Erbgut-Entzifferer: Laborausrüster Thermo übernimmt Life
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Erbgut-EntziffererLaborausrüster Thermo übernimmt Life
Der amerikanische Laborausrüster Thermo will mit einem Milliardengeschäft den Erbgut-Entzifferer Life übernehmen. In diesem heißen Feld der Gentechnologie ist Life die Nummer zwei auf der Welt. Die Anleger freut's.
New York In der amerikanischen Laborausrüster-Industrie steht eine Milliardenübernahme an. Weltmarktführer Thermo Fisher Scientific will für 13,6 Milliarden Dollar den kalifornischen Gentechnik-Spezialisten Life Technologies schlucken, wie beide Unternehmen am Montag mitteilten. Mit Life Technologies steigt Thermo Fisher zu einem der führenden Unternehmen in der Gensequenzierung auf - einem der heißesten Felder in der medizinischen Gentechnologie. Dabei geht es um die Entschlüsselung der Erbgutinformation von Zellen und ihre Aufbereitung für die Arzneiforschung. Life Technolgies ist die weltweite Nummer zwei in diesem Feld nach der US-Biotechfirma Illumina.
Anleger reagierten positiv auf den Übernahmevorstoß: Die Life-Aktie schoss vorbörslich acht Prozent auf 73,40 Dollar in die Höhe, Thermo-Papiere legten ein Prozent zu.
Die finanziellen Vereinbarungen sehen vor, dass Thermo Fisher 76 Dollar je Life-Aktie zahlt. Der Konzern will den Zukauf - die Zustimmung der Life-Aktionäre und der Kartellbehörden vorausgesetzt - bis Anfang 2014 abschließen. Den Life-Aktionären winkt ein Aufschlag von zwölf Prozent auf den Schlusskurs ihrer Aktien im Nasdaq-Index am Freitag. Thermo Fisher übernimmt zudem die Schulden der Gentechnik-Firma, die Ende 2012 bei 2,2 Milliarden Dollar lagen. Die Führungsspitzen beider Firmen gaben bereits grünes Licht für den Zusammenschluss.
Pharmabranche an der Patentklippe
Die Pharmabranche steht vor schwierigen Zeiten: Nach Einschätzung des Beratungsunternehmens Accenture werden bis zum Jahr 2015 rund 50 Blockbuster ihren Patentschutz verlieren – das sind Arzneien, die für mindestens eine Milliarde Dollar Umsatz im Jahr sorgen. Die Originalprodukte verlieren nach Patentablauf in der Regel massiv Marktanteile an die deutlich preisgünstigeren Nachahmer-Produkte der Generikahersteller.
Betroffen sind die Medikamente etlicher Pharmakonzerne. Etwa der Cholesterinsenker Lipitor, mit dem Pfizer einst mehr als 12 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr machte. Oder der Blutverdünner Plavix, der Sanofi und Bristol-Myers Squibb 2011 mehr als neun Milliarden Dollar in die Kassen spülte. Auch das Asthma-Mittel Singulair von Merck verliert seinen Schutz.
Von Ablauf der Patente profitieren die Hersteller von Generika: Sie dürfen die Arzneien kopieren und zu günstigen Preisen verkaufen. Das dämpft die Kosten – auch die Patienten profitieren davon.
Der Pharma-Industrie fällt es immer schwere, neue Blockbuster-Medikamente zu entwickeln. Das hat mit den strikteren Zulassungsbedingungen und den schärferen Kontrollen der Behörden zu tun. Ein Beispiel: Der deutsche Hersteller Merck stoppte das Multiple-Sklerose-Medikament Cladribin, weil es in mehreren Ländern keine Zulassung bekam.
"Wir sind hocherfreut über diese Transaktion, da sie den ultimativen Partner für unsere Kunden schafft und erheblichen Wert für unsere Aktionäre erzeugt", sagte Thermo-Fisher-Chef Marc Casper. Der Konzern geht davon aus, dass Life mit Vollzug der Übernahme sofort und erheblich zum Gewinn je Aktie des Konzerns beisteuert. Der Laborausrüster rechnet im dritten Jahr nach Abschluss der Transaktion mit Synergien von insgesamt 275 Millionen Dollar.
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BISLANG GRÖSSTE ÜBERNAHME FÜR THERMO FISHERThermo Fisher kommt derzeit mit weltweit rund 39.000 Beschäftigten auf einen Jahresumsatz von 13 Milliarden Dollar. Life Technologies erwirtschaftet Erlöse von 3,8 Milliarden Dollar. Die Gentechnikfirma hat rund 10.000 Beschäftigte. Für Thermo Fisher wäre Life die größte Akquisition seit der 12,8 Milliarden Dollar schweren Fusion von Thermo Electron und Fisher Scientific im Jahr 2006. Aus dem Zusammenschluss, den seinerseits maßgeblich der damalige Thermo-Electron-Chef und heutige Bayer -Chef Marijn Dekkers vorangetrieben hatte, war Thermo Fisher Scientific schließlich hervorgegangen.
Am Sonntag hatte Reuters bereits aus Kreisen erfahren, dass Life Technologies sich für die Offerte des Konzerns aus Waltham in Massachusetts entschieden hat. Damit stach Thermo Fisher Offerten der Chemiefirma Sigma-Aldrich sowie eines Konsortiums der Finanzinvestoren Blackstone, Carlyle, KKR und Temasek aus.
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