Autobauer VW-Chef Herbert Diess fragt Wladimir Putin um Rat

Wladimir Putin, Präsident von Russland, und Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von VW, bei einem gemeinsamen Treffen im Moskauer Kreml.
Moskau Eigentlich läuft es für VW gut in Russland. Das Jahr 2018 hat der Konzern mit einem Absatzplus von 20,4 Prozent abgeschlossen und ist damit stärker als der Gesamtmarkt (plus 12,8 Prozent) gewachsen. Besonders die in Russland produzierten Modelle von Skoda laufen blendend. Der Zuwachs hier lag sogar bei 30 Prozent.
Allerdings zeichnet sich ein leichter Abwärtstrend auf dem russischen Pkw-Markt ab. Im ersten Quartal 2019 stiegen die Neuwagenverkäufe von VW in Russland nur um 3,7 Prozent. Den Konzern plagt zudem die Frage, wie es mit der Produktion nach dem Ende des derzeitigen Investitionsvertrags weitergeht, der dem deutschen Automobilkonzern eine Reihe von Subventionen und Vergünstigungen beschert.
Aus diesem Grund reiste VW-Chef Herbert Diess am Freitag persönlich nach Moskau. Diess wurde im Kreml von Präsident Wladimir Putin empfangen und bat ihn um Hilfe bei den Verhandlungen um neue Subventionen. „Wir arbeiten tatsächlich erfolgreich in Russland und glauben an die Zukunft des russischen Markts. Eben darum bin ich jetzt hier, um mit Ihnen zwei Punkte zu besprechen und möglicherweise Ihren Rat oder Ihre Hilfe zu erfragen“, sagte Diess dem Kremlchef.
Als ersten Punkt nannte er den sogenannten Spezial Investment Contract (SPIC), über den die russische Regierung Steuervergünstigungen für Autobauer und Subventionen beim Autokauf vergibt. Im Gegenzug fordert die Regierung eine tiefgreifende Lokalisierung der Produktion.
Bislang produziert VW in Kaluga, südwestlich von Moskau, selbst mehrere Skoda- und VW-Modelle einschließlich der dazugehörigen 1,6-Liter-Motoren. In Nischni Nowgorod lassen die Deutschen bei ihrem Joint-Venture-Partner Gaz zudem weitere Modelle montieren. Die Regierung forderte allerdings auch, die Herstellung der Schaltgetriebe nach Russland zu verlagern, was VW als unrentabel ablehnt. Stattdessen wollen die Wolfsburger die Motorenproduktion in Kaluga ausbauen.

Herbert Diess samt Delegation im Gespräch mit Wladimir Putin.
In diesem Punkt konnte Putin seinen Gegenüber beruhigen. Russland habe bereits sieben solcher Verträge an größere Autokonzerne vergeben. Und da VW an einer stärkeren Lokalisierung arbeite, werde der Konzern auch einen SPIC bekommen, versicherte er. Das darf als Anweisung an Industrieminister Denis Manturow verstanden werden, der bei der Sitzung ebenfalls am Tisch saß.
Der zweite Punkt, den Diess ansprach, ist heikler: Hier geht es um Hilfen für VW-Partner Gaz. Der russische Autobauer gehört Milliardär Oleg Deripaska und landete im vergangenen April auf der US-Sanktionsliste. Zwar hat das US-Finanzministerium mehrfach das Inkrafttreten der Sanktionen verschoben – neuester Termin ist nun der 6. Juli –, eine Rechtssicherheit bedeutet dies für Gaz und VW aber nicht.
Von der Sanktionsliste kann Putin Gaz nicht streichen, aber er kann die Voraussetzungen dafür schaffen. Washington fordert, dass Deripaska seine Kontrolle über den Autobauer aufgibt. Deripaska sei zu diesem Schritt auch bereit, teilte Gaz-Chef Siegfried Wolf dem Handelsblatt mit. Allerdings hakt es wohl noch an Details. So ist unklar, wer die Anteile übernehmen soll.
VW hat in der Vergangenheit – vor Bekanntwerden der Sanktionen – bereits Gespräche über eine Beteiligung an Gaz geführt. Prinzipiell ist der Konzern immer noch bereit, sich weiter bei Gaz einzukaufen – allerdings nur, wenn die Sanktionen fallen sollten.
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