Verluste bei Tesla Elon Musk in der Produktionshölle
Der Traum von Tesla lebt weiter
New York, München Campingstuhl, Decke über die Schultern, ein Feuer im Grill – Elon Musk zeltete auf dem Dach seiner Batteriefabrik in Nevada. „Würstchen oder kein Würstchen?“, fragt der Tesla-Chef lakonisch in einem Video, in dem er anscheinend von Whiskey angesäuselt zum berühmten Lied „Ring of Fire“ von Johnny Cash singt: „Ich fiel in einen brennenden Ring aus Feuer/Ich ging zu Boden, zu Boden, zu Boden/Und die Flammen schlugen höher“.
Musk wie er leibt und lebt. Mag die Krise noch so groß sein, Späße sind ihm nicht auszutreiben. Das Country-Lied trällerte er ironisch als Kommentar zu seinen Produktionsproblemen beim neuen Model 3, die er schon vor Monaten „Produktionshölle“ nannte und die er in Anspielung auf Dantes Inferno im „achten Kreis“ wähnt – dort, wo Feuerflocken auf Wucherer mit ihren Geldsäcken rieseln.
Das Model 3 soll dem Elektroautohersteller eigentlich den Durchbruch auf dem Massenmarkt bringen. Analysten sprechen in Analogie zu Apple von dem „iPhone-Moment“, der Computerhersteller stieg mit dem Smartphone 2007 zum wertvollsten Unternehmen der Welt auf. Die Nachfrage nach dem Model 3 ist groß, mehr als eine halbe Million Bestellungen liegen vor, das Potenzial enorm.
Allerdings nützt das nichts, wenn Tesla nicht liefern kann: Der kalifornische Elektropionier musste sein Produktionsziel bei der Vorstellung der Quartalszahlen in der Nacht zum Donnerstag um ein ganzes Quartal auf Ende März 2018 verschieben. Erst dann, so gestand Musk in einer Telefonkonferenz mit Analysten ein, werden 5000 Model 3 in der Woche vom Band laufen. Die Anstrengungen in der Produktion schlagen sich in den Ergebnissen von Tesla nieder. Mit roten Zahlen von 619 Millionen Dollar stellte der Autohersteller einen neuen Minusrekord auf, deutlich höher als von Analysten erwartet. „Wir sind frustriert“, sagte Jeffrey Osborne, Analyst von Cowen & Co nach dem Gespräch, „das Management ist nicht transparent genug“. Die Aktie von Tesla fiel um mehr als sechs Prozent.
Die Firma führt den Fehlschlag auf Produktionsengpässe in der Batteriefabrik in Nevada zurück. Dort hat laut Musk ein Lieferant versagt, Tesla hätte die Software umschreiben und mechanische sowie elektrische Systeme umbauen müssen. Aber auch die Produktion vom Model 3 läuft nicht einwandfrei. „Ich muss sagen, vor drei oder vier Wochen war ich wirklich deprimiert“, sagte Musk.
Die Zeit drängt. Fast im Wochentakt verkünden etablierte Hersteller Elektroinitiativen, zuletzt VW, das ein eigens auf US-Kunden zugeschnittenes Elektroauto früher auf den Markt bringen will. Bis 2025 will VW konzernweit 80 neue Elektroautos anbieten und dafür 20 Milliarden Euro investieren. General Motors feiert Erfolge mit seinem Elektroauto Bolt, geplant sind zahlreiche weitere Modelle.
Auch Daimler plant mit 25 Elektro- oder Hybridmodellen bis 2025, den Zeitplan zog Konzernchef Dieter Zetsche in den vergangenen Monaten noch einmal enger. BMW präsentierte auf der IAA einen „Tesla-Fighter“ im 3er-Format, der ab 2020 in Serie gehen soll. Ab 2021 sollen alle BMW-Fabriken jedes Modell auch als Elektroauto bauen können.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Tesla ist hochdefizitär und verbrennt Cash in hohem Tempo. Das Unternehmen muss demzufolge die Sponsoren bei Laune halten damit diese regelmässig Kapitalerhöhungen und Anleihen zeichnen.
Musk ist ein Marketinggenie. Er verpricht Weltraumfahrt, Solarenergie und E-Autos. Alles was die Herzen ökoreligiös verzückter Journalisten begeistert. Er muss seinen visionierten Anhängern, Geldgebern und Journalisten immer wieder neue immer spannendere Geschichten verkaufen.
Ich vermute, dass man bei Tesla die finale Testphase gestrichen hat um schneller an Cash aus den Verkäufen der neuen Modellreihe zu kommen und mit der Schnelligkeit die Journalisten mit ihrem sehr bescheidenen Wissen zu begeistern.
Sachlich gesehen haben die etablierten Autohersteller 100 Jahre Wissen und Erfahrung in der Massenproduktion von Autos und entsprechende Prozeduren und Verfahren entwickelt um ein derart komplexes Produkt mit akzeptablen Risiko zu vermarkten.
Mit Ingenieurstechnik und Organisation vollbringen die Autokonzerne wahre Wunder, aus 1000 Einzelteilen ein Auto zu bauen, das gute Spaltmaße aufweist und nicht klappert. Erst jetzt geht den Gründern in Silicon Valley ein Licht auf, dass in der analogen Welt es etwas anderes ist, ein Phone aus 10 Einzelteilen in China zusammenkleben zu lassen als ein funktionstüchtiges Auto zu bauen.