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Wann bringen Scherben Glück? Der neue Meissen-Chef räumt kräftig auf

Die staatliche Porzellanmanufaktur Meissen läuft seit Jahren defizitär. Auch die Luxusstrategie der Sachsen greift noch nicht. Tillmann Blaschke, der neue Chef des Traditionsbetriebs, stellt nun alles auf den Prüfstand.
27.01.2016 - 06:00 Uhr
Der Staatskonzern Meissen steckt in den roten Zahlen – das soll sich nun ändern. Quelle: dpa
Porzellan

Der Staatskonzern Meissen steckt in den roten Zahlen – das soll sich nun ändern.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der neue Chef der Porzellanmanufaktur Meissen räumt auf. Tillmann Blaschke untersucht dazu alle Bereiche des Traditionshauses. Er schaut sich an, „welche Produkte gut zu Meissen passen, welche gut und weniger gut am Markt ankommen und welche profitabel sind“, sagte Blaschke dem Handelsblatt.

Damit steht auch die heutige Produktvielfalt auf dem Prüfstand. Denn Blaschkes Vorgänger Christian Kurtzke hatte begonnen, die Porzellanmanufaktur zu einem internationalen Luxus- und Lifestyle-Unternehmen zu formen. So führte er eine Mode- und Einrichtungslinie ein und eröffnete Boutiquen und Shops in Italien und China.

Was nach der eingehenden Analyse von Blaschke, der das Unternehmen seit vergangenem Jahr führt, und dem neuen Aufsichtsrat von der Luxusstrategie übrig bleibt, wird sich erst in den nächsten Wochen entscheiden.

Aber die Zielrichtung ist klar. „Es wird unsere Aufgabe sein, in den nächsten drei Jahren eine merkliche Ergebnisverbesserung zu erreichen“, sagte Blaschke. Dann könne der Konzern auch schon „in der Nähe der operativen Gewinnschwelle“ sein.
Denn 2014 rutschte das Staatsunternehmen, das dem Land Sachsen gehört, tief in die roten Zahlen. Nach einem Verlust von gut zwei Millionen Euro 2013 machte die Manufaktur ein Minus von 19 Millionen Euro. Der Umsatz gab nur leicht auf 38 Millionen Euro nach.

Für 2015 sieht es nicht viel besser aus. Blaschke erwartet, bereinigt um Sondereffekte, „operativ ein leicht verbessertes Ergebnis“. Noch ist aber offen, wie sich das schlechte Russland- und das deutlich geringere China-Geschäft auswirken. Für das schwache Abschneiden 2014 sorgte vor allem die Tochtergesellschaft in Italien. Sie ist für die Entwicklung und Lieferung für neue Produktlinien wie Einrichtung, Accessoires und Couture zuständig. Den dortigen Geschäftsführer hat Blaschke vor die Tür gesetzt.

„Was ich in Italien vorgefunden habe, hat diese drastischen Schritte erfordert, um das Gesamtunternehmen nicht zu gefährden“, beschreibt er die desolate Situation dort. Er musste Forderungen abwerten, Vorräte abschreiben und einen neuen Geschäftsführer holen. Blaschke hat begonnen, das Unternehmen „in Gänze und auf lange Sicht zukunftsfähig zu machen“. Dazu gehören auch neue Organisationsstrukturen und Prozesse.

Die Expansion der Porzellanmanufaktur in die Mode ist in der Branche umstritten. „Es ist schwer, sich als Newcomer mit einer neuen Couture-Linie im Luxusmodemarkt gegen große Konzerne durchzusetzen“, sagt Franz-Maximilian Schmid-Preissler von der gleichnamigen Strategieberatung. Kritiker der Luxusstrategie des staatlichen Unternehmens gibt es vor allem in politischen Kreisen. Bereits vor knapp zwei Jahren beauftragte der Finanzminister des Landes Sachsen, Georg Unland, deshalb die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, „die Wachstumsstrategie der Manufaktur zu beleuchten und zu plausibilisieren“.

Das Gutachten wurde zwar nie veröffentlicht. Doch die Landesregierung bestätigte indirekt Kurtzkes Kurs, weil sie zusätzliche Gelder für Investitionen freigab. So gründete sie die Meissen-Porzellan-Stiftung, die Formen und Museumsgegenstände der Manufaktur kaufte. Den Erlös von rund sechs Millionen Euro stellte sie Kurtzke zur Verfügung, um den Umbau voranzutreiben.

Doch Kurtzke ist nicht mehr Geschäftsführer. Er wechselte im vergangenen Jahr überraschend an die Spitze von Porsche Design. Und der Förderer seiner Strategie, der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, hat den Aufsichtsrat verlassen.
Die Landesregierung will aber an der Manufaktur festhalten. Der Freistaat Sachsen stehe zum Unternehmen und seinen rund 600 Mitarbeitern und werde „es weiterhin unterstützen“, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Er erwartet jedoch eine genaue Analyse der „2009 eingeschlagenen Unternehmensstrategie auf Nachhaltigkeit“.

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