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Autobauer Daimler schlittert tiefer in die Krise

Der Autobauer warnt seine Aktionäre vor neuen Belastungen im Dieselskandal, der Gewinn hat sich halbiert. CEO Källenius steht enorm unter Druck.
22.01.2020 Update: 22.01.2020 - 18:27 Uhr 5 Kommentare
Mercedes-Hersteller: Daimler schlittert in eine tiefe Krise Quelle: Daimler AG
Sprinter-Produktion im Düsseldorfer Mercedes-Benz-Werk

Daimler gerät unter Druck.

(Foto: Daimler AG)

München, Frankfurt Es sollte ein Befreiungsschlag werden. Im Londoner Luxushotel Corinthia legte Daimler-Chef Ola Källenius Mitte November vergangenen Jahres schonungslos offen, wie es um den Mercedes-Hersteller bestellt ist.

Der Schwede schraubte die Mittelfristziele der Marke mit dem Stern von mehr als acht auf sechs Prozent Umsatzrendite nach unten und schwor die versammelte Investorengilde auf zwei schwierige Übergangsjahre ein. Der Hauptgrund: Um Hunderttausende Elektroautos auf die Straße zu bringen, müsse der Konzern mit Milliardenaufwendungen in Vorleistung gehen.

Viele Großaktionäre und Analysten waren regelrecht schockiert. Ein wenig Hoffnung gab ihnen lediglich die Annahme, dass Källenius mit einer voraussichtlichen operativen Marge bei Mercedes von fünf Prozent im Jahr 2019 und vier Prozent 2020 so tief gestapelt haben dürfte, dass es kaum noch weiter runtergehen kann. Welch Irrtum.

Seit Mittwochmorgen ist klar: Daimler schlittert immer tiefer in die Krise, der Konzern entwickelt sich zunehmend zu einem ernsthaften Restrukturierungsfall. In einer Ad-hoc-Mitteilung veröffentlichten die Stuttgarter ihre vorläufigen Geschäftsergebnisse für das Jahr 2019. Demnach hat sich der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) mehr als halbiert – von 11,1 Milliarden Euro 2018 auf voraussichtlich 5,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Darin noch nicht berücksichtigt sind weitere Aufwendungen für Rückrufe oder Strafzahlungen im Zuge des Dieselskandals, die Daimler auf 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro taxiert. Und die Lage könnte sich noch weiter zuspitzen. Abermals hat US-Präsident Donald Trump damit gedroht, Zölle von 25 Prozent auf deutsche Autoimporte zu verhängen, sollte die EU nicht zu weiteren Zugeständnissen im Handelsstreit bereit sein.

Daimler wäre von Zöllen stark betroffen, der Konzern exportiert jährlich etwa 190.000 Fahrzeuge aus europäischer Produktion in die Vereinigten Staaten – bevorzugt besonders noble Wagen wie die Limousinen S-Klasse oder E-Klasse. Analysten beziffern das jährliche Verlustrisiko für Daimler durch Autozölle daher auf bis zu zwei Milliarden Euro. Das entspräche mehr als einem Drittel des operativen Gewinns von 2019.

Grafik

Daimler-Chef Källenius steht gewaltig unter Druck. Der gebürtige Skandinavier übernahm Ende Mai den Chefsessel in Stuttgart von Dieter Zetsche. Doch schon kurz nach seinem Amtsantritt musste Källenius zwei Gewinnwarnungen einräumen. Der Kapitalmarkt ist schwer irritiert. Am Mittwoch ging es an der Börse weiter bergab, das Daimler-Papier brach zwischenzeitlich um zwei Prozent ein.

Daimler ist zwar immer noch der weltgrößte Hersteller von Luxusautos, mit einer Rendite von vier Prozent in der Pkw-Sparte zugleich allerdings der am wenigsten profitable deutsche Premiumanbieter. Mercedes gelingt es nicht, seine Skalenvorteile gegenüber BMW oder Audi in höhere Gewinne umzumünzen.

Die schwache Performance von Daimler nennt Arndt Ellinghorst vom Investmenthaus Evercore ISI „ernüchternd“, die immer neuen Aufwendungen im Dieselskandal „beängstigend“. Die bescheidene Bilanz von Daimler wirft auch ein Schlaglicht auf die Ära von Zetsche.

Zetsche, der Krisenbewältiger

Der galt als der Bewahrer des Unternehmens mit dem Stern. Nach seinem Amtsantritt im Jahr 2006 hat er den Konzern aus dem internationalen Geflecht mit Chrysler und Mitsubishi gelöst, was teuer war, letztlich aber Daimler rettete. Als Krisenbewältiger bewährte er sich dann nach der Finanzkrise im Jahr 2008, die die gesamte Branche enorm belastet hattet.

Zur Ikone einer Managergeneration wurde der Mann mit dem geschwungenen Schnurrbart dann, als er Mercedes an den enteilten Wettbewerbern Audi und BMW vorbei an die Spitze der weltweit führenden Hersteller von Premiumautos führte. Als Zetsche die Geschäfte an seinen Zögling Källenius übergab, schien er unangreifbar.

So wäre es wohl auch geblieben, wären da nicht die Verstrickung in die Abgasaffäre und die fortlaufenden Gewinnwarnungen. Einige Investoren wie Union Investment beziehen daher Front gegen den Plan, dass Zetsche im kommenden Jahr den Aufsichtsratsvorsitz von Daimler von Manfred Bischoff übernimmt.

Milliardenverluste im Geschäft mit Transportern
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5 Kommentare zu "Autobauer: Daimler schlittert tiefer in die Krise"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Auch hier wieder - keine Hysterie verbreiten.
    Daimler-Benz baut sehr gute Autos, die sehr gut verkauft werden. Die Gewinnhalbierung basiert auf Risikovorsorge und die technologische Ausrichtung ist auch gut.
    Von den Gewinnen kann Tesla nur träumen und wird hochgelobt.
    Verrückte Welt.
    Vertrauen in die Zukunft ist gerechtfertigt - nur Mut.

  • Könnte hier nicht eine gehörige Portion Tiefstapeln dabei sein?

  • Ola Källenius ist seit 27 Jahren bei Daimler und seit fünf Jahren im Vorstand. Mir ist immer noch unklar, wie er als Daimler Chef das Unternehmen ausrichtet.
    Es wäre sehr bedauerlich, wenn dieser große, wertvolle deutsche Konzern zu einem reagierenden und getriebenen Unternehmen zurückfällt.

  • @ H. Arnd Stricker,
    meiner Meinung nach, haben Sie vollkommen Recht.
    Wenn diese "Analysten" wirklich so schlau sind, wie sie sich darstellen, warum sind diese dann noch nicht als selbstständige Aktienhändler mit eigenem Geld unterwegs?
    Sie sind keine Hellseher, fertig.

  • Wie soll denn der neue Chef innerhalb von wenigen Monaten seine neue Strategie umsetzen. Natürlich ist Damler unter Druck. Aber das Gewäsch von Analysten, die kaum länger als drei Monate denken können, ist ziemlich unqualifiziert und zeigt, wie fern diese Zunft von der Realität ist. Das wäre an sich kein Problem; da aber Anleger auf sie hören, kann das für Unternehmen, Branchen und Volkswirtschaften zur Gefahr werden, zumal diese Zunft sich ja nur im Rahmen der "Meinungsfreiheit" äußert, für nichts verantwortlich ist und schon gar keine eigenen Interessen verfolgt.

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