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Vertrag des Vorstandschefs verlängert Ein bisschen Frieden bei Aldi Nord

Rechtzeitig bevor der Familienstreit erneut vor Gericht geht, verlängert Aldi Nord den Vertrag von Vorstandschef Marc Heußinger. Das verschafft zumindest etwas Ruhe in einer kritischen Phase.
19.11.2017 - 08:31 Uhr Kommentieren
Der Discounter hat Boden gut gemacht. Quelle: dpa
Aldi Nord

Der Discounter hat Boden gut gemacht.

(Foto: dpa)

Düsseldorf In dieser Woche erlebt der Streit zwischen den Familiengesellschaftern von Aldi Nord vor dem Oberverwaltungsgericht in Schleswig einen neuen Höhepunkt. Am Donnerstag ab 9.30 Uhr muss der 3. Senat unter dem Vorsitz der Richterin Birgit Voß-Güntge eine Entscheidung in zwei Verfahren treffen, in denen es um die Macht in den Stiftungen geht, die das Vermögen des Discountriesen verwalten.

Doch bevor im Gericht der Konflikt erneut eskaliert, haben die Gesellschafter im operativen Bereich eine wichtige Entscheidung einvernehmlich getroffen. Wie das Handelsblatt aus Gesellschafterkreisen erfuhr, wurde der Vertrag des Aldi-Nord-Chefs Marc Heußinger um weitere fünf Jahre verlängert. Ein Sprecher von Aldi Nord bestätigte dies auf Nachfrage. Heußingers Vertrag wäre Ende des Jahres ausgelaufen.

Dabei drohte zeitweise auch diese Top-Personalie im Zuge des Streits zwischen Gründersohn Theo Albrecht jun. und den Erben seines verstorbenen Bruders Berthold unter die Räder zu geraten. Denn wichtige strategische Entscheidungen – und dazu gehört auch die Vertragsverlängerung des „Gesamtverantwortlichen“, wie der Chef bei Aldi Nord offiziell heißt – müssen die drei Stiftungen der verschiedenen Familienzweige einvernehmlich treffen. Und das ist bei den Albrechts zurzeit etwas schwierig.

Knackpunkt ist, wer künftig die Macht in der Jakobus-Stiftung hat, in der das Vermögen von Berthold Albrecht liegt. Seine Witwe Babette und ihre Kinder hatten 2016 erfolgreich gegen eine Satzungsänderung in dieser Stiftung geklagt. In der Folge bekamen sie zumindest vorläufig wieder die Verfügungsgewalt über das Milliardenvermögen der Stiftung, die ihnen zuvor Berthold Albrecht durch die Satzungsänderung weitgehend entzogen hatte. Die anderen beiden Stiftungen werden von Theo Albrecht und seiner Mutter Cäcilie kontrolliert.

Beeindruckendes Comeback

Genau dieses wichtige Urteil zur Jakobus-Stiftung könnte das Oberverwaltungsgericht nun wieder kassieren. Die Vorinstanz hatte die Satzungsänderung aus formalen Gründen für nichtig erklärt. Nach Ansicht der Richter war die Vertretungsregelung für ein erkranktes Mitglied des Stiftungsvorstands damals nicht korrekt eingehalten worden. Dies soll nun das Oberverwaltungsgericht auf Antrag der Stiftungsaufsicht überprüfen.

Für das Unternehmen könnte dieser Streit fatal sein, bringt er doch Unruhe ins Geschäft, wo angesichts des harten Wettbewerbs Geschlossenheit gefragt ist. Auch beim Streit über die Vertragsverlängerung für Heußinger spielten eher prinzipielle Fragen eine Rolle. An der fachlichen Eignung des Aldi-Nord-Chefs bestand auf beiden Seiten kaum ein Zweifel.

Der 51-Jährige führt den Discounter seit sieben Jahren, zunächst kommissarisch, seit Januar 2013 läuft sein aktueller Vertrag. In dieser Zeit gelang ihm mit dem Handelskonzern ein beeindruckendes Comeback. Noch vor kurzem schien es, als hätte Aldi Nord gegenüber Lidl und Aldi Süd den Anschluss verloren. Doch der promovierte Diplomkaufmann modernisierte die Unternehmensstrukturen, baute die Werbung aus, nahm mehr Markenartikel ins Sortiment. Dann investierte er ins Ladennetz, um in die Jahre gekommene Märkte wieder auf den neuesten Stand zu bringen. „Aldi Nord scheint sich langsam in eine führende Position bei der Modernisierung des Discounts zu bringen“, urteilt Handelsexperte Boris Planer vom Marktforschungsunternehmen Planet Retail.

Dass Heußingers Vertrag jetzt verlängert ist, hat zentrale Bedeutung. Denn 2018 wird für den Discounter entscheidend. So hat Aldi Nord in diesem Jahr das Projekt Aniko (Aldi Nord Instore Konzept) gestartet. Bei diesem größten Investitionsvorhaben der Unternehmensgeschichte sollen 5,2 Milliarden Euro in die Modernisierung der Filialen gesteckt werden. Bis Anfang 2019 sollen alle 2250 Filialen in Deutschland umgebaut sein. Heller sollen sie werden, der Frischebereich wird deutlich ausgebaut. Zugleich werden ab Januar 2018 auch die Filialen im Ausland in das Programm einbezogen.

Erste Erfolge des Modernisierungskurses von Heußinger zeigen sich bereits in der Bilanz. In allen neu gestalteten Märkten legt der Umsatz nach Angaben des Marketing-Geschäftsführers Kay Rüschoff zweistellig zu. Dadurch stieg im vergangenen Jahr der durchschnittliche monatliche Umsatz pro Filiale von 437.000 auf 461.000 Euro. Mit der neuen Investitionsoffensive dürfte sich das noch verstärken.

Auch das Wachstum beschleunigt sich. War der Umsatz von Aldi Nord im vergangenen Jahr schon um 3,61 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro gestiegen, legt er in diesem Jahr bisher sogar um fünf Prozent zu. Bei der Schwester im Süden zeichnet sich eine parallele Entwicklung ab. Hatte der Umsatz von Aldi Süd 2016 noch bei 15,7 Milliarden Euro stagniert, zieht er in diesem Jahr – auch dank massiver Investitionen in die Filialen – wieder deutlich an.

Neue Zentrale für 800 Mitarbeiter

Zugleich startet Anfang 2018 der Bau der neuen Zentrale von Aldi Nord in Essen, in den das Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag investiert. Ab 2020 soll dieser neue Campus Platz für 800 Mitarbeiter bieten. Heute arbeiten in der Aldi-Nord-Zentrale 400 Beschäftigte. Auf dem 100.000 Quadratmeter großen Gelände besteht sogar eine Expansionsmöglichkeit für bis zu 2000 Mitarbeiter.

Bisher ist es allen Beteiligten gelungen, den Familienstreit weitgehend aus dem Tagesgeschäft herauszuhalten. So wurde beispielsweise das Projekt Aniko im Gesellschafterkreis zwar etwas intensiver diskutiert als früher üblich bei Aldi Nord. Doch letztlich wurde die Milliardeninvestition einvernehmlich freigegeben.

Doch dass der Streit nun mit der mündlichen Verhandlung in dieser Woche wieder auflebt, wird von vielen im Unternehmen mit Sorge gesehen. Denn vom Ausgang des Verfahrens könnte abhängen, ob die Erfolgsgeschichte Aldi Nord weitergeht.

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