ auf Platz eins.
Im Regal bei Aldi, Edeka, dm und Rossmann
Die Produkte der von Bredack 2011 gegründeten Firma sind mittlerweile in mehr als 22.000 Geschäften zahlreicher Handelsketten zu erhalten, darunter alle großen Lebensmittelhändler von Aldi bis Edeka, aber auch Drogerien wie Rossmann, dm und Müller. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um 12,7 Prozent auf 30,2 Millionen Euro.

Der Gründer und CEO von Veganz strebt an die Börse.
Weniger erfolgreich war Bredacks Strategie, die Kunden auch mit eigenen Läden zu erreichen. Zeitweise hatte das Unternehmen zehn Filialen, weitere zehn waren geplant. Doch mit dem Wachstumskurs im Handel hatte das Unternehmen sich übernommen. Die Einzelhandelstochter von Veganz musste Anfang 2017 Insolvenz anmelden, nur drei Filialen in Berlin sind geblieben.
Auch den eigenen Onlineshop stellte das Unternehmen ein. Die Produkte werden jetzt über Plattformen wie Amazon oder Quick-Commerce-Anbieter wie Gorillas, Flink oder Foodpanda verkauft.
Es folgte ein Strategiewechsel, das Unternehmen wurde mehr und mehr zum veganen Markenartikelanbieter. Die Produktion ist noch fast ausschließlich an Dritthersteller ausgelagert. Doch das Unternehmen plant, stärker in die Eigenproduktion einzusteigen.
Der Grund: Nach Einschätzung von Veganz-Finanzchefin Alexandra Vázquez Bea könnten Produkte aus eigener Produktion „potenziell eine fast doppelt so hohe Bruttomarge erzielen wie Produkte, deren Produktion wir ausgelagert haben“. Und Torsten Fiegler, Investment Manager bei Brandenburg Kapital, die im Juli mit 3,5 Prozent bei Veganz eingestiegen war, erklärte: „Die eigene Produktion bei Veganz und die damit verbundene Wertschöpfungstiefe wird nachhaltiges Know-how binden und Wettbewerbsvorteile generieren.“
35 Millionen Euro Erlös aus Börsengang geplant
So hat Veganz im Jahr 2020 in Berlin die erste eigene kleine Produktionsstätte für Weichkäsealternativen errichtet. Nun plant das Unternehmen, eine weitere Produktionsstätte auf rund 10.000 Quadratmetern in Brandenburg zu errichten. Dort sollen künftig auch pflanzliche Fischalternativen produziert werden sowie Proteine zur Herstellung von ungekühlten Fleischersatzprodukten.
Der Anteil der Umsatzerlöse aus der Eigenproduktion soll mittelfristig von heute 0,3 Prozent auf 30 Prozent steigen. Deshalb soll in den Ausbau der Eigenproduktion auch der größte Teil des Erlöses des Börsengangs fließen.
Das Unternehmen erhofft sich einen Bruttoemissionserlös in Höhe von rund 35 Millionen Euro. Das Gesamtvolumen soll sich voraussichtlich auf bis zu 50 Millionen Euro belaufen und setzt sich zusammen aus neuen Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie aus der Platzierung bestehender Aktien durch bestimmte Aktionäre.
Zu den Großinvestoren gehören die Vegan Angels GmbH (14,1 Prozent), Paladin Asset Management (12,5 Prozent) und Katjes Greenfood (7,8 Prozent). Auch der Senfhersteller Develey hält 3,5 Prozent. Wer von den bisherigen Altaktionären Anteile abgeben will, ist nicht bekannt.
Bredack selbst, dem heute noch 26,3 Prozent des Unternehmens gehören, will die Entwicklung auf jeden Fall noch länger persönlich vorantreiben. Der 49-Jährige verkauft vorerst keine Anteile und hat einer Sperrfrist von 36 Monaten zugestimmt.
Mehr: Veggie-Fleisch und Hafermilch – Marktanteil veganer Alternativen soll rasant wachsen
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.