Autobauer Ausverkauf bei Mobilitäts-Apps: BMW und Daimler trennen sich von Park Now

Die App Park Now vermittelt freie Parkplätze.
München Fast ein Jahrzehnt lang haben sich Daimler und BMW erst alleine, dann gemeinsam darum bemüht, aus ihren Apps zum Parken, Laden, Autos teilen, Taxis ordern und Reisen planen ein profitables Geschäft zu formen. „Welche Erfahrung haben wir damit gemacht – und unsere Wettbewerber übrigens auch?“, fragte der scheidende Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff im November 2020 in einem wenig beachteten internen Interview.
„Dass der Markt für Mobilitätsdienstleister sehr kapital- und wettbewerbsintensiv ist. Und dass eine Investition in Mobilitätsdienstleistungen wenig bis gar nichts für unseren Absatz bringt“, gab Bischoff selbstkritisch zu Protokoll.
Sein Fazit: Daimler muss sich angesichts knapper Ressourcen wieder auf den Autobau konzentrieren. Dieser Ansage folgen nun Taten, der Ausverkauf der Mobilitätsdienste beginnt.
Konkret wollen sich Daimler und BMW von der Parkplatz-App „Park Now“ trennen, einem der fünf Standbeine ihrer Gemeinschaftsfirma Your Now. Park Now werde an den schwedischen Konkurrenten Easypark verkauft, teilten die beiden Autobauer und der neue Eigentümer am Dienstag mit.
Zum Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es. Mit der App Park Now können Autofahrer in elf Ländern und 1100 Städten Parkplätze reservieren und bezahlen.
Skalierung der Geschäfte entpuppte sich als zähes Unterfangen
Easypark bietet einen ähnlichen Service an und ist nach eigenen Angaben in 20 Ländern und 2200 Städten in Europa und Australien aktiv. Hinter dem vor 20 Jahren gegründeten Unternehmen aus Stockholm stehen die Technologieinvestoren Vitruvian Partners und Verdane. In Deutschland ist Easypark nach mehreren Übernahmen in rund 260 Städten aktiv, Park Now in 280.
Mit großem Tamtam hatten Daimler und BMW Anfang 2019 ihre Mobilitätsdienste fusioniert und eine Milliarde investiert. Das hehre Ziel lautete, einen globalen „Gamechanger“ zu erschaffen.
„The sky is the limit“ – nur der Himmel gebe die Grenzen der Partnerschaft vor, hieß es damals. Doch schon wenige Monate nach den hoffnungsfrohen Ankündigungen kehrte Ernüchterung in den Konzernzentralen in Stuttgart und München ein.
Die Skalierung der Geschäfte entpuppte sich als zähes Unterfangen, viele Dienste drohen auf Jahre hinaus ein Zuschussgeschäft zu bleiben. Daher stutzen die Autobauer ihre Apps immer weiter zurecht. In Nordamerika gab man das Carsharing-Geschäft auf, ein Teil der Reise-App Moovel wurde an die Deutsche Bahn verscherbelt. Und seit Monaten wird über den Verkauf weiterer Einheiten spekuliert.
Die Not ist groß. 2020 brockte das Your Now-Geschäft alleine Daimler einen anteiligen Verlust in Höhe von 317 Millionen Euro ein.
Mehr: Mobilitätsdienst vor dem Umbruch: Share Now schafft es nicht allein
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