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Autohersteller Projekt „Trinity“: VW plant in Wolfsburg komplett neues Werk für Elektroautos

Markenchef Ralf Brandstätter favorisiert einen Neubau für die nächste Elektro-Generation des Konzerns. Anfang Dezember fällt die Entscheidung.
09.11.2021 Update: 09.11.2021 - 22:31 Uhr Kommentieren
Das Werk stammt aus den 1950er- und 1960er-Jahren Quelle: dpa
Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg

Das Werk stammt aus den 1950er- und 1960er-Jahren

(Foto: dpa)

Wolfsburg Volkswagen wird für seine neueste Generation von Elektroautos („Trinity-Projekt“) am Stammsitz Wolfsburg wahrscheinlich eine komplett neue Fabrik bauen. „Das ist die vielversprechendste Alternative“, sagte VW-Markenchef Ralf Brandstätter am Dienstag bei einem Pressegespräch. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Einen Beschluss wird der Aufsichtsrat in seiner nächsten Sitzung am 9. Dezember fassen.

Nach den Worten Brandstätters prüft der Autohersteller auch einen Umbau des Stammwerks, das in den 1950er- und 1960er-Jahren aufgebaut worden war. Doch vieles spreche für einen Neubau („Greenfield“). So ließen sich die nötigen, deutlich höheren Produktivitätsziele viel eher erreichen als in einem vor Jahrzehnten errichteten Werk. „Das besprechen wir im Moment mit allen Beteiligten des Konzerns“, sagte Brandstätter weiter.

Der VW-Markenchef würde die neue Fabrik im Wolfsburger Umland in unmittelbarer Nähe zum Stammwerk errichten. Mitarbeiter aus der heutigen Volkswagen-Fabrik könnten dann vergleichsweise einfach und ohne großen Aufwand in die neue Produktionsstätte wechseln.

Brandstätter machte keine Angaben dazu, wie viele Mitarbeiter in der neuen Fabrik beschäftigt werden sollen. Das hänge von der Fertigungstiefe ab, die noch nicht endgültig beschlossen worden sei. Auch zu den Baukosten äußerte er sich nicht. 250.000 Fahrzeuge sollen künftig jährlich in der neuen Fabrik gebaut werden.

In den vergangenen Wochen war ein massiver Streit zwischen VW-Konzernchef Herbert Diess und dem VW-Betriebsrat über die Beschäftigung am Konzernsitz Wolfsburg ausgebrochen. Diess hatte Ende September den Zorn der Arbeitnehmerseite auf sich gezogen, als er während einer Aufsichtsratssitzung davon sprach, dass 30.000 Arbeitsplätze wegen des Wechsels zur Elektromobilität wegfallen könnten.

Aktuell arbeiten in Wolfsburg rund 14.000 Menschen in der Produktion. Brandstätter sieht kein Problem darin, für die Beschäftigten auch mit der Ausrichtung auf Elektrofahrzeuge ausreichend Arbeit vorzuhalten. VW wolle „alle Mitarbeiter mitnehmen“.

Eine neue Greenfield-Fabrik ist für den Manager der Favorit. Quelle: dpa
VW-Markenchef Ralf Brandstätter

Eine neue Greenfield-Fabrik ist für den Manager der Favorit.

(Foto: dpa)

Einen Abbau von Arbeitsplätzen wird es allerdings dennoch bei Volkswagen geben. Das Unternehmen hatte sich in der Vergangenheit mit dem Betriebsrat auf Programme für Altersteilzeit und Vorruhestand verständigt. „Diese Instrumente sind ausreichend“, betonte Brandstätter. Weitere Programme müssten nicht aufgelegt werden.

2026 sollen die ersten Modelle produziert werden

Voraussichtlich von 2026 an sollen in der neuen Fabrik die ersten vollelektrischen „Trinity“-Modelle von Volkswagen produziert werden. Danach – wahrscheinlich 2027 – will VW mit der Umrüstung des bestehenden Stammwerks auf Elektroautos beginnen. In dieser Fabrik werden auf vier Fertigungslinien vor allem Golf und Tiguan produziert.

Brandstätter deutete an, dass zwei dieser vier Linien auf eine Elektrofertigung umgerüstet werden sollen. Das alte Stammwerk würde dann bis in die 2030er-Jahre hinein jährlich etwa 250.000 Verbrennermodelle konventioneller Bauart und etwa 250.000 Elektrofahrzeuge produzieren. Zusammen mit der Greenfield-Fabrik käme Wolfsburg dann auf eine Jahresproduktion von etwa 750.000 Fahrzeugen – ähnlich wie heute.

Der Markenchef äußerte sich zuversichtlich, dass VW mit dem neuen Werk wettbewerbsfähig sei im Vergleich zu Konkurrenten wie Tesla oder aus China. Eine Fertigungszeit von zehn Stunden pro Auto sei machbar. „Wir haben eine gute Mannschaft, die das kann“, betonte er.

„Die Pläne für die neue Trinity-Fabrik sind mutig und damit genau richtig. Mit dem Bau eines zweiten Werkes in Wolfsburg sichern wir hier die Beschäftigung“, sagte die VW-Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo. Außerdem sorge das Unternehmen damit für klare Zukunftsperspektiven und auch langfristig für eine Jahresproduktion im hohen sechsstelligen Bereich.

Das „Trinity“-Projekt ist der große Hoffnungsträger für Volkswagen in Wolfsburg. Der englische Begriff der „Dreieinigkeit“ steht für eine neue Autogeneration, die so bislang im VW-Stammwerk nicht produziert worden ist. „Trinity“ wird ein Auto mit einer völlig neuen Fahrzeugarchitektur, das weniger Ausstattungsvarianten bekommt und das mit deutlich gesteigerter Produktivität in Wolfsburg von den Bändern laufen wird.

Unstrittig ist bei Volkswagen, dass das Unternehmen eine zweite konkurrenzfähige Modellreihe von Elektrofahrzeugen bekommen muss. Der Großteil der aktuellen Elektromodelle aus dem Konzern entsteht im Moment auf Basis der „MEB“-Plattform („Modularer E-Antriebs-Baukasten“). Diese Plattform ist technisch gesehen etwa fünf Jahre alt – und nicht mehr in allen Punkten auf dem neuesten Stand.

Vor allem bei der Software soll das Volkswagen-Modell der Zukunft spürbare Verbesserungen anbieten. „Trinity“ bekommt neue Fahrassistenzsysteme, mit denen autonomes Fahren zumindest in begrenztem Rahmen wie etwa im Stau auf der Autobahn möglich wird. Später soll das Auto mehr oder minder komplett selbstständig fahren.

„Trinity“ soll deutlich weniger Varianten bieten

Bei „Trinity“ wird es auch deutlich weniger Ausstattungsvarianten geben, was die Produktivität in der Fertigung steigert. Für den aktuellen in Wolfsburg produzierten Golf gibt es derzeit rund zehn Millionen unterschiedliche Bestellmöglichkeiten. Solch eine Variantenvielfalt macht die Produktion unnötig teuer, etwa durch die zusätzliche Lagerhaltung vieler verschiedener Bauteile.

„Wir müssen bei weniger als 100 Varianten herauskommen“, beschreibt ein VW-Manager die Anforderungen an das Projekt. Vorbild ist Tesla. Wer ein Auto des US-Herstellers bestellen will, der kann nur aus einer kleinen Anzahl verschiedener Lackierungen wählen. Statt einzelner bestellbarer Extras wie bei VW gibt es bei Tesla nur größere Ausstattungspakete.

Heute werden Pkw-Karossen noch aus etlichen Stahl- und Aluminiumblechen zusammengesetzt, die entsprechend verschweißt werden müssen. Mit Karosseriemodulen aus einem Guss und ohne Verwendung einzelner Bleche sind deutliche Produktivitätszuwächse möglich – auch das plant Volkswagen für „Trinity“. Tesla macht es mit einem ähnlichen Aufbau der Produktion in seinem Werk in Grünheide bei Berlin vor.

Mehr: Schleppender Chipeinkauf, schlechte Kommunikation – Das kritisiert die VW-Betriebsratschefin an Diess

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