Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Autobranche Neuer Großaktionär BAIC: Daimler wird chinesischer

Nach dem Geely-Gründer Li Shufu steigt auch der Pekinger Konzern BAIC bei Daimler ein. Fast 15 Prozent der Anteile sind damit in chinesischer Hand.
23.07.2019 Update: 23.07.2019 - 16:08 Uhr 1 Kommentar
Hubertus Troska leitet die Geschäfte von Daimler in China. Neben BAIC sind die Schwaben dort auch mit Geely verbündet. Quelle: Reuters
Daimler in China

Hubertus Troska leitet die Geschäfte von Daimler in China. Neben BAIC sind die Schwaben dort auch mit Geely verbündet.

(Foto: Reuters)

München Hinter BMW steht die Familie Quandt, bei Volkswagen hält der Porsche- und Piëch-Clan dem Management den Rücken frei. Aber Daimler? Seit Jahren fehlt den Stuttgartern ein passender Ankeraktionär. Eine Lücke, die mittlerweile China füllt.

Der Einfluss der Volksrepublik auf das Aushängeschild der deutschen Autoindustrie wächst erheblich. Nach dem spektakulären Einstieg des Geely-Eigentümers Li Shufu im vergangenen Jahr kauft sich jetzt auch die Beijing Automotive Group (BAIC) bei dem Mercedes-Hersteller ein.

Wie BAIC am Dienstag mitteilte, hat sich der Pekinger Staatskonzern fünf Prozent der Anteile an Daimler gesichert. Über die Tochterfirma Investment Global erwarb BAIC eine direkte Beteiligung an dem Stuttgarter Dax-Konzern in Höhe von 2,48 Prozent sowie die Option, weitere 2,52 Prozent der Stimmrechte zu kaufen. BAIC ist für Daimler kein Unbekannter. Die beiden Unternehmen arbeiten seit mehr als einer Dekade eng zusammen.

Nun steigt BAIC mit einem konsolidierten Anteil von fünf Prozent des Grundkapitals nach Li Shufu (9,7 Prozent) und dem Staatsfonds von Kuwait (6,7 Prozent) zum drittgrößten Einzelaktionär von Daimler auf. Insgesamt ist das schwäbische Industriekonglomerat damit zu fast 15 Prozent im Besitz chinesischer Anteilseigner.

„Kurzfristig ist der Einstieg von BAIC für Daimler eine gute Sache“, konstatiert Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). So wird der dümpelnde Aktienkurs der Schwaben gestützt, und der Konzern bekommt im fernöstlichen Automarkt noch mehr Gewicht. „Langfristig steht aber die Frage im Raum: Wie chinesisch wird Daimler? Man darf da nicht blauäugig sein“, warnt Tüngler.

Grafik

BAIC und Li seien zwar auf dem Papier völlig unabhängig voneinander, aber wenn es ihnen nütze, könnten die Chinesen schnell ihre Kräfte bündeln, um gemeinsame Interessen durchzusetzen. „Daimler könnte in die Zange genommen werden“, fürchtet Tüngler. Der Aktionärsschützer mahnt die Regierung in Berlin daher zu erhöhter Aufmerksamkeit.

Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sieht das ähnlich: „Die deutsche Politik wird sich diese Konstellation sehr genau ansehen müssen.“ Der Analyst glaubt aber nicht, dass die chinesische Staatsregierung über BAIC an einer Daimler-Übernahme interessiert ist.

Die Kapitalbeteiligung von BAIC könnte auch schlicht dazu dienen, Geely-Eigner Li, zu dessen Reich auch Volvo Cars zählt, „davon abzuschrecken, weitere Anteile an Daimler zu erwerben“, glaubt Pieper. Ganz abwegig ist diese These nicht.

Li ist ein Unruhestifter, der Daimler und die Berliner Politik durch seinen spektakulären Einstieg über trickreiche Finanzkonstruktionen im Februar 2018 aus dem Konzept brachte und auch bei BAIC für Verwirrung gesorgt hat. Während Daimler den Einstieg Geelys ausgesprochen reserviert kommentierte, freut sich der Konzern jetzt demonstrativ über das BAIC-Engagement.

China ist mit Abstand der wichtigste Markt

„Wir begrüßen es sehr, dass unser langjähriger Partner BAIC nun auch ein langfristig orientierter Investor von Daimler ist“, frohlockt Daimler-Chef Ola Källenius. Dieser Schritt festige die Zusammenarbeit der beiden Konzerne und sei ein „Vertrauenssignal in die Strategie und das Zukunftspotenzial unseres Unternehmens“, erklärt Källenius. In Stuttgart heißt man den neuen Großaktionär mit blumigen Worten willkommen.

Heyi Xu, Chairman von BAIC, gibt sich ebenfalls ganz verzückt: „Wir möchten diese Allianz durch eine Beteiligung an Daimler weiter stärken.“ Aus seiner Sicht ist die Partnerschaft mit Mercedes „beispielhaft für eine gelungene Kooperation zwischen einem chinesischen und einem deutschen Unternehmen“.

Daimler und BAIC produzieren unter dem Dach eines 50:50-Joint-Ventures seit 2005 in Peking gemeinsam Autos. Das Geschäft lief im vergangenen Jahrzehnt exorbitant gut. Allein 2018 wurden 485 000 Mercedes-Pkws vor Ort gefertigt und verkauft. Das entspricht rund drei Viertel des Gesamtabsatzes der Marke mit dem Stern in China. Kein anderer Automarkt ist für Daimler so wichtig, fast 30 Prozent ihrer Fahrzeuge verkaufen die Schwaben in Fernost.

Ein Drahtseilakt für Daimler
Seite 12Alles auf einer Seite anzeigen
Mehr zu: Autobranche - Neuer Großaktionär BAIC: Daimler wird chinesischer
1 Kommentar zu "Autobranche: Neuer Großaktionär BAIC: Daimler wird chinesischer"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • 31,1% der Aktien von Daimler sind noch in deutschen Händen. Ein stolzer, global geachteter Konzern mit rund 6% Dividendenausschüttung findet keine gebührende Anerkennung in der Heimat. Dafür liegen rund 2.500 Milliarden Euro Bares bei Privathaushalten zinslos auf der hohen Kante. (Bankeinlagen) Der 50 fache Wert von Daimler.
    Aktienkultur in Deutschland.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%