Active Ownership Capital Stada-Investor will Kapitalseite im Aufsichtsrat komplett austauschen

Der Machtkampf bei dem Pharmahersteller steht vor einem neuen Höhepunkt.
Frankfurt Auf der Hauptversammlung von Stada wird es Ende August zum Showdown im Konflikt zwischen dem Investor Active Ownership Capital und der Unternehmensführung kommen. AOC will dann die komplette Neubesetzung der Kapitalseite im Aufsichtsrat des Arzneiherstellers erreichen. Ein entsprechendes Ergänzungsverlagen und Gegenanträge hat der Investor am Montagabend bekanntgemacht.
AOC will damit den Druck auf die Firma aus Bad Vilbel erhöhen. Der Stada-Aufsichtsrat hatte vergangene Woche einen eigenen Weg zur Erneuerung des Gremiums vorgestellt. Auf der Hauptversammlung sollen vier neue Kandidaten zur Wahl gestellt werden.
Das geht AOC offensichtlich nicht weit genug: Auch Aufsichtsratschef Martin Abend, dessen Mandat noch bis 2018 läuft, soll ersetzt werden. Der Investor schlägt für diese Position den langjährigen Novartis-Manager Eric Cornut vor. Der promovierte Jurist, Jahrgang 1958, war bei dem Schweizer Pharmakonzern zuletzt für Compliance und Ethik zuständig. „Viele Punkte, die wir bei Stada kritisieren, fallen in den Aufgabenbereich des langjährigen Aufsichtsratschefs Herr Abend“, sagt AOC-Mitgründer Klaus Röhrig.
Als Beispiel nennt er die Vergütung des Vorstandes und „das bisher nicht angemessene Kompetenz-Profil des Aufsichtsrats“, der vor allem aus Apothekern und Ärzten besteht. AOC hält Abend daher nicht mehr für geeignet, „den notwendigen Neuanfang in der Corporate Governance von Stada zu leiten oder zu begleiten“.
Zwischen AOC und der Stada-Führung schwelt seit Monaten ein Konflikt. AOC, hinter dem nach eigenen Bekunden institutionelle und private Investoren stehen, war im Frühjahr bei Stada mit rund fünf Prozent eingestiegen. Nach Ansicht von AOC bleibt die Firma wirtschaftlich unter ihren Möglichkeiten. Die Investoren drängten von Beginn an auf den Austausch des Aufsichtsrats. Stada initiierte daraufhin einen eigenen Prozess der Neubesetzung, verschob die Hauptversammlung und beauftragte die Personalberatung Egon Zehnder mit der Suche nach Kandidaten.
Der langjährige Stada-Vorstandsvorsitzende Hartmut Retzlaff, der unter anderem wegen seiner hohen Pensionsansprüche bei den Investoren heftig in die Kritik geraten war, erkrankte in der Zwischenzeit schwer. Ob und wann er in das Unternehmen zurückkehrt ist unklar, heißt es seitens Stada. Vorstandsmitglied Matthias Wiedenfels übernahm den Chefposten.
Vor drei Wochen hatte Stada seine Kandidaten für die Wahl in den Aufsichtsrat bekanntgegeben: Opel-Marketing-Chefin Tina Müller, Gunnar Riemann, zuletzt Topmanager bei der Bayer-Pflanzenschutzsparte Crop Science, Birgit Kudlek, zuletzt Vorstandsmitglied beim Pharmahersteller Aenova, sowie Rolf Hoffmann, zuletzt Topmanager beim US-Biotechunternehmen Amgen.
AOC sah sich bei diesem Verfahren nicht ausreichend beteiligt und rief große Stada-Investoren auf, sich an einem eigenen Auswahlprozess zu beteiligen. Mit der Kandidatensuche wurde die Personalberatung Spencer Stuart beauftragt.
Wer auf der Vorschlagsliste von AOC steht
Zwei der von Stada vorgeschlagenen Kandidaten werden von AOC unterstützt: Opel-Managerin Tina Müller und Rolf Hoffmann. Vier andere Kandidaten sollen nach Willen von AOC bald in den Stada-Aufsichtsrat einziehen.
Neben dem ehemaligen Novartis-Manager Cornut steht Ursula Schütze-Kreilkamp, Jahrgang 1959, zur Wahl. Die promovierte Ärztin ist Leiterin Personalentwicklung Konzern und Konzernführungskräfte bei der DB Mobility Logistics AG und ist laut AOC auf die Zusammensetzung funktionierender Management-Teams spezialisiert.
Auf der Vorschlagsliste von AOC stehen zudem Hans-Helmut Fabry, Jahrgang 1956, langjähriger Novartis und Sandoz Manager, sowie Klaus-Joachim Krauth, geboren 1961, ehemaliger Finanzchef von Hexal und Athos, der Beteiligungsgesellschaft der Hexal-Gründer Strüngmann.
Die Stada-Kandidaten Gunnar Riemann und Birgit Kudlek entsprechen laut AOC nicht dem von Spencer Stuart für diesen Prozess erarbeiteten Anforderungsprofil. Auch der bisherige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Carl Ferdinand Oetker soll laut AOC aus diesem Grund ersetzt werden. Nebulös bleibt, welche Investoren sich an dem Aufruf von AOC beteiligt haben und für wie viel Stimmgewicht sie stehen. Das verrät der Investor nicht. Ebenso geben weder AOC noch Spencer Stuart bekannt, wer die Personalberatung für ihre Kandidatensuche bezahlt. AOC tut das nach eigenem Bekunden jedenfalls nicht.
Stada hatte bei seinem Vorschlag betont, dass mit der Neubesetzung von vier der sechs Aufsichtsratsplätze auf Kapitalseite die erforderliche Mischung aus Kontinuität und Erneuerung gewährleistet sei. Für AOC ist die komplette Neubesetzung der Kapitalseite kein Problem. „Für die Kontinuität sorgen die langjährigen Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat“, sagt AOC-Manager Röhrig.
Nach Ansicht von AOC wird es auch im aktuellen Vorstand von Stada noch Veränderungen geben müssen. Zwar ist die Besetzung des Vorstands Sache des am 26. August zu wählenden Aufsichtsrats, wie AOC betont. „Sollte Herr Retzlaff nicht zurückkehren, gibt es mit dem Rechtsanwalt Wiedenfels als CEO und dem Finanzchef Hartmut Kraft unserer Ansicht nach nicht ausreichend Branchenkompetenz und operative industriespezifische Erfahrung im Vorstand“, sagt AOC-Mitgründer Florian Schuhbauer.
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