Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Wintersport im Lockdown Unternehmen fürchten den Komplettausfall der diesjährigen Skisaison

Hohe Kosten, aber keinen Umsatz: Hoteliers, Sportgeschäfte und Skischulen verzweifeln. Die Branche fürchtet, dass das Geschäft komplett ausfällt.
23.01.2021 - 15:06 Uhr Kommentieren
Die Skigebiete in Deutschland sind geschlossen, Sachsen hat bereits angekündigt, dass es dabei für den Rest der Saison bleibt. Quelle: dpa
Skilifte außer Betrieb

Die Skigebiete in Deutschland sind geschlossen, Sachsen hat bereits angekündigt, dass es dabei für den Rest der Saison bleibt.

(Foto: dpa)

München Schnee, soweit das Auge reicht: In einem normalen Winter ein Traum für die Hoteliers am Alpenrand. Dieses Jahr ist die weiße Pracht indes nur eine Last. „Die großzügigen Anlagen müssen unterhalten werden“, klagt Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Pro Allgäu GmbH.

In der Marketingkooperation haben sich 80 Hotels aus dem Allgäu zusammengeschlossen. Es sind Häuser mit drei bis fünf Sternen, die inzwischen seit fast einem Vierteljahr keinen einzigen Gast mehr bewirten dürfen – die aber trotzdem beheizt und gepflegt werden müssen. Das verschlingt Geld, wobei sich das Konto jeden Tag weiter leert. „Die Luft wird dünner“, sagt die Managerin.

So wie den Gastwirten im Voralpenland geht es der Wintersportbranche überall in Deutschland. Hoteliers, Sporthändler und Skiliftbetreiber haben Kosten, aber bislang keinerlei Einnahmen. Schlimmer noch: Es wird immer wahrscheinlicher, dass sie die Saison komplett abhaken müssen. Denn ein Ende des Lockdowns ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Es zeichnen sich weitere Einschränkungen des täglichen Lebens in den kommenden Wochen ab.

„Wir sitzen auf Bergen von Ware, die wir im Grunde nicht mehr verkaufen können“, ärgert sich Martin Kerner vom Outdoor-Shop Basislager in Karlsruhe.

Das ist umso ärgerlicher, als im nahen Schwarzwald diesen Winter endlich einmal wieder ausreichend Schnee liegt fürs Alpinskifahren, fürs Winterwandern und für Langlauf. Die Leute hätten also einen Grund, sich neue Ausrüstung zuzulegen.

Haufenweise Winterware in den Läden

Stattdessen weiß Kerner nicht, wie er seine Rechnungen bezahlen soll: „Wir brauchen dringend Liquidität, um die geplante Ware, die in wenigen Wochen kommt, bezahlen zu können.“ Das heißt: Die Daunenjacken hängen noch unberührt an den Ständern, da rollen bereits die Hubwagen mit den Frühlingskollektionen an.

Dabei hat Kerner sogar noch Glück im Unglück. Denn er hat keine Skier im Sortiment. Ganz anders Sport Schuster in München. Einer der größten Umsatzbringer des Traditionshauses in bester Innenstadtlage sind in normalen Jahren Alpin-Skier. 3000 Paar hat das Familienunternehmen auf Lager. Sie sind momentan so gut wie unverkäuflich.

Grafik

Schon in den Wochen vor Beginn des Lockdowns für den Handel im Dezember sei dieses Geschäft praktisch komplett zum Erliegen gekommen, sagt Geschäftsführer Konstantin Rentrop.

Der Manager rechnet damit, dass die Wintersaison weitgehend ausfällt: „Wir müssen uns auf einen Lockdown bis Ostern einstellen.“ Die teuren Skier lasten schwer auf Schuster. Sie lassen sich zwar bestenfalls nächsten Winter wieder verkaufen, das aber nur mit satten Rabatten. Schließlich stehen bis dahin schon die neuen Kollektionen in den Läden.

Die Skigebiete hierzulande sind dicht, Auslandsreisen schwer möglich. Wer braucht da schon eine neue Skiausrüstung?

In Österreich und der Schweiz sind die Bergbahnen zwar in Betrieb. Aber die Hürden für Skiferien sind hoch. Es gilt, Quarantäneregeln zu beachten und allerlei Hygienemaßnahmen vor Ort. Zudem sind in Österreich die Gasthäuser dicht und auch die Hotels. In Italien wird die Skisaison frühestens am 15. Februar wieder richtig beginnen.

Im Schweizer Skiort Verbier stehen die Sportler an der Gondel an. In den Nachbarländern Frankreich, Italien und Deutschland sind die Skigebiete nach wie vor geschlossen. Quelle: dpa
Skifahrer in der Schweiz

Im Schweizer Skiort Verbier stehen die Sportler an der Gondel an. In den Nachbarländern Frankreich, Italien und Deutschland sind die Skigebiete nach wie vor geschlossen.

(Foto: dpa)

Die deutschen Liftbetreiber könnten jederzeit loslegen. Wo nicht genügend Schnee fiel, haben die Bahngesellschaften ausreichend beschneit. Doch der Maschinenschnee ist teuer, und in den vergangenen Wochen haben die Firmen allenfalls an den Parkgebühren der Ausflügler verdient. Nun ist fraglich, ob sie bis Saisonschluss an Ostern auch nur einen Skipass verkaufen.

Zumindest in Sachsen können sie die Bügel der Schlepplifte ohnehin schon wieder abhängen. Tourismusministerin Barbara Klepsch teilte bereits vergangene Woche mit: „Unsere sächsischen Skigebiete müssten aktuell damit beginnen, ihre Pisten künstlich zu beschneien, um für die restliche Saison ausreichend Schnee vorzuhalten. Die aktuelle Corona-Situation in Sachsen ist aber weiterhin sehr ernst. Wir haben uns deshalb schweren Herzens gemeinsam darauf verständigt, die alpine Wintersaison für den Tourismus zu beenden.“ Damit solle den Liftbetreibern Planungssicherheit gegeben werden, damit sie unnötige Kosten vermeiden können.

Grafik

Ganz besonders betroffen vom Lockdown sind die Ski- und Snowboardschulen hierzulande. „Sie erzielen in den vier Wintermonaten die Umsätze, mit denen sie ihre Fixkosten ganzjährig bezahlen, ihre Familien ernähren und in die Entwicklung ihrer Unternehmen investieren“, so der Deutsche Skilehrerverband in einem offenen Brief an die Politiker hierzulande. „Wenn die komplette Wintersaison 2020/21 ausfällt, fehlen exakt diese Einnahmen.“

Ohne weiter gehende staatliche Hilfen würden viele Betriebe im nächsten Winter nicht mehr existieren, warnt der Zusammenschluss der Skischulen. Die bisherige Unterstützung würde nicht reichen, den Sommer zu überstehen. Denn: Die nächsten Umsätze kämen erst wieder im Dezember in die Kasse.

Eigenen Angaben zufolge betreuen die gewerblichen Skischulen in Deutschland in einem normalen Winter eine halbe Million Gäste. Sie buchen jeweils im Schnitt drei Kurstage.

Der Verband hat die Hoffnung nicht aufgegeben, zumindest in vom Virus wenig betroffenen Gegenden noch Kurse abhalten zu dürfen – selbst wenn die Skigebiete zubleiben: Auf abgegrenzten Pisten, an eigens für sie geöffneten Liften, mit einigen wenigen Kunden.

Nicht nur die Skischulen kämpfen ums Überleben. Sollte der Lockdown bis Ostern reichen, „wird das im gesamten Handelsumfeld die Insolvenzgefahr drastisch erhöhen – und wir werden in der Folge Geschäftsaufgaben sehen“, schlägt Alexander von Preen Alarm, der Chef des Sporthändlerverbunds Intersport.

„Müssen lernen, mit dem Virus zu leben“

Hoteliers-Vertreterin Wiedenmann sieht insbesondere jene Betriebe bedroht, die unter den gegenwärtigen Bedingungen keinen Anspruch auf staatliche Zuschüsse haben. Das betreffe ein Fünftel aller Mitglieder von Pro Allgäu. „Die Zusagen klangen anfangs alle gut, aber die Erwartungen haben sich kaum erfüllt“, so die Managerin. „Da ist noch ein großer Schritt zu gehen.“

Darüber hinaus fordert sie von der Politik ein Datum, wann die Häuser öffnen dürfen. „Es fehlt die Perspektive“, sagt Wiedenmann. Mit den Hygienekonzepten sei es möglich, die Gäste sicher zu beherbergen – auch wenn die Infektionszahlen die Grenzwerte nicht unterschritten hätten. Wiedenmann: „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben.“

Bis vor Kurzem hätten die Hoteliers noch gehofft, an Fasching aufzusperren. Das erwarte niemand mehr. Die Unternehmer würden unterdessen ungeduldig: „Die möchten nicht im Liegestuhl sitzen.“ Selbst wenn sie die Pools ohnehin warm halten müssen.

Mehr: Händler stellen sich auf Corona-Lockdown bis Ostern ein – und fürchten Pleiten.

Startseite
Mehr zu: Wintersport im Lockdown - Unternehmen fürchten den Komplettausfall der diesjährigen Skisaison
0 Kommentare zu "Wintersport im Lockdown: Unternehmen fürchten den Komplettausfall der diesjährigen Skisaison"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%