Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Autobauer Kehrtwende bei Opel – Ausgliederung des Stammwerks ist vom Tisch

Nach heftiger Kritik rückt Stellantis bei seiner Deutschland-Tochter von einer Zerstückelung ab. Auch die Fabrik in Eisenach soll an Opel angedockt bleiben.
17.11.2021 Update: 17.11.2021 - 14:28 Uhr Kommentieren
Das Werk, in dem derzeit rund 1400 Beschäftigte arbeiten, soll zwar in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert werden. Die Fabrik soll aber weiter an Opel in Deutschland angedockt bleiben. Quelle: dpa
Opel-Werk in Eisenach

Das Werk, in dem derzeit rund 1400 Beschäftigte arbeiten, soll zwar in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert werden. Die Fabrik soll aber weiter an Opel in Deutschland angedockt bleiben.

(Foto: dpa)

München Anpassen oder sterben: So lautet die darwinistische Geschäftsmaxime von Stellantis-Chef Carlos Tavares. Der Manager gilt als der vielleicht härteste Kostenkiller in der Autoindustrie. Gerade bei der deutschen Tochter Opel greift der Portugiese mit französischem Pass seit Jahren hart durch und lässt schrittweise Tausende Jobs streichen, um die Effizienz zu erhöhen.

Doch mit seinem neuesten Plan, Opel die gesellschaftsrechtliche Verantwortung über die eigenen Fabriken zu entziehen, ist Tavares vorläufig gescheitert. Wie Stellantis am Mittwoch einräumte, rückt das aus Peugeot S.A. und Fiat Chrysler hervorgegangene Konglomerat von der Idee ab, das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim mit seinen 2100 Mitarbeitern aus der Opel Automobile GmbH herauszulösen und in eine eigenständige Gesellschaft zu überführen. Diese Ausgliederung werde „unterbleiben“, heißt es in einer internen Kommunikation, die dem Handelsblatt vorliegt.

Auch für die Fabrik in Eisenach haben Stellantis und die Gewerkschaft IG Metall demnach eine Lösung gefunden. Das Werk, in dem derzeit rund 1300 Beschäftigte arbeiten, soll zwar in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert werden. Anders als von Tavares ursprünglich vorgesehen soll die Fabrik aber weiter an Opel in Deutschland angedockt bleiben, statt in eine Einheit von Stellantis überführt zu werden. „Damit ist der lange Jahre bestehende Zustand wieder hergestellt“, heißt es in der Rundmail von Opel an alle Beschäftigten.

Diese Regelungen, die ergänzend im Zukunftstarifvertrag von Opel festgehalten wurden, gelten zunächst befristet bis Ende 2022. Danach können sie mit einer Frist von drei Monaten zum Monatsende gekündigt werden. „Die Ausgliederung und Zerschlagung von Opel konnte verhindert und die Beschäftigung abgesichert werden“, erklärte Jörg Köhlinger, Leiter des Bezirks Mitte bei der IG Metall. „Ich hoffe, dass das Management in Zukunft das Unternehmen konstruktiver und transparenter lenkt und Opel ab jetzt nur noch mit innovativen Fahrzeugen die Beschäftigten und die Öffentlichkeit begeistert.“

Die Arbeitnehmervertreter haben sich zudem mit dem Management darauf verständigt, dass in der ersten Januarwoche in Eisenach wieder die Produktion des Grandland starten wird. Derzeit ruhen die Bänder in dem Werk wegen des Chipmangels. „Das sind hervorragende Nachrichten für die Marke Opel. Denn mit dem neuen Grandland haben wir ein topmodernes, elektrifiziertes SUV-Flaggschiff, das sich großer Beliebtheit bei unseren Kunden erfreut“, erklärte Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz. Über die ursprünglich geplante Ausgliederung der Fabriken verlor der ehemalige Renault-Manager dagegen kein Wort.

Externe Effekte und hausgemachte Probleme

Die Kehrtwende von Opel bei der geplanten Zerstückelung ist wohl eine Reaktion auf die heftige Kritik von Beschäftigten, Politikern und Gewerkschaftern in Deutschland. Nachdem das Handelsblatt die internen Erwägungen von Tavares Anfang Oktober enthüllt hatte, kritisierte etwa die IG Metall das Ansinnen „aufs Schärfste“.

Die Industriegewerkschaft sprach gar von einer drohenden „Zerschlagung“ und warf Stellantis vor, Jobs und Standorte mutwillig zu gefährden. Auch der Opel-Betriebsrat warnte vor einer „Flucht aus der Mitbestimmung“ und kündigte Widerstand an. Ende Oktober protestierten dann Tausende Opel-Mitarbeiter gegen die Pläne des Managements und für den Erhalt der Marke als eine Einheit.

Selbst die Ministerpräsidenten von Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz meldeten sich zu Wort. In einem gemeinsamen Brief an Stellantis-Chef Tavares zeigten sich Volker Bouffier (CDU), Bodo Ramelow (Die Linke) und Malu Dreyer (SPD) besorgt über die Entwicklungen bei Opel und forderten eine persönliche Aussprache auf höchster Ebene.

Die Lage bei Opel ist insgesamt angespannt. Der Fahrzeughersteller leidet wie der Rest der Branche massiv unter den Folgen der Coronapandemie und dem Halbleitermangel. Dazu kommen aber noch hausgemachte Probleme. So ist der Marktanteil der Hessen im Kernmarkt Europa allein in den vergangenen beiden Jahren von 5,5 auf 4,2 Prozent gesunken.

In Eisenach wird wegen des Chipengpasses noch bis mindestens Ende des Jahres kurzgearbeitet; in Rüsselsheim streiten Geschäftsführung und Betriebsrat über die bevorstehende Schließung mehrerer Werksteile. Und der geplante Abbau von 2100 Stellen bis Jahresende stockt.

Mehr: Opel-Chef Hochgeschurtz will die Lieferzeit von E-Autos deutlich verkürzen

Startseite
Mehr zu: Autobauer - Kehrtwende bei Opel – Ausgliederung des Stammwerks ist vom Tisch
0 Kommentare zu "Autobauer: Kehrtwende bei Opel – Ausgliederung des Stammwerks ist vom Tisch"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%