Zalando-Mutter Rocket Internet Jahr des Wachstums – und der Verluste

„Das Jahr 2015 war ein Jahr der Investments und des Wachstums“, sagt Oliver Samwer, Vorstandschef von Rocket Internet.
Berlin Wäre Rocket Internet ein ganz normales Unternehmen, müsste man sagen: Das letzte Jahr war eine Katastrophe. Die Umsätze: Nicht nennenswert. Das Ergebnis: tief im Minus. Weil Rocket aber etwas anders tickt, verkündet Vorstandschef Oliver Samwer für 2015 einen Verlust von fast 200 Millionen Euro und sagt dazu selbstbewusst: „Das Jahr 2015 war ein Jahr der Investments und des Wachstums“.
Nach der Logik der Start-up-Fabrik, die im Grunde ja nichts herstellt, sondern Visionen finanziert, ist weniger entscheidend, was die Unternehmen, an denen Rocket beteiligt ist, heute verdienen. Wichtig ist vor allem, was sie morgen wert sein werden.
Wie die Handelsplattform Lazada, die Rocket vor zwei Tagen für umgerechnet 120 Millionen Euro an den chinesischen Online-Händler Alibaba verkauft hat – trotz roter Zahlen. Bei dem Amazon-Klon, der in sechs Ländern Südostasiens aktiv ist, habe Rocket seinen Einsatz verfünfzehnfacht, betont Samwer.
Der Umsatz der Portfolio-Unternehmen sei 2015 um 69 Prozent gestiegen, sagt Finanzchef Peter Kimpel: „Das war ein sehr gutes Jahr für Rocket“. In der Konzern-Bilanz schlagen sich diese Zahlen nicht nieder – da die Start-ups nicht mehrheitlich zu Rocket Internet gehören, wird nur der jeweilige Rocket-Anteil am Ergebnis der Firma bilanziert, nicht der Umsatz.
Und die Ergebnisse im Rocket-Reich, das von Südamerika über Afrika und den mittleren Osten bis nach Südostasien reicht, lassen zu wünschen übrig: Die wichtigsten acht Unternehmen machten 2015 zusammen einen Verlust von einer Milliarde Euro.
Im nächsten Jahr werde sich das ändern, verspricht Samwer: „2016 wird das Jahr der Verbesserung der Profitabilität.“ Schon 2015 sei die durchschnittliche Gewinn-Marge gestiegen – wenn auch auf einem ziemlich niedrigen Niveau, nämlich von minus 35 Prozent auf minus 30 Prozent. Bis 2017 sollen drei Firmen schwarze Zahlen schreiben.
Auf einem guten Weg scheint Namshi, eine Art Zalando für den mittleren Osten mit Sitz in Dubai. Das Unternehmen konnte seine Gewinnmarge von minus zwölf auf minus zwei Prozent steigern.
Zu den aktuellen Hoffnungsträgern von Rocket gehört aber auch der hoch defizitäre Kochboxenlieferant Hello Fresh. Das Berliner Start-up, derzeit in sieben europäischen Ländern unterwegs, steigerte seinen Umsatz um mehr als 300 Prozent auf 305 Millionen Euro. Das schnelle Wachstum ist mit hohen Marketingkosten erkauft: Das Modell, sich sein Essen zwar selbst kochen, sich die Zutaten dafür aber portioniert nach Hause liefern zu lassen, wird zwar eifrig ausprobiert, hat sich beim Kunden aber noch nicht nachhaltig durchgesetzt, vor allem nicht in Deutschland.
Bis Hello Fresh Geld verdient, dürfte es noch dauern. Ein geplanter Börsengang wurde im letzten Jahr abgesagt – die Investoren waren nicht bereit, die von Rocket angesetzte Bewertung zu zahlen.