Aluminium-Riese Alcoa drosselt die Produktion

Klaus Kleinfeld, der deutsche Chef des US-Aluminiumriesen
New York Alcoa reagiert als erster großer Aluminiumproduzent mit einer drastischen Produktionskürzung auf den rasant fallenden Preis des Leichtmetalls. Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld sprach in der Nacht zum Freitag von „schwierigen aber notwendigen Schritten“ und kündigte an, die weltweite Schmelzkapazität um zwölf Prozent zu kappen. Die dabei anstehenden Kosten brocken dem US-Konzern aller Voraussicht nach zum Jahresende 2011 den ersten Quartalsverlust seit mehr als zwei Jahren ein. Anleger reagierten entgeistert: Die Alcoa-Aktie stürzte im außerbörslichen Handel um 17 Prozent ab.
Die Kürzung von Alcoa im Umfang von 531.000 Tonnen entspricht lediglich gut ein Prozent der weltweiten Alu-Produktion von 46 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr. Branchenexperten meldeten deshalb umgehend Zweifel an, ob der Schrumpfkurs von Alcoa dem Aluminiumpreis wieder auf die Beine helfen wird. Dieser verharrt seit August unter 2500 Dollar pro Tonne, weil der Markt von einer Abkühlung der Nachfrage in China ausgeht und die Lager in den USA und Europa bereits überfüllt sind. In London verteuerte sich Aluminium in Reaktion auf die Nachricht am Freitag minimal auf 2047 Dollar je Tonne.
Analysten schätzen, dass auf diesem Preisniveau ein Viertel der weltweiten Produktion keine Gewinne mehr abwirft und deshalb andere Konzerne ebenfalls die Notbremse ziehen müssen. „Jeder hat darauf gewartet, dass so etwas passiert“, kommentierte ein New Yorker Aluminiumhändler. Im vergangenen Jahr fiel der Aluminiumpreis um 18 Prozent - allein zwischen Oktober und Dezember belief sich das Minus auf sechs Prozent. Branchenexperten sind vor allem gespannt darauf, ob auch die ersten chinesische Aluminium-Hütten bald ihre Produktion einstellen. Diese ächzen wegen ihres hohen Energieverbrauchs und der Abhängigkeit von importierten Rohstoffen unter besonders hohen Kosten.
Alcoa will nun im Zuge der Produktionskürzung unter anderem ein Werk in Tennessee permanent schließen und im vierten Quartal einen Sonderaufwand von 155 bis 165 Millionen Dollar verbuchen - dies dürfte den Gewinn nach einhelliger Einschätzung von Branchenexperten mehr als aufzehren. Schon vor der Ankündigung hatten Experten Alcoa im Schnitt lediglich einen Gewinn von ein Cent je Aktie zugetraut - nach 21 Cent vor einem Jahr. Der Sonderaufwand entspricht jedoch einem Minus von 15 bis 16 Cent je Aktie. Alcoa wird seine Zahlen für das Schlussquartal am Montag vorlegen und die US-Bilanzsaison damit wohl mit dem ersten Verlust seit neun Quartalen einläuten.
Alcoa gab nicht bekannt, wie viele Mitarbeiter von dem Vorhaben betroffen sind. Bereits im Oktober hatte Kleinfeld vor einer nachlassenden Nachfrage gewarnt und dafür die europäischen Schuldenprobleme verantwortlich gemacht. Diese schlugen bei dem als Barometer für die Großwetterlage in der heimischen Wirtschaft geltenden Rohstoffverarbeiter bereits auf die Zahlen des dritten Quartals durch. Der ehemalige Siemens-Chef verwies damals auf eine wachsende Unsicherheit der Kunden, die zu Zurückhaltung bei der Auftragsvergabe führe.
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