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Autobauer Vom Zulieferer in den Porsche-Vorstand: Die ungewöhnliche Karriere der Barbara Frenkel

Sie arbeitet nach einer wechselvollen Laufbahn seit 20 Jahren beim Sportwagenhersteller Porsche. Jetzt hat die neue Einkaufschefin einen schwierigen Job zu erledigen.
20.12.2021 - 21:33 Uhr Kommentieren
Als erste Frau hat sie den Sprung in den Porsche-Vorstand geschafft. Quelle:  Porsche
Barbara Frenkel

Als erste Frau hat sie den Sprung in den Porsche-Vorstand geschafft.

(Foto:  Porsche)

Stuttgart Barbara Frenkel hat lange nicht einmal davon geträumt, jemals in den Vorstand von Porsche zu kommen. Jetzt ist sie die erste Frau, die diesen Sprung geschafft hat. „Meine Karriere war nicht gradlinig, und viele Wendungen waren nicht vorhersehbar“, sagt die 58-jährige Managerin.

Zunächst arbeitete die gebürtige Fränkin aus Hof bei Zulieferern in der Region wie den Helsa-Werken, später bei Valeo und dann bei TRW, bis sie vor 20 Jahren den eher ungewöhnlichen Sprung aus der Zulieferindustrie zum Sportwagenbauer Porsche schaffte. Es war die Blütezeit von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und damit noch einer ausgesprochenen Männergesellschaft in Zuffenhausen mit Tagesausklang auf Dienstreisen an der Bar, gern mit Zigarre und Whisky zum Abschluss.

Frenkel ist eine akribische Arbeiterin, bereitet sich bis ins Detail vor. Sie startete bei Porsche im Qualitätsmanagement, dann wechselte sie in den Vertrieb, war dort zuletzt für Europa zuständig. Seit 2019 saß sie sogar für die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat. Das Mandat musste sie allerdings mit dem Vorstandsposten wieder abgeben.

Als Quotenfrau fühlt sie sich nicht. Denn nicht nur Porsche-Chef Oliver Blume hatte sie für den Topjob auserkoren. „Alle sechs Vorstandskollegen haben mir gesagt, ich sei ihre Wunschkandidatin“, erklärt die gebürtige Hoferin, deren leicht rollendes R ihre Herkunft verrät.

„Im Osten die Tschechoslowakei und im Norden die DDR, da war nicht so viel los“, erinnert sich Frenkel an die Zeit, als sie 18 Jahre alt war. Nach der Disco gab es nur die Möglichkeit, im Brückenrestaurant Frankenwald über der A9 bei Rudolphstein noch etwas zu Essen zu bekommen. Schaschlik über der Autobahn – das war der Saturday-Night-Thrill im Zonenrandgebiet. Das ist lange her. Aber es zeugt davon, dass hier eine Managerin mit Erdung über einen sehr langen Weg nach oben gekommen ist.

Frenkel arbeitet heute lieber in gemischten Teams

Häufig allein unter Männern zu arbeiten hat ihr dabei nicht viel ausgemacht. „Ich habe das nie als Kampf empfunden“, sagt sie, obwohl sie heute viel lieber in gemischten Teams arbeitet. „Es geht darum, Menschen mit unterschiedlichen Blickwinkeln und Erfahrungen zusammenzubringen, die das Bestehende auch einmal hinterfragen. Diverse Teams sind innovativ“, sagt sie. „Wenn alle eine ähnliche Sozialisation haben, wird weniger diskutiert.“

Frenkel ist Chefin über ein Einkaufsbudget von neun Milliarden Euro. Porsche ist bei den Lieferanten in der Regel eher gern gesehen. „Man merkt schon, ob ein Autobauer eine Marge hat, die ihn nicht dazu zwingt, auch noch den letzten Cent aus jedem Lieferanten rauszupressen“, sagt ein Branchenkenner. Das Verhältnis Autohersteller und Zulieferer war noch nie konfliktfrei. „Bei Liquiditätsengpässen schauen wir, wie wir unterstützen können, zum Beispiel mit einer kurzfristigen Verlängerung von Zahlungszielen“, sagt Frenzel. Gerade kleinere Lieferanten für Teile von Verbrennungsmotoren seien betroffen.

Und gerade die würden noch länger gebraucht, als man bei der Transformation zur Elektromobilität vermuten könnte. Aber eine Mutter Teresa ist die Fränkin deshalb noch lange nicht, nur weil sie lange in der Zulieferindustrie gearbeitet hat. Rund 4000 Zulieferer werden mithilfe von KI im Internet und sozialen Netzwerken gescannt. Die Software findet Informationen, die auf Nachhaltigkeitsrisiken in der Beschaffung hindeuten. „Bei Anzeichen von möglichen Verstößen führen wir intensive Gespräche mit dem Lieferanten. Es geht darum, die Situation schnell zu verbessern“, sagt Frenkel.

Aber es geht auch umgekehrt: Der aktuelle Chipmangel steht seit ihrer Berufung im Sommer im Zentrum ihrer Arbeit. „Wir werden zwar im Konzern wegen unseres Ergebnisbeitrags vorrangig behandelt“, sagt Frenkel, „aber darauf können wir uns nicht ausruhen. Wir müssen unseren Teil bei der Beschaffung beitragen. Und das tun wir.“ Freundlicher Ton, aber klare Ansage.

Bis Ende 2022 werde die Beschaffung von Chips noch schwierig bleiben. Ziel müsse es sein, die Strukturen bei der Beschaffung mit Halbleitern künftig zu verbessern. Bei Ausbruch von Corona hat die Autoindustrie bei den Chipherstellern die Bestellungen storniert. Jetzt muss sie sich hinten anstellen, weil andere die Kapazitäten belegt haben.

Autodidaktische Managerin

Die neue Einkaufschefin hat noch einen schwierigen Job vor sich. Denn sie muss die gesamte Lieferkette auf Nachhaltigkeit ausrichten, von der Grünstrom-Nutzung über den Einsatz recycelter Materialien bis hin zur Einhaltung von sozialen Produktionsmethoden. „Porsche-Kunden werden auch zukünftig mit einem guten Gewissen Auto fahren können“, ist Frenkels Mantra. „Ich habe eine Leidenschaft für Nachhaltigkeit – schon lange bevor ich Beschaffungsvorständin geworden bin. Nachhaltigkeit ist mir eine Herzensangelegenheit.“ Porsche will die bilanzielle CO2-Neutralität 2030 erreichen.

Die autodidaktische Managerin gehört neben der neuen Volkswagen-Vertriebschefin Hildegard Wortmann zu den wenigen Frauen, die im Wolfsburger Konzern den Sprung jenseits des üblichen Personalressorts nach oben geschafft haben. Sie sei immer an jeder Stelle ihrer Karriere glücklich gewesen, sagt sie. Wohl aber nur, bis sie wieder gefragt wurde, etwas Neues zu tun. Bei Porsche musste sie am wenigsten überlegen. Zum ersten Mal Tuchfühlung mit der Marke bekam Frenkel, als sie im Porsche ihres Bruders saß. Der fährt zwar heute selbst keinen mehr. Aber er darf bestimmt mal bei seiner Schwester im Dienstwagen mitfahren.

Einen knallharten Sparvorschlag hat Frenkel schon in einem Fragebogen verraten. Auf die Frage, auf was sie bei einem Porsche verzichten könnte, antwortete sie scherzhaft mit einem nicht ganz neuen Gag: „die Heckscheibenwischer“. Ein bisschen Benzin im Blut braucht man in der Porsche-Chefetage schon – oder im Fall von Frenkel 800 Volt, das ist die Taycan-Spannung.

Mehr: Porsche-Chef sucht dringend Chip-Partner: „Wir werden da hart kämpfen müssen“

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