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Abgang nach Asien Scheidender Opel-Chef: Michael Lohscheller wird CEO des vietnamesischen Autobauers Vinfast

Der Manager soll beim größten Konglomerat Vietnams die Expansion mit Elektroautos vorantreiben. Bisher ist die Marke in Europa aber kaum bekannt.
27.07.2021 - 11:46 Uhr Kommentieren
Der Manager führte Opel zurück in die Gewinnzone. Quelle: obs
Opel-Chef Michael Lohscheller mit dem E-Corsa

Der Manager führte Opel zurück in die Gewinnzone.

(Foto: obs)

München, Bangkok Vor zwei Wochen gab Michael Lohscheller einigermaßen überraschend seinen Abschied von Opel bekannt. Der Chef der Marke mit dem Blitz verlässt die Stellantis-Tochter zum 31. August, um sich, wie er damals seinen Beschäftigten erklärte, außerhalb des Konzerns „neuen spannenden Aufgaben“ zu widmen. Nun ist klar, wo die Reise für den 52-jährigen Sanierer hingeht: nach Vietnam.

Lohscheller wird CEO von Vinfast Global, der Autodivision des vietnamesischen Mischkonzerns Vingroup. Das gab das Unternehmen am Dienstag bekannt. In Opel-Unternehmenskreisen wird die Personalie bestätigt. Damit dürfte Lohscheller künftig an Pham Nhat Vuon berichten, den reichsten Mann Vietnams.

Der Unternehmer hat mit der Vingroup das größte Konglomerat des Landes erschaffen. Das Imperium, das jährlich mehr als fünf Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, entwickelt Immobilien und betreibt eine Hotelkette, ein Klinikunternehmen, Privatschulen sowie die Supermarktkette Vinmart mit mehr als 1.200 Filialen. Der Konzern hat den Anspruch, die Vietnamesen von der Wiege bis ins Grab zu begleiten, erklärte vor einigen Jahre eine Topmanagerin.

2017 stieg die Vingroup auch ins Autogeschäft ein. Innerhalb von nur 21 Monaten zog der Konzern in der im Norden Vietnams gelegenen Industriestadt Haiphong eine Produktionsstätte hoch. Derzeit werden dort laut dem Unternehmen mehrere Verbrenner-Pkw sowie elektrische Scooter und Busse gefertigt. Noch im Laufe dieses und des nächsten Jahres sollen mit dem VF e34, VF e35 und dem VF e36 darüber hinaus gleich drei Strom-SUVs zusätzlich vom Band rollen.

Mit diesen Fabrikaten will die Auto-Tochter Vinfast künftig auch nach Nordamerika und Europa expandieren. Der langjährige Opel-Manager Lohscheller soll die Wachstumsoffensive vorantreiben. „Im Verlauf meiner Karriere haben mich neue Herausforderungen immer angezogen“, erklärte der begeisterte Marathonläufer in einem Statement. Ihn reize besonders die Wachstumsperspektive bei Vinfast, bekundet Lohscheller.

Schlüsselrolle bei clever vernetzten Elektroautos

Wann genau der Familienvater in Hanoi starten wird, ist aber noch nicht bekannt. Sein Auftrag ist dagegen klar: Er soll aus Vinfast eines der global führenden Unternehmen bei clever vernetzten Elektroautos formen. Bei diesem Ziel komme Lohscheller eine „Schlüsselrolle“ zu, erklärte die Vingroup.

Lohscheller ist seit mehr als 20 Jahren in der Autoindustrie aktiv. Der gelernte Controller hat in London und Barcelona studiert und war Finanzchef bei Mitsubishi Motors in Europa und dem Volkswagen-Konzern in den USA. Vor neun Jahren wechselte er dann zu Opel. Im Zuge der Übernahme der Hessen durch Peugeot S.A. wurde Lohscheller 2017 zum Leiter der Geschäftsführung in Rüsselsheim berufen.

Der Sohn eines Bergarbeiters hat bei Opel geschafft, woran neun Manager vor ihm kläglich gescheitert sind: die Traditionsmarke nach fast zwei Jahrzehnten mit unentwegten Verlusten in die Gewinnzone zu führen. Und der Turnaround ist nachhaltig. Seit 2018 schreibt Opel durchweg schwarze Zahlen. Der Preis dafür ist aber hoch. Lohscheller hat in Deutschland den Abbau von fast 9000 der einst mehr als 19.000 Stellen besiegelt. Zudem dümpelt der Absatz nach wie vor.

Im Januar fusionierte die Opel-Mutter Peugeot mit Fiat Chrysler zu Stellantis. Seither hat Opel drei Geschäftsführerposten eingebüßt. Lohscheller war zuletzt nicht einmal mehr für die eigene Entwicklung mit 4000 Ingenieuren in Rüsselsheim verantwortlich. Für einen Strategen wie Lohscheller bot diese Perspektive zu wenig Gestaltungsfreiheit. Er sah sich daher nach etwas Neuem um.

Wechsel zur Vingroup kommt überraschend

Dass er nun nach Vietnam geht, kommt dennoch überraschend. Viele in seinem Umfeld hätten eher damit gerechnet, dass er zu einem Zulieferer wie Mahle wechselt. „Michael Lohscheller muss hochgefrustet sein, um den Sprung zu einem kleinen Start-up wie Vinfast in Vietnam zu machen“, meint auch Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR). „Angesichts des harten Wettbewerbsumfelds und der geringen Skalen von Vinfast im Vergleich zu den etablierten Autobauern sowie den erfolgreichen chinesischen Auto-Newcomern steht Lohscheller vor einer Herkulesaufgabe.“

Vinfast unterhält gleichwohl bereits zahlreiche Verbindungen zur deutschen Autoindustrie. Der frühere Vietnam-Chef von Bosch, Vingroup-Vizechef Vo Quang Hue, war beispielsweise am Aufbau des Unternehmens maßgeblich beteiligt. Und ZF Friedrichshafen gehört zu den wichtigsten Zulieferern – der Konzern hat sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Vinfast angesiedelt.

Die Basis für seine Fahrzeuge kauft Vinfast zudem bisher bei BMW und Opel ein. So basiert der Vinfast Fadil etwa auf dem mittlerweile eingestellten Kleinwagen Opel Karl Rocks.

Mehr: „Michael hatte die Nase voll“: Die wahren Gründe für den Abgang von Opel-Chef Lohscheller

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