Welternährungstag: Der bittere Nachgeschmack einer Tasse Tee
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WelternährungstagDer bittere Nachgeschmack einer Tasse Tee
Die Menschen, die unser Essen ernten, haben meist selbst nicht genug davon. Eine Studie beleuchtet das Problem nun am Beispiel von Teepflückern. An deren Situation sind auch große Konzerne wie Unilever nicht unschuldig.
Düsseldorf Aufstehen, Wasserkocher an, Beutel in die Tasse, sieben Minuten ziehen lassen: Wer einen Tee trinken will, braucht in den Industrienationen dafür nur wenige Minuten. Bis das Getränk aber in unserer Tasse landet, dauert es deutlich länger: Die Blätter, die dem heißen Wasser ihren Geschmack geben, müssen erst einmal gepflückt werden. Doch die Menschen, die unser Essen ernten, haben selbst meist nicht genug davon.
Landarbeiter zählen zu einer Berufsgruppe, die für ihre Arbeit auf Plantagen weltweit oft so wenig Lohn bekommen, dass sie damit noch nicht einmal das Existenzminimum erreichen. Das gilt unter anderem im Teesektor, wie eine gemeinsame Studie des Hilfswerks Misereor, der Menschenrechtsorganisation FIAN und der Internationalen Union der Lebensmittel- und Landwirtschaftsgewerkschaften (IUL) zeigt. Zum Welternährungstag am 16. Oktober haben sie beispielhaft die Löhne von Teepflückern untersucht. Die Studie zeigt: Schuld an den Umständen sind auch westliche Unternehmen.
In Indonesien liegen die Löhne von Landarbeitern selbst mit Sachleistungen unter dem Existenzminimum. Das Existenzminimum in Indonesien beträgt nach UN-Schätzungen etwa 0,80 US-Dollar. In Indien zahlen manche Plantagen Löhne deutlich unterhalb der Armutsgrenze von einem US-Dollar pro Tag. Und in Malawi erhalten die Teepflücker nicht einmal die Hälfte des Lohns, der die Grenze zur „extremen Armut“ überschreiten würde.
Der Deutschen liebster Tee 2013
Im Jahr 2013 tranken 1,6 Prozent der Deutschen den Tee von Mayfair. Im Vorjahr waren es noch 0,1 Prozent mehr gewesen.
Die britische Teesorte Twinings schaffte es in 2,9 Prozent aller deutschen Teetassen. Im Vorjahr waren es 2,8 Prozent gewesen.
Für die Marke Windsor Castle entschieden sich 2013 4,1 Prozent der deutschen Teetrinker – genauso viele wie im Vorjahr.
Bünting Tee, bekannt für seinen Ostfriesentee, kam in 4,2 Prozent der deutschen Haushalte vor. 2012 waren es noch 4,4 Prozent gewesen.
Der Goldmännchen-Tee schafft es auf einen Anteil von 5,3 Prozent, 0,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Rund 15 Prozent der Deutschen trinken Milford-Tee. Damit kann die Sorte, die zur Ostfriesischen Tee Gesellschaft gehört, einen deutlichen Zuwachs zu 2012 verzeichnen: Damals wurde sie nur von 14,2 Prozent der Konsumenten erwähnt.
Rund jeder fünfte deutsche Konsument setzt auf Meßmer-Tee. Die Marke, ebenfalls zur Ostfriesische Tee Gesellschaft gehörig, brachte es 2013 auf 22,6 Prozent Marktanteil. Im Vorjahr waren es 22,8 Prozent gewesen.
Der beliebteste Tee in Deutschland kam 2013 von der Teekanne. Jeder vierte Konsument hierzulande (25,4 Prozent) griff zur dieser Marke. 2012 waren es nur 24,8 Prozent gewesen.
Nicht alle Teesorten wurden in den Studie abgefragt. 40 Prozent der deutschen Teetrinker verwenden die Beutel anderer als der genannten Marken, wenn sie ihr Heißgetränk aufschütten.
Das Problem entsteht nach Angaben der drei Organisationen vor allem durch große Konzerne wie Unilever (Lipton) oder Tata Tea. Die Unternehmen haben sich – wahrscheinlich nicht ohne Grund – aus der Primärproduktion zurückgezogen und konzentrieren sich nun auf das Verpacken der Produkte statt auf die Ernte. Stichwort: Greenwashing. So bezeichnet die Fachsprache unter anderem den Prozess, in dem sich große Unternehmen aus dem direkten Anbau zurückziehen, um selbst zum Beispiel nicht mehr für die Arbeitsbedingungen verantwortlich gemacht werden zu können. Und das sogenannte „Packaging“ ist schlichtweg attraktiver, weil es mehr Geld verspricht.
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Doch für die Arbeiter haben solche Entscheidungen schwerwiegende Folgen: In Indien hat der Rückzug von Hindustan Unilever, einer Tochter des Konsumgüterherstellers, 12.000 Arbeiter den Job gekostet.
Nach Angaben der Anti-Armut-Organisation War on Want gehen 53 Prozent des Teepreises an die Einzelhändler, 33 Prozent an Marken wie Typhoo. Die Fabrik erhält immerhin noch sieben Prozent, der Unterhändler sechs Prozent. Für den Teepflücker bleiben am Ende der Kette weniger als ein Prozent des Preises als Lohn übrig.
Auch die Produzenten verdienen dementsprechend nicht mehr so viel mit Tee. Durch „steigende Energiepreise und die Abwertung des US-Dollars gegenüber ihren lokalen Währungen“ sei das Geschäft schwierig geworden, heißt es in der Studie.
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