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Alfred Krupp Die Anfänge eines großen Stahlkonzerns

Ein unbekannter Stahlgießer aus der Provinz präsentiert 1851 auf der Weltausstellung eine Sensation, die zum Symbol des industriellen Aufstiegs Deutschlands wird. Die Geschichte eines perfekten Werbecoups.
19.05.2015 - 14:32 Uhr Kommentieren
Hier entstand Großpapas Gruß. Quelle: PR
Krupp-Fabrik in Essen aus den 1860-er Jahren

Hier entstand Großpapas Gruß.

(Foto: PR)

Essen Bis ins kleinste Detail muss alles stimmen. Sonst geht der Plan nicht auf. Dann wäre er, der Nobody aus Essen, ganz umsonst nach London gereist, zur „Great Exhibition“, der ersten Weltausstellung der Menschheitsgeschichte. Ein letztes Mal poliert er an diesem Donnerstag, dem 8. Mai 1851, die glänzende schwarze Gussstahlkanone, die er mitgebracht hat. Der Kleinunternehmer – groß gewachsen, schlaksig, hohe Stirn – zupft noch einmal die orange-gelbe Seidenschärpe zurecht, die den Brustpanzer aus Stahl gleich neben der Kanone schmückt. Alles steht ganz schön da, unter dem preußischen Kriegszelt. Damit der Werbecoup glückt, müssen die kleinsten Rädchen ineinandergreifen. Das Vorhaben: der pure Größenwahn. Er, der unbekannte Stahlgießer aus der preußischen Provinz, will die scheinbar übermächtigen Industriekonzerne Englands in seinen Schatten stellen. Die Welt soll ihn bewundern, seinen Namen buchstabieren lernen: Alfred Krupp.

Jahrzehntelang hat er auf diesen Moment hingearbeitet. Jahre der Verluste, der Rückschläge, der Demütigung. Jetzt ist die Zeit gekommen, den Krupp’schen Dreiklang zu vollenden: „Anfangen im Kleinen, Ausharren in Schwierigkeiten, Streben zum Großen.“ Heute ist Krupp bereit für den Kampf, bereit, alles aufzubieten. „Die Engländer sollen Augen machen.“ Der Unternehmer weiß: Mit seinen Stahlwalzen, Münzstempeln, Federn und Achsen wird er auf dieser Ausstellung keinen Eindruck schinden. Zu stark sind die Engländer in diesem Beritt. Deshalb lässt er seine Mannen in Essen seit Monaten heimlich an einer Attraktion werkeln. In drei Wochen wird sie ankommen. Ein Exponat, das ihn weltberühmt machen soll.

Doch die erste Stufe der Inszenierung beginnt schon heute. Die Provokation. In modischen Galoschen mit Silbersporen stolziert der 39-jährige vollbärtige Junggeselle durch den neu gebauten Glaspalast, in dem die Weltausstellung untergebracht ist, genüsslich an der lang geschwungenen Pfeife ziehend. Er passiert sprudelnde Wasserfontänen, den gewaltigen königlichen Baldachin, der von meterhohen Bäumen und Palmen gesäumt ist. Krupp hält sich nicht an dem aufwendig verzierten Elfenbeinthron indischer Handwerker auf, keine Sekunde bestaunt er die Glasbläser, die mit orange-glühendem Material ihr Können demonstrieren. Zielstrebig steuert Krupp auf den Stand eines Rivalen, der Firma Turton & Söhne aus Sheffield, zu.

Eine Menschentraube umringt dort einen Gussstahlblock, der mehr als eine Tonne Gewicht auf die Waage bringt. Bewunderung allenthalben. So einen großen Guss hat die Welt noch nicht gesehen.

Der Block ist mehr als ein Exponat, er ist eine Ansage an die Konkurrenz. Er dominiert wie ein monströser Beweis für die Überlegenheit der englischen Stahlindustrie die Messe. Wer den besten Stahl haben will, kauft ihn in England, lautet die Botschaft.

Auch Alfred Krupp umkreist die Stahlsäule, die der britische Hersteller stolz als „Monsterpiece“ preist. Doch Krupp ist nicht gekommen, um auf die Knie zu fallen. Im Gegenteil. „So Stückchen machen wir alle Tage“, tönt er in geschliffenem Englisch. „Ich schicke euch den Großpapa!“ Angst verbreitet der Essener Stahlgießer mit der Drohung, einen noch größeren Stahlblock als diesen zu liefern, wahrlich nicht. Hämisch lachen die Engländer über den Eindringling. Höchstens leise fragen sie sich, was der Deutsche vorhat.

Der Boden für Krupps Werbestrategie ist bereitet, die Saat ist gestreut.

„Wer arbeitet macht Fehler“
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