Alfa Romeo Mit Ferrari im Herzen

Der Alfa Romeo 4C (im Bild) soll das Design der Marke vorgeben, wirklich interessant wird es erst mit der neuen Giulia, die am Mittwoch vorgestellt werden soll.
Mailand/Düsseldorf Im „Museo Storico Alfa Romeo“ in der italienischen Kleinstadt Arese soll am 24. Juni ein Wunder geschehen, eine Wiederauferstehung. Zum 105. Geburtstag der Marke soll hier ein Modell auf die große Bühne der Autowelt zurückkehren, das einst die Erfolgsgeschichte der Italiener begründete: die Giulia. FCA-Konzernchef Sergio Marchionne kommt in den Norden von Mailand gereist, um das neue Modell vorzustellen.
Die Giulia galt bei seiner Geburt im Jahr 1962 als revolutionär. Mit 112 PS hängte die Spitzenversion alle in puncto Leistung ab. Selbst das Einstiegsmodell war besser motorisiert als die meisten Zeitgenossen – und straffer abgestimmt. Die Giulia von Alfa Romeo war ein italienischer Traum, ein Sportwagen im Limousinengewand, bekannt auch für das außergewöhnliche Design.
Das ist mittlerweile mehr als ein halbes Jahrhundert her. Und seitdem verblasst auch die Legende von Alfa Romeo immer mehr: Modelle wie der anfällige Alfasud und das Design-Desaster Arna kratzen kräftig am Image. „Mit diesen Fehlern der Vergangenheit hat man bis heute zu kämpfen“, sagt Markenexperte Jürgen Gietl von der Unternehmensberatung BrandTrust.
Ein Blick auf die Verkaufszahlen sagt alles über den Zustand der Marke: Im Jahr 2014 hat Alfa in Europa noch gerade einmal 74.000 Fahrzeuge weltweit verkauft, noch einmal deutlich weniger als im Vorjahr. Wirklich neue Modelle gab es seit Jahren nicht mehr - abgesehen vom Sportwagen 4C, der aber eher zum Imageträger als zum Verkaufsschlager taugt.
Die neue Giulia soll der Startschuss für Comeback von Alfa sein. Insgesamt fünf Milliarden Euro hat der Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne für die Wiedergeburt der italienischen Kultmarke mit der grünen Schlange im Logo veranschlagt. Sogar das Logo selbst wurde modernisiert. Mehr als 500 Ingenieure arbeiten seit Jahren an den technischen Grundlagen für die italienische Wiedergeburt. Mit insgesamt acht neuen Modellen soll Alfa nicht nur den US-Markt zurückerobern, sondern zum Herausforderer für Audi und BMW heranwachsen, darunter zwei neue Mittelklassemodelle und ein SUV.
Die Pläne sind ambitioniert: In vier Jahren will Marchionne mit Alfa 400 000 Autos verkaufen– mehr als fünfmal so viel wie bisher. Ein Richtwert, der für die Marktforscher von IHS Automotive kaum zu schaffen ist. Sie rechnen mit halb so viel verkauften Fahrzeugen. Auch die schnelle Modellentwicklung wird von Marktbeobachtern kritisch bewertet. „Fiat will zu viel auf einmal. Warum geht man gleich mit acht neuen Modellen in den Markt und geht dabei die Gefahr ein, acht Mal Durchschnitt zu produzieren?“, fragt Markenexperte Gietl.
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