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Die Autoindustrie von morgen

Bernhard Mattes Chef des Auto-Lobbyverbands VDA tritt zurück

Der VDA ist einer der einflussreichsten Lobbyverbände in Deutschland. Nun kündigt der Präsident seinen Rücktritt an – mitten zur IAA und in einer schwierigen Phase für die Autoindustrie.
12.09.2019 Update: 12.09.2019 - 20:32 Uhr 1 Kommentar
Der VDA-Präsident legt zum Jahresende sein Amt nieder. Mattes werde sich neuen Aufgaben zuwenden, teilte der VDA am Donnerstag mit. Quelle: dpa
Bernhard Mattes

Der VDA-Präsident legt zum Jahresende sein Amt nieder. Mattes werde sich neuen Aufgaben zuwenden, teilte der VDA am Donnerstag mit.

(Foto: dpa)

Frankfurt, Düsseldorf Am Mittwochabend hat Bernhard Mattes auf dem Empfang des Präsidenten des Verbands der Automobilindustrie (VDA) noch zum Schulterschluss zwischen dem Verband und seinen Mitgliedsunternehmen aufgerufen, und am Donnerstag hat er zusammen mit Kanzlerin Angela Merkel die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt eröffnet. Doch nur wenige Stunden später zog der Präsident von Deutschlands wichtigstem Industrieverband die Konsequenzen aus monatelangen Querelen.

Am Donnerstagabend kündigte Mattes überraschend seinen Rücktritt als Präsident des VDA an. Zum Jahresende werde er sein Amt niederlegen, „um sich neuen Aufgaben zuzuwenden“, teilte der Verband am Abend mit. Der 63-Jährige war erst im Frühjahr 2018 an die Spitze des Interessenverbands der deutschen Automobilindustrie gerückt. Selten zuvor hat ein VDA-Präsident den Verband nach so kurzer Amtszeit wieder verlassen.

Mattes galt eigentlich als Mann der Industrie, der das Vertrauen der großen Automobilkonzerne besitzt. Vor seiner Berufung auf den Spitzenposten des Verbands war er länger als ein Jahrzehnt Chef von Ford in Deutschland. Insbesondere der damalige Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte sich für den Automanager starkgemacht. Mattes löste vor gut einem Jahr Matthias Wissmann ab, den früheren CDU-Politiker und Verkehrsminister. Wissmann galt so manchem im VDA als zu politiknah, Mattes sollte den Verband wieder näher an die Mitgliedsunternehmen heranführen.

Zu den Gründen seines Rückzugs wollte sich der VDA-Präsident nicht äußern. Ein Sprecher des Verbands lehnte jeden weiteren Kommentar dazu ab. Der Rücktritt des eigenen Präsidenten hat die Autobranche selbst überrascht und kommt zu einem völlig ungelegenen Moment. Die IAA in Frankfurt hat gerade begonnen, und zugleich wird innerhalb der Verbandsgremien zusammen mit den Mitgliedsunternehmen über die Zukunft der Automesse diskutiert.

Wie aus Industriekreisen verlautete, zieht Mattes mit seinem Rücktritt die Konsequenzen aus einer anhaltenden Diskussion um seine Person. Das Vertrauen der eigenen Verbandsmitglieder sei nicht mehr gegeben. Schon im Frühjahr musste sich der VDA-Präsident erstmals aus den Reihen der eigenen Mitgliedsunternehmen lautstarke Kritik an seiner Amtsführung anhören.

Besonders von Volkswagen war damals öfter zu hören, dass sich am Berliner Amtssitz des Verbands in der täglichen Arbeit so einiges verändern müsse. Der VDA arbeite nicht effizient genug und setze sich nicht entscheidend für die wichtigsten Themen der Autobranche ein: Klimaschutz und im Zusammenhang damit die neuen Antriebe. Danach, so hieß es zunächst in Verbandskreisen, schienen sich die internen Diskussionen wieder etwas beruhigt zu haben.

Doch nach der Sommerpause sind die Fronten wieder stärker aufgebrochen: In den vergangenen Wochen sei erstmals intensiver nach einem Nachfolger für Mattes gesucht worden, verlautete aus Branchenkreisen. Das habe für den VDA-Präsidenten das Fass zum Überlaufen gebracht und er habe seinen Rücktritt eingereicht.

Außerdem beklagte er, dass Autokonzerne wie BMW öffentlich am Verband vorbei über die Zukunft der IAA diskutieren. „Es gibt keine Bestandsgarantie“, sagte BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter über die IAA. „Die Bedeutung der Automessen hat sich verändert. In Zukunft muss weniger das Produkt, sondern die Technologie im Mittelpunkt stehen“, forderte der BMW-Vorstand. Zudem müsse aus Sicht der ausstellenden Unternehmen das Preis-Leistungs-Verhältnis bei einem Messeauftritt stimmen. BMW hat seine Ausstellungsfläche auf der aktuellen IAA auf rund 3.000 Quadratmeter reduziert. Vor zwei Jahren waren es noch mehr als dreimal so viel.

Die Nachfolge von Mattes ist noch nicht geklärt, der Rücktritt kommt für die großen deutschen Autokonzerne viel zu überraschend. Die Unternehmen wollen darüber nun in den kommenden Monaten entscheiden. Auch ein neuer VDA-Präsident muss in Berlin ein gutes Verständnis zwischen Politik und Unternehmen schaffen. Mit Digitalisierung und Elektrifizierung steht die gesamte Autoindustrie vor grundlegenden Veränderungen, die das traditionelle Branchenbild komplett auf den Kopf stellen.

„Wir bedauern die Entscheidung von Bernhard Mattes sehr. Wir haben immer sehr gut mit ihm zusammengearbeitet“, sagte ein Daimler-Sprecher in einer ersten Reaktion. Mattes habe sich in der wichtigen Transformationsphase der Autoindustrie mit großem Engagement eingesetzt, ergänzte ein Volkswagen-Sprecher. Auf der IAA habe er den Dialog um die Zukunft der Mobilität vorangetrieben.

„Ruhig, sachlich und zielorientiert hat er versucht, dem Verband eine einheitliche Stimme zu geben, und das zu einem Zeitpunkt, in dem Wirtschaft, Gesellschaft und Politik einen extrem hohen Anspruch an unsere Industrie stellen“, sagte Continental-Chef Elmar Degenhart. Und fügte hinzu: „Wir zählen darauf, dass der Verband in den kommenden Wochen und Monaten die begonnene Neuorientierung ohne Unterbrechung und mit hoher Geschwindigkeit fortsetzt und die notwendigen Veränderungen einleiten kann.“

Mattes dürfte jetzt in seine Heimat nach Köln zurückkehren und seine Zweitwohnung in Berlin aufgeben. Trotz des Wechsels an die Spitze des Verbands hatte er die Bindungen zu Ford nicht aufgeben. Auch als VDA-Präsident war er Mitglied des Aufsichtsrats der Kölner Ford-Werke geblieben.

Mehr: Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie verteidigt den Trend zum SUV. Klimaschutz und individuelle Mobilität dürften sich nicht ausschließen.

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1 Kommentar zu "Bernhard Mattes: Chef des Auto-Lobbyverbands VDA tritt zurück"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Herr Mattes war sicherlich ein eher schwacher Präsident mit einigen unglücklichen Außerungen! Ob das Herr Oettinger besser "hin bekommt"? Vielleicht meint man, dass er excellente Kontakte nach Brüssel hat? Frau von der Leyen wird es wahrscheinlich nicht interessieren.

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