Akio Toyoda Vom Autobauer zur Plattform: So richtet der Toyota-Chef den Konzern neu aus

Bei der Automesse in Tokio stellte der japanische Konzern neue Formen der Mobilität vor.
Tokio Toyota-Chef Akio Toyoda hatte auf der Tokio Motor Show eine Weltpremiere der ganz besonderen Art parat. „Unser Stand zeigt dieses Mal kein Auto, das im kommenden Jahr auf den Markt kommt“, rief er von der Bühne den hunderten Journalisten zu, die sich am Stand des Konzerns auf der Automesse drängten. „Alles was es hier zu sehen gibt, sind Formen der Mobilität.“
Und genauso war es. Die neuen Toyota-Autos und Konzeptfahrzeuge hatte Toyoda an andere Gemeinschaftsstände der japanischen Autoindustrie verbannt. Mit dem eigenen Auftritt führte der Konzern stattdessen Videospiele oder seinen Partnerroboter als Verkäufer vor. Einem Konzeptauto am nächsten kamen Modelle seines „E Palette“-Systems, einer modularen Flotte autonomer Elektrofahrzeuge, die ab 2025 als Taxi, rollender Supermarkt oder Arztpraxis dienen sollen.
„Das alles ist von Akio geplant worden“, erklärte nach der Show Toyotas Executive Vice President Shigeki Tomoyama, einer der besten Kenner des Konzernchefs. Toyoda wolle die Motor Show, die wie andere traditionelle Messen in den vergangenen Jahren Zuschauer verloren hat, an die neue Zeit anpassen, sagte der für die sogenannten Connected Services zuständige Manager. Und in der verschiebe sich das Interesse der Menschen weg von Dingen hin zu Erfahrungen und Diensten.
Genau diesen Wandel zu Mobilitätsanbietern versuchen weltweit die meisten Autohersteller. Dabei setzen sie in der Ära der geteilten Massenmobilität auf verschiedene Strategien. Der japanische Autohersteller Nissan beispielsweise entwickelt autonome Taxis inklusive dem dazugehörigen Dienst. Andere wie Daimler und BMW haben unter anderem eigene Carsharing-Angebote gestartet.
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Toyota hingegen versucht durch große Investitionen in Mitfahrdienste zusätzlich zum Autohersteller das zu werden, was Google, Facebook und Amazon im Internet sind. „Wir wollen ein Mobilitätsplattformer werden“, sagt Tomoyama.
Toyota investiert Milliarden in regionale Fahrdienste
Der Konzern fährt daher mehrgleisig. Neben den Investitionen in neue Autos und elektrifizierte Antriebe vom Hybrid über batterieelektrische Stromer zu Brennstoffzellenautos setzt Toyota auf enge Partnerschaften mit Mobilitätsdiensten.
In Japan hat der Konzern unter anderem mit dem Mobilnetz des Technikinvestors Softbank die Plattform Monet Technologies gegründet, der sich inzwischen ein Großteil der japanischen Autoindustrie angeschlossen hat.
Ein zweiter Pfeiler sind die eigenen Händler, denen Toyota als Anbieter von Carsharing-Diensten und Servicecentren für Mobilitätsdienste eine Zukunft bieten will. Der dritte Pfeiler zielt auf das globale Geschäft: Im Ausland hat Toyota bereits mehrere Milliarden Dollar in Mitfahrdienste wie Uber in den USA, Grab in Südostasien und Didi Chuxing in China investiert.
Die Projekte sind unterschiedlich. Mit Uber entwickelt Toyota beispielsweise autonome Autos für Mobilitätsdienste, in Südostasien und China setzt der Konzern jedoch stärker auf seine eigenen Autos. Aber das Ziel ist ähnlich. „Wir stehen nicht in Konflikt mit den Fahrdiensten, wir wollen Toyota-Autos in ihren Flotten haben“, erklärt Tomoyama. Die Strategie greift dabei allerdings weit über Absatzsteigerung hinaus: Toyota will zum operativen Rückgrat der Fahrdienste werden.
Idealtypisch führt Toyota seine Strategie in Südostasien in seiner Partnerschaft mit dem Anbieter Grab vor, in den Toyota allein 2018 rund eine Milliarde Dollar investiert hat. Ziel ist es, mit Toyota-Autos 85 Prozent der Grab-Flotte zu stellen, sagt Tomoyama. Doch eigentlich geht es darum, die „Toyota Mobility Service Platform“ (MSPF) zu etablieren, die Flottenmanagement und Fahrzeugreparaturen mit Finanzdiensten wie Autoversicherungen und Datenanalyse verbindet. Auch die Fahrzeuge für Privatkunden sind inzwischen mit Kommunikationsmodulen ausgestattet, um Teil der Plattform zu werden.
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