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Vorwurf an Hersteller Babymilch von Nestlé und Novalac laut Foodwatch mit Mineralölbestandteilen belastet

Foodwatch warnt vor Babymilchpulver: Drei Produkte seien mit aromatischen Mineralölbestandteilen verunreinigt. Laut „Öko-Test“ ist auch der „Beyond Meat-Burger“ betroffen.
24.10.2019 Update: 24.10.2019 - 17:22 Uhr Kommentieren
Diese Produkte sind laut Foodwatch mit krebsverdächtigen aromatischen Mineralölbestandteilen (MOAH) verunreinigt. Quelle: Foodwatch
Säuglingsmilch

Diese Produkte sind laut Foodwatch mit krebsverdächtigen aromatischen Mineralölbestandteilen (MOAH) verunreinigt.

(Foto: Foodwatch)

Düsseldorf Geht es um belastete Lebensmittel, reagieren Verbraucher in Deutschland derzeit sehr sensibel. Der Skandal um Wurst der Firma Wilke, die mit Listerien verseucht war, hat die Bevölkerung aufgerüttelt. Drei Menschen waren dadurch zu Tode gekommen, mindestens 37 schwer erkrankt. So konnte sich die Verbraucherorganisation Foodwatch großer Aufmerksamkeit sicher sein, als sie am Donnerstagmorgen eine Warnmeldung veröffentlichte.

Drei Säuglingsmilchpulver-Produkte der Hersteller Nestlé und Novalac sind laut Foodwatch mit gesundheitsgefährdendem Mineralöl belastet. Im Auftrag der Verbraucherschützer hatten drei zertifizierte Labore unabhängig voneinander und mit unterschiedlichen Analysemethoden Babymilch getestet. Von vier in Deutschland eingekauften Produkten wären drei mit krebsverdächtigen aromatischen Mineralölbestandteilen (MOAH) verunreinigt. Auch in Frankreich und den Niederlanden fand Foodwatch belastete Babymilch.

In Deutschland und Österreich seien die Nestlé-Produkte „Beba Optipro Pre, 800 g, von Geburt an“ und „Beba Optipro 1, 800 g, von Geburt an“ betroffen sowie die nur in Apotheken in Deutschland erhältliche „Novalac Säuglingsmilchnahrung Pre, 400g“. Es geht laut Foodwatch um Werte zwischen 0,5 und 3 Milligramm pro Kilo. Einen gesetzlichen Grenzwert für MOAH gibt es bisher nicht.

„Aromatische Mineralölbestandteile haben in Lebensmitteln nichts zu suchen – schon gar nicht in Produkten für Säuglinge. Gerade bei Lebensmitteln für Neugeborene müssen sich die Eltern absolut darauf verlassen können, dass die Produkte gesundheitlich unbedenklich sind“, sagte Martin Rücker, Geschäftsführer von Foodwatch-Deutschland.

Es bestehe zwar keine akute Gesundheitsgefahr, dennoch forderte die Verbraucherorganisation einen sofortigen Verkaufsstopp und den Rückruf der betroffenen Produkte. Jeder weitere Tag, an dem Hersteller wie Nestlé ihre mit krebsverdächtigen Mineralölen verunreinigte Babymilch in den Verkaufsregalen stehen lassen, erhöhten das Risiko für Neugeborene, so Rücker.

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) sagte mit Blick auf die Testergebnisse, sie verlange hier Transparenz. „Wenn sich herausstellt, dass Baby- oder Säuglingsmilch der Gesundheit unserer Kleinsten schaden könnte, darf sie nicht im Supermarkt landen.“ Sie habe deshalb die EU-Kommission eingeschaltet.

Auch „Beyond Meat Burger“ mit Mineralöl verunreinigt

Die betroffenen Unternehmen reagierten überrascht und bis zum Nachmittag mit Schweigen. Nestlé kündigte im Verlauf des Tages eine Stellungnahme an, ebenso wie Novalac. „Wir vertreiben Novalac-Produkte schon seit vielen Jahren in Deutschland und hatten nie Probleme“, sagte eine Sprecherin von Vived auf Anfrage des Handelsblatts. Das Unternehmen aus Köln vertreibt Produkte des französischen Herstellers.

Vived nehme die Testergebnisse sehr ernst und habe mit dem Hersteller entsprechende Untersuchungen eingeleitet. „Inwieweit die Vorwürfe nachvollziehbar sind, können wir zurzeit noch nicht beantworten“, hieß es.

Der Lebensmittelverband Deutschland wiegelte ab: Bei den von Foodwatch untersuchten Produkten handele es sich um spezielle Produkte in speziellen Verpackungen, nämlich Metalldosen, und eben nicht um die üblicherweise in Drogeriemärkten angebotenen Produkte in Beuteln. „Insofern spiegelt Foodwatch nicht den Markt wieder und kommuniziert ein verzerrtes Bild von der Realität im Babynahrungsbereich“, so Sieglinde Stähle von der Wissenschaftlichen Leitung des Verbands.

Generell könne es eine Nulltoleranz für Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Substanzen „auch aufgrund der umweltbedingten und folglich unvermeidbaren Grundbelastung kaum geben“. Aus heutiger Sicht sei dies auch gesundheitlich nicht problematisch. Die Lebensmittelwirtschaft arbeite aber kontinuierlich daran, zur Reduzierung des Eintrags beizutragen.

Die Zeitschrift „Öko-Test“ hatte im September Milchpulver für Säuglinge getestet. In fast allen Proben steckten erhöhte Mengen an mineralölartigen Stoffen und Substanzen, die sich aus Kunststoffbeschichtungen lösen können. Hauptproblem waren gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH/POSH). Von vier Pre-Nahrungen rieten die Tester unter anderem deshalb mit „mangelhaft“ und „ungenügend“ ab.

Wie die Zeitschrift „Öko-Test“ am Donnerstag bekanntgab, wurden auch in veganen Burgern Mineralölspuren gefunden. Der besonders gehypte „Beyond Meat Burger“ war mit einem „stark erhöhten“ Gehalt an Mineralölbestandteilen verunreinigt, schreibt die Testzeitschrift.

Verpackungen sollen schärfer kontrolliert werden

Seit langem ist bekannt, dass Ölbestandteile in geringen Mengen aus Verpackungen auf Lebensmittel wie Reis übergehen können. Auch in Adventskalendern mit Schokolade waren vor einigen Jahren Mineralölspuren gefunden worden. Foodwatch hatte bereits 2015 international 120 Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder Cornflakes untersuchen lassen – 43 Prozent der Produkte enthielten aromatische Mineralöle.

Als Verursacher galten bisher hauptsächlich recycelte Kartons: Denn sie werden aus bedrucktem Altpapier hergestellt. Die Druckfarben können Mineralöle enthalten. Laut Ministerin Klöckner wird ein Verordnungsentwurf zu Lebensmittelverpackungen aus Altpapierstoffen vorbereitet.

Ziel sei eine Verpflichtung für Unternehmen, diese so zu gestalten, dass Mineralölrückstände nicht in das Lebensmittel übergehen können. Foodwatch vermutet im aktuellen Fall der Säuglingsmilch jedoch, dass Weißblechdosen, in denen manche Hersteller ihr Milchpulver anbieten, Quelle der Ölspuren sein könnten.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bezeichnet Verunreinigungen mit aromatischen Mineralölen generell als „unerwünscht“. Übergänge auf Lebensmittel sollten minimiert werden. „Eine gesundheitliche Bewertung ist aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht möglich“, heißt es. Foodwatch hingegen fordert bei den besonders kritischen aromatischen Mineralölen eine Nulltoleranz – gerade bei Säuglingsnahrung.

Mehr: Innovative Start-ups geben der Lebensmittelbranche neue Impulse. Marktforscher prophezeien eine Revolution unserer Essgewohnheiten – und ein dramatisches Marktwachstum für Fleischersatzprodukte und In-vitro-Fleisch.

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