Verdi warnt Real: Bei Abkehr vom Tarifvertrag drohen Streiks
Benachrichtigung aktivierenDürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafftErlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviertWir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Anzeige
Verdi warnt RealBei Abkehr vom Tarifvertrag drohen Streiks
Viele Supermarktketten umgehen Tarifverträge und setzen so ihre Konkurrenz unter Druck. Das beklagt auch die Kette Real, die sich dadurch benachteiligt fühlt. Verdi warnt vor einem Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag.
Düsseldorf Die Gewerkschaft Verdi hat den Handelsriesen Metro vor einem Ausstieg seiner Supermarkttochter Real aus dem Flächentarifvertrag gewarnt. Kehre Real dem Tarifvertrag den Rücken, um Löhne zu drücken, werde es „eine Gegenreaktion geben“, kündigte Verdi-Gewerkschaftssekretär Rainer Kuschewski in einem am Freitag veröffentlichten Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters an. „Die Friedenspflicht gilt im Falle eines Austritts nicht mehr.“
Damit würden bei der Supermarktkette mit rund 37.000 Mitarbeitern in Deutschland auch Streiks möglich. Derzeit gebe es aber noch „keine konkreten Anzeichen dafür, dass Metro sich aus der Tarifbindung bei Real zurückziehen will“. Metro beklagte aber weiter hohe Kosten bei Real. „Wir haben bereits mehrfach auf den Missstand hingewiesen, dass Real tariftreu ist und einige Mitbewerber offensichtlich nicht, woraus für uns ein gravierender Wettbewerbsnachteil resultiert“, sagte ein Metro-Sprecher.
Metro-Chef Olaf Koch hatte kritisiert, Konkurrenten hätten wegen der Struktur der Tarifverträge oder des Ausstiegs aus den Verträgen deutlich bessere Kostenstrukturen als Real. Dies sei „auf Dauer nicht hinnehmbar“, hatte er der „WirtschaftsWoche“ gesagt. „Wenn wir nicht wettbewerbsfähig sind, wird das langfristig ein Problem.“
Bei Verdi stößt die Kritik Kochs nicht auf taube Ohren, doch sieht die Gewerkschaft andere Lösungsmöglichkeiten als eine Abkehr vom Tarif. „Wir haben Verständnis für die Position Kochs, wenn er sagt, es herrsche kein fairer Wettbewerb“, sagte Kuschewski. „Viele Real-Konkurrenten umgehen Tarifverträge, das gilt vor allem für selbstständige Kaufleute.“ Zudem würden gerade auch bei größeren Handelsgruppen verstärkt Aushilfen eingesetzt. „Damit verschaffen sich diese Händler einen Vorteil im Wettbewerb.“
Real konkurriert im hart umkämpften Markt unter anderem mit Rewe und Edeka, deren selbstständigen Händlern von Verdi Lohndrückerei vorgeworfen worden war. Beide Konzerne hatten die Kritik zurückgewiesen. Der Tarifbindung den Rücken gekehrt haben unter anderem der Warenhausriese Karstadt und die Supermarktkette Globus.
Real sei aktuell „das tariftreuste Unternehmen im Lebensmittelfilialeinzelhandel“, sagte Kuschewski. Aus seiner Sicht gibt es eine Möglichkeit, Ungleichheiten abzustellen: „Kernproblem ist die nicht vorhandene Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge“, werde dies geändert, könnten sich Arbeitgeber in der Branche nicht mehr Verträgen entziehen. „Wir brauchen einen Schulterschluss auch mit tariftreuen Unternehmen“, forderte er. „Denn durch die Allgemeinverbindlichkeit werden die Unternehmen gezwungen, Tarifverträge auch einzuhalten.“
Bis zu einer Allgemeinverbindlichkeitserklärung ist es aber ein weiter Weg. Denn die muss durch das Bundesarbeitsministerium im Einvernehmen mit Spitzenorganisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer erfolgen. Verdi setze auf Gespräche, sagte Kuschewski. Mit dem Ministerium stehe die Gewerkschaft in Kontakt. Beim Unternehmerverband HDE wird dagegen kein Bedarf für eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung gesehen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.