Schnellladenetz: BMW, Daimler, VW und Ford starten Ionity
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IonityAutokonzerne starten Ladenetz für E-Autos
Der Vorstoß soll der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen: Ionity, bei dem BMW, Daimler, VW und Ford mitmischen, will bis Ende des Jahres die ersten 20 von europaweit 400 Schnellladestationen aufbauen.
BMW, Daimler VW und Ford arbeiten an einem gemeinsamen Schnellladenetz für E-Autos.
(Foto: obs)
München, Stuttgart Das Gemeinschaftsunternehmen der Autokonzerne zum Aufbau von Schnellladestationen für Elektroautos kann loslegen. Die von BMW, Daimler, Ford, Volkswagen, Audi und Porsche gegründete Firma Ionity habe den Geschäftsbetrieb aufgenommen, teilten die Unternehmen am Freitag mit.
In diesem Jahr soll das in München angesiedelte Joint Venture die ersten 20 Stationen an Autobahnen in Deutschland, Österreich und Norwegen mit jeweils mehreren Ladepunkten errichten. Bis 2020 sollen es in ganz Europa 400 werden, damit Elektroautos immer rechtzeitig und rasch Strom tanken können.
So weit kommen Elektroautos mit einer Akkuladung
Elektroautos
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In Deutschland gibt es immer mehr Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. In knapp 1000 Städten und Gemeinden finden sich mittlerweile öffentlich zugängliche Ladepunkte. Es sollen noch mehr werden. Bei den Reichweiten, die die aktuellen Modelle mit einer Akkuladung packen, ist das auch notwendig. Mit welchen Elektroautos Sie am weitesten kommen.
Anmerkung: Damit die Werte vergleichbar sind, werden hier die Reichweiten mit Normverbrauch angegeben. Die reale Reichweite liegt in der Regel darunter.
(Foto: dpa)
Platz 10: Nissan Leaf (2016)
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Kam die erste Version des Nissan Leaf im Jahr 2010 gerade einmal 160 Kilometer weit, sind es bei einem Leaf des Jahrgangs 2016 immerhin 250 Kilometer. Bis zum Ende seiner Bauzeit hat Nissan das Akkupaket immer wieder an die neuen Entwicklungen angepasst. Zuletzt lag die Kapazität bei 30 Kilowattstunden (kWh). Der Nachfolger, der Anfang 2018 auf den Markt kommt, reiht sich deutlich weiter vorne ein.
(Foto: Reuters)
Platz 9: Hyundai Ioniq Electric
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Mit dem Ioniq setzt Hyundai auf das Konzept eines leichten Elektroautos mit kleiner Batterie: Das Akkupaket ist mit 28 kWh das kleinste in den Top Ten. Das reicht bei 120 PS für eine Normreichweite von 280 Kilometern. Die Konkurrenz auf Platz 8 bietet kaum mehr Reichweite, braucht aber dazu einen größeren Akku.
(Foto: Pressefoto)
Platz 8: VW e-Golf
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Mit seinem neuen Akku (35,8 kWh) schafft es auch die aktuellste Ausgabe des e-Golf auf 300 Kilometer nach NEFZ. Der Elektro-Golf ist damit im alltagstauglichen Bereich angekommen – und die Wahl für jene Autofahrer, die auf gewohnten Komfort und Ausstattung eines Golf nicht verzichten oder die futuristischen Karosserien eines BMW i3 nicht haben wollen.
(Foto: Pressefoto)
Platz 7: BMW i3
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Als der i3 auf den Markt kam, bot er eine Reichweite von 190 Kilometern. Eine Modellpflege und neue Akku-Generation später ist die Kapazität des Stromspeichers auf 33,2 kWh gestiegen – und die Reichweite auf 300 Kilometer. Inzwischen gibt es auch einen sportlicheren i3s. Der bietet aber bei derselben Akku-Größe etwas mehr Leistung – und damit weniger Reichweite.
(Foto: Pressefoto)
Platz 6: Tesla Model 3
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Die ersten Fahrzeuge sind ausgeliefert, doch es hakt bei der Produktion des Model 3. Aber darauf kommt es in diesem Ranking nicht an, hier zählt nur die Reichweite. Bei der Standardvariante sind es 220 Meilen, also rund 345 Kilometer. Interessant: Während beim Model S und Model X sich die Modellbezeichnungen auf die Größe des Akkus beziehen (Model S 70 hat 70 kWh), wird diese Benennung beim Model 3 abgeschafft und durch eine „verständlichere“ Unterscheidung ersetzen. Sprich: Neben dem Model 3 mit ungefähr 50 kWh wird es noch ein Model 3 „Long Range“ geben, dessen 75-kWh-Akku für 500 Kilometer reichen soll.
(Foto: Reuters)
Platz 5: Nissan Leaf (2018)
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Während die meisten Autobauer noch an ihren Elektro-Offensiven basteln, bringt Nissan bereits die zweite Generation des Leaf auf den Markt. In Europa startet der Wagen Anfang 2018. In seine Entwicklung sind die Erfahrungen aus sieben Jahren Bauzeit und mehreren Millionen elektrisch gefahrenen Kilometern eingeflossen. Ein Feedback der Kunden: Wir wollen nicht unendlich viel Reichweite, sondern lieber ein günstigeres Auto. Deshalb hat Nissan den Akku nur moderat von 30 auf 40 Kilowattstunden vergrößert. Das ermöglicht dem auf 150 PS erstarkten Leaf eine theoretische Reichweite von 378 Kilometern. Später kommt noch der Leaf E-Plus mit größerer Batterie und 220 PS – und vor allem 500 Kilometern Reichweite. Dann lockt sogar Platz 4.
(Foto: Pressefoto)
Mit dem ersten paneuropäischen Ladenetz werde die Elektromobilität langstreckentauglich, erklärte Ionity-Chef Michael Hajesch. „Die Gründung von Ionity ist ein wichtiger Meilenstein, der zeigt, dass die Automobilhersteller ihre Kräfte dazu bündeln.“
Die Autobauer schaffen so eine wichtige Voraussetzung, damit die vielen von ihnen im kommenden Jahrzehnt angekündigten Modelle Abnehmer finden. Das „Henne-Ei-Problem“, dass Elektroautos kein Massenprodukt werden können ohne Ladeinfrastruktur, und andererseits die Autobauer wegen fehlender Ladestellen mit der Entwicklung der Stromer zögerten, wäre damit gelöst.
Allerdings werden noch viel mehr Ladestationen gebraucht, damit Autos mit Strom so einfach aufgeladen werden können wie mit Sprit. Die von der Bundesregierung ins Leben gerufene „Nationale Plattform Elektromobilität“ (NPE) hält 2020 etwa 70.000 öffentliche Ladepunkte sowie 7.100 Schnellladestationen in Deutschland für nötig. Derzeit gibt es nach Daten des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft knapp 11.000 Ladepunkte.
Zahlen und Fakten zum E-Antrieb
Eine E-Maschine, also der Motor-Generator inklusive der Elektronik drum herum, wiegt nur etwa 50 bis 70 Kilogramm. Ein Verbrenner ist deutlich schwerer: Ein 4-Zylinder-Benziner wiegt ungefähr um die 220 Kilo, eine kleinere Dieselmaschine sogar knapp 300 Kilogramm. Der reine Vergleich der Antriebsformen ist jedoch nur die halbe Wahrheit: Entscheidend ist das Gesamtgewicht - dazu zählen auch die benötigte Batterie oder - beim Verbrenner - der mit Sprit gefüllte Tank.
Reichweite ist noch eines der größten Probleme bei E-Autos. Als Faustformel gilt, dass für eine ähnliche Streckenleistung wie mit einem spritfressenden Fahrzeug das 10- bis 20-Fache der Batterie benötigt wird. Bei 60 Litern Tankvolumen wären das rund 600 bis 1.200 Liter Batterievolumen - eine enorme Größe. Die Leistungssteigerung der Batterien ist daher eines der wichtigsten Themen beim E-Auto.
Eine E-Maschine ist auf Lebensdauer wartungsfrei. Verbrenner nicht. Diesel mit großem Hubraum gelten als langlebig - Laufleistungen von mehreren Hunderttausend Kilometern sind nicht selten. Die für die E-Autos benötigten Batterien haben allerdings auch eine begrenzte Lebenserwartung. Sie werden mit der Zeit und dem Laden schwächer.
Ein E-Motor braucht keinen Ölwechsel, so wie es bei Verbrennern früher oder später der Fall ist. Die Lagerfette in den E-Antrieben sind auf eine lebenslange Funktionstüchtigkeit ausgelegt.
E-Autos kommen ohne Schaltgetriebe aus. Zulieferer wie ZF Friedrichshafen oder Getrag, die einen großen Teil ihrer Umsätze mit Getrieben erzielen, oder Hersteller wie Daimler, die ihre Getriebe selbst entwickeln und fertigen, werden sich umstellen müssen.
Der US-Elektroautopionier Tesla stellt bereits lieber selbst Stromtankstellen zur Verfügung, statt auf staatliche Investitionen in die Infrastruktur zu warten. Die deutschen Autokonzerne und Ford packen das Projekt jetzt gemeinsam mit den Raststättenbetreibern Tank & Rast, OMV und Circle K an. Denn die deutschen Hersteller wollen bis 2020 ihr Angebot an E-Auto-Modellen auf rund 100 mehr als verdreifachen. Die nächste Generation soll mit einer Akkuladung 500 bis 600 Kilometer weit fahren können.
An den Ladesäulen von Ionity könnten die Batterien mit einer Leistung von bis zu 350 Kilowattstunden aufgeladen werden - markenunabhängig dank eines Einheitssteckers, wie die Unternehmen weiter mitteilten. Vor knapp einem Jahr zur Ankündigung des Projekts hieß es, das solle nicht länger als eine Kaffeepause dauern. Für das kommende Jahr hat sich das Gemeinschaftsunternehmen vorgenommen, auf mehr als 100 Stationen zu kommen, die jeweils mit rund 120 Kilometern Abstand an Strecken stehen sollen.
Stromer kamen schon mal zu früh
Historisch gesehen war das Elektroauto schon öfter zu früh dran: Fünf Jahre vor Carl Benz erstem Auto mit Ottomotor fuhr bereits das erste Elektroauto. In den Kindertagen des Automobils behaupteten sich Elektroautos gleichberechtigt neben Dampfwagen und Verbrennern. Doch dann begann ein Jahrhundert des E-Mobil-Flopps. Nicht nur die begrenzte Fähigkeit der Energiespeicherung verhindert bis heute den Durchbruch der E-Autos.
Technische Puristen missgönnen bis heute Mercedes die Urheberschaft am Automobil. Sie reklamieren, dass nicht Carl Benz 1886 das erste Automobil der Geschichte gebaut hat, sondern der Franzose Gustav Trouvé fünf Jahre zuvor.
Der Erfinder und Elektroingenieur hatte 1881 in ein dreirädriges Fahrrad des englischen Herstellers "Starley Coventry" einen Elektromotor eingebaut. Mit Blei-Akkumulatoren erreichte das Vehikel, mehr rollender Prüfstand als Fahrzeug, eine Höchstgeschwindigkeit von zwölf Kilometern pro Stunde und schaffte eine Reichweite zwischen 14 und 26 Kilometern.
Ein Jahr später bauten die englischen Professoren William Edward und John Perry ebenfalls ein elektrisch angetriebenes Dreirad. Die Regelung der Geschwindigkeit erfolgte über die Schaltung der zehn Akkumulatorenzellen. Jede hatte eine Kapazität von einer halben Kilowatt-Stunde bei einer Spannung von 20 Volt. Der Motor leistete 0,37 kW/0,5 PS. Zur weiteren Pionierleistung des Fahrzeugs gesellt sich die erste elektrische Beleuchtung bei einem Motorfahrzeug.
Werner Siemens baute 1882 in Halensee bei Berlin eine Kutsche mit elektrischem Antrieb. Das Fahrzeug konnte mehrere Personen befördern, lief aber über eine 520 Meter lange Versuchsstrecke nicht selbstständig mit einer Batterie, sondern zapfte Strom aus einer Oberleitung.
Die Ehre, das erste wirkliche Auto mit Elektroantrieb gebaut zu haben, gebührt der "Coburger Maschinenfabrik A. Flocken". Das vierrädrige Elektroauto für zwei Passagiere fuhr erstmals 1888. 2011 debütierte in Stuttgart eine Rekonstruktion des Fahrzeugs.
Da Ende des 19. Jahrhunderts mangels geeigneter Straßen noch nicht absehbar war, dass sich das Automobil zum brauchbaren Verkehrsmittel für Überlandfahrten qualifizieren würde, feierten Elektroautos als städtische Verkehrsmittel über kurze Distanzen beachtliche Erfolge. Zumal ihr Antrieb lautlos arbeitete. Angesichts des dichten Eisenbahnnetzes, das in jeden Winkel der Welt vorgedrungen war, erschien ein konkurrierendes Verkehrmittel als Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hatte. Alleine in Deutschland etablierten sich mehr als zwei Dutzend Hersteller von Elektrofahrzeugen.
Die Antriebstechnik verhalf auch einem jungen österreichischen Ingenieur zum Durchbruch. Der 24-jährige Ferdinand Porsche konstruierte 1899 für den seit 1821 aktiven Wagen- und Wagonbauer "k.u.k. Hofwagenfabrik Jakob Lohner & Co" in Wien ein Auto mit sogenannten "Radnabenmotoren". Dabei findet der Motor direkt im Rad Platz und sorgt ohne Einsatz von Antriebswellen für den direkten Vortrieb. Mit vier dieser Motoren realisierte Porsche ganz nebenbei den ersten Allradantrieb der Autogeschichte.
Da das Gewicht der Batterie für eine akzeptable Reichweite rund eineinhalb Tonnen erreichte, konstruierte Porsche gleich den ersten Hybridantrieb mit einem Benzinmotor von Daimler, der als Generator die Radnabenmotoren mit Energie versorgte. Der Lohner-Porsche feierte 1900 seine Premiere auf der Weltausstellung in Paris. Bis 1906 entstanden rund 300 dieser Fahrzeuge, die zwischen 10.000 und 35.000 österreichische Kronen kosteten und vornehmlich als Taxen und bei der Wiener Feuerwehr zum Einsatz kamen. Wegen der geringen Reichweite floppte der Lohner-Porsche aber langfristig.
In den USA stellten 1900 die Autos mit Otto-Motoren nur einen Anteil von 22 Prozent am gesamten Fahrzeugbestand. 40 Prozent gingen an Dampfwagen, 38 Prozent an Elektroautos. In New York war sogar jedes zweite Automobil ein Elektrofahrzeug. 1912 erreichte der Elektroboom seinen Höhepunkt in den Vereinigten Staaten. 20 Hersteller hauten 33.842 E-Mobile.
Mit der rasant voranschreitenden Entwicklung von schnelllaufenden und leistungsstarken Otto-Motoren zu Beginn des 20. Jahrhunderts, verloren die Elektroautos schlagartig an Bedeutung und überlebten nur noch in Nischen, beispielsweise als Lieferfahrzeuge.
Zur Höhe der Investitionen äußerten sich die Unternehmen nicht. Experten schätzen die Kosten auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Die Autobauer setzen darauf, dass sich noch weitere Hersteller dem Joint Venture anschließen und die Kosten teilen. Zudem liefen Gespräche über staatliche Fördermittel, erklärte ein Porsche-Sprecher. Die Bundesregierung wollte den Aufbau von Ladeinfrastruktur mit 300 Millionen Euro bezuschussen.
Die Autobauer sind aber nicht die einzigen, die das noch lückenhafte Ladestellennetz dichter knüpfen wollen. So sind auch die Energiekonzerne E.ON, EnBW und die RWE-Tochter Innogy in den Markt eingestiegen. Tank & Rast betreibt noch ein weiteres Projekt. Hinzu kommen Start-up-Firmen und Ölkonzerne. So plant neben dem französischen Energiekonzern Engie auch der US-Betreiber ChargePoint ein europaweites Netz an Schnell-Ladestationen. An diesem sind Daimler und BMW bereits beteiligt.
1 Kommentar zu "Ionity: Autokonzerne starten Ladenetz für E-Autos "
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Rainer von Horn
Das die Wirtschaft nun mit der Errichting einer Lade-Infrastruktur beginnt, ist ein richtiger Schritt, wenn man die E-Mobilität wörtlich nimmt. Aber: 400 Stationen, davon 20 bis Jahresende? In Deutschland gibt es immer noch über 14.000 "normale" Tankstellen, da bleibt einiges zu tun.... Und in Deutschland gibt es deutlich über 40 Millionen PkW. Mich hätte mal die Anzahl der täglichen Tankvorgänge interessiert, damit man mal ein Gefühl bekommt un das in Relation zu den 400 Stationen setzen kann.
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Das die Wirtschaft nun mit der Errichting einer Lade-Infrastruktur beginnt, ist ein richtiger Schritt, wenn man die E-Mobilität wörtlich nimmt. Aber: 400 Stationen, davon 20 bis Jahresende? In Deutschland gibt es immer noch über 14.000 "normale" Tankstellen, da bleibt einiges zu tun.... Und in Deutschland gibt es deutlich über 40 Millionen PkW. Mich hätte mal die Anzahl der täglichen Tankvorgänge interessiert, damit man mal ein Gefühl bekommt un das in Relation zu den 400 Stationen setzen kann.