Argentinien Schwieriges Gelände für deutsche Unternehmen

BMW ist der größte Reiseexporteur Argentiens geworden, um den Markt nicht zu verlieren.
Buenos Aires Das dürfte selbst Martin Richenhagen selten erlebt haben: Als der schillernde deutsche Chef des US-Landmaschinenherstellers AGCO in der Provinz von Buenos Aires den Grundstein für eine neue Traktorenfabrik legte, ließ die Präsidentin Cristina Kirchner das Event landesweit per TV-Schaltung übertragen. "Die argentinischen Landwirte sind die besten der Welt", schmeichelte Richenhagen der temperamentvollen Präsidentin und erklärte mit dem gigantischen Marktpotenzial die Investitionen von 140 Millionen Dollar.
Ungesagt blieb, dass AGCO, der neben Massey-Ferguson auch die deutsche Fendt gehört, nicht ganz freiwillig nach Argentinien geht. AGCO produzierte vor allem in Brasilien. Doch sind die Exporte nach Argentinien in nur einem Jahr auf ein Zehntel eingebrochen. Denn Argentiniens Regierung genehmigt kaum noch Importe von Kapitalgütern. Sie tut alles, um Devisenverluste zu verhindern.
Dabei fährt sie eine zunehmend unternehmerfeindliche Politik. Seit Februar müssen sich Unternehmen jeden Import oder Devisenzahlung einzeln genehmigen lassen. Oft werden Gesuche abgelehnt, ohne Angabe von Gründen.
Das trifft besonders deutsche Firmen. Laut Deutscher Bundesbank gibt es in Argentinien 152 deutsche Unternehmen, die zusammen 32 000 Mitarbeiter beschäftigten und 2010 einen Jahresumsatz von 8,4 Milliarden Euro erzielten. Dazu gehören Multis wie Volkswagen, Daimler, Bayer, BASF und Lanxess, aber auch viele Mittelständler.
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Wie schwierig es ist, zeigt ein Beispiel: "Wir waren eigentlich sicher, dass wir von den Maßnahmen nicht betroffen sein werden", sagt der Geschäftsführer eines deutschen Sanitärgeräteherstellers. Wie die meisten Unternehmer will er nicht zitiert werden, weil er Repressalien fürchtet.
Bis vor kurzem noch importierte sein Unternehmen problemlos von Süddeutschland nach Argentinien für den lokalen Markt und für den Export in Staaten wie Bolivien, Paraguay und Uruguay. "Die Geräte sind in der Lebensmittelverarbeitung kaum zu ersetzen", erklärt der Manager, warum sein Unternehmen lange Zeit verschont blieb von den Importbeschränkungen.
Doch die Situation hat sich drastisch geändert. So benötigt der Mittelständler statt bisher 48 Stunden nun zehn Tage, um Ware aus dem Zoll zu bekommen. Despachantes, professionelle Vermittler für den Umgang mit Zoll und Behörden, begleiten die Ware vom Tag der Ankunft an im Hafen, damit nichts schiefgeht. "Das wird richtig teuer, wenn es sich um Ersatzteile handelt, die nur hundert Euro kosten." Seit Mitte Mai hat die Behörde gar keine Importlizenzen des Herstellers mehr genehmigt. Warum, weiß er nicht.
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Nun, es scheint, als gehe die Rechnung für Argentinien auf.