125 Jahre Suppenwürze Maggi - mehr als nur Nostalgie

Flaschen mit Maggi-Würze aus unterschiedlichen Jahren.
Düsseldorf Nochin den 80er-Jahren war die Maggi-Flasche das, was heute die Balsamicokaraffe ist: ein Muss auf dem Tisch jeder Gaststätte, die ein bisschen was hermachen will. Heute hingegen ist die Maggi-Flasche ein Tabu auf Gasthaustischen, selbst aus der finstersten Provinz ist sie verbannt. Das salzig-dunkle Gebräu aus Geschmacksverstärkern und Würze passt nicht mehr in die Zeit - und das, obwohl Maggi das 125-jährige Bestehen der legendären Suppenwürze feiert. Am Mittwoch eröffnete eine Jubiläumsausstellung im beschaulichen Taunus.
Maggi - die Marke steht, ob die Konzernmutter Nestlé will oder nicht, für industrielle Lebensmittel, für Produkte ohne Heimat und ohne Transparenz. Im Jahr 1979 fand ein Drittel der "Hausfrauen", die damals von Maggi befragt wurden, lediglich den Geschmack nicht ansprechend. Heute ist es dagegen eher die Idee des Kunstprodukts Maggi, die dem Konsumenten widerstrebt. Natürlichkeit ist - Ehec zum Trotz - Zeichen guter Ernährung.
Der Biometzger muss Auskunft geben, wo das geschlachtete Rind aufgewachsen ist. Die Nahrung gewinnt an Individualität. So wie der moderne Konsument gehalten ist, sich im Internet via Facebook und Xing ein unverwechselbares Profil zu geben, so bekommt heute auch der fair gehandelte Gepa-Hochlandkaffee aus einer Genossenschaft im hintersten Winkel Boliviens eine Persönlichkeit.
Maggi ist das krasse Gegenteil davon. Die Würze macht aus jeder Suppe ein anonymes Einheitsprodukt aus Glutamat und Salzgeschmack. Das einstige Werbeversprechen "Immer eine gute Suppe" verströmt den Geist der 50er-Jahre. Schon Mitte der 80er-Jahre versuchte Maggi vergeblich, Nachwuchshausfrauen mit Anzeigen in der Zeitschrift "Mädchen" für das Produkt zu begeistern. Die angepasste Hausfrau wuchs so wenig nach wie die Maggi-Nutzer.
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