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Autohersteller Volkswagen holt von der Leyens frühere Staatssekretärin Suder als IT-Vorständin

Katrin Suder soll bei VW die Leitung des neu zu schaffenden IT-Ressorts übernehmen. Damit erhält die frühere Beraterin und Staatsdienerin eine Schlüsselposition.
22.04.2021 Update: 22.04.2021 - 15:30 Uhr 2 Kommentare
Bei Volkswagen wird die 49-Jährige eine Schlüsselposition einnehmen. Quelle: Marco Urban für Handelsblatt
Katrin Suder

Bei Volkswagen wird die 49-Jährige eine Schlüsselposition einnehmen.

(Foto: Marco Urban für Handelsblatt)

Frankfurt, Berlin Der Fahrzeughersteller Volkswagen hat nach langer Suche eine Kandidatin für das IT-Ressort gefunden. Zum nächstmöglichen Zeitpunkt dürfte Katrin Suder auf den neu zu schaffenden Vorstandsposten berufen werden. Das verlautete am Donnerstag aus Konzernkreisen. Nötig ist dafür die Zustimmung des Aufsichtsrats, der voraussichtlich im Mai tagen soll. Zuvor hatte das „Manager Magazin“ über die Personalie berichtet.

Etliche Kandidatinnen hatten die VW-Oberen getroffen, zu einer Einigung war es aber bislang nicht gekommen. Mal reichte die Fachexpertise aus Sicht von VW nicht aus, mal hatte die Kandidatin kein Interesse, wie ein Beteiligter berichtet. Letztlich im Rennen verblieben ist neben Suder eine weitere IT-Managerin, der in Kreisen allerdings lediglich Außenseiterchancen eingeräumt werden. Es laufe klar auf Suder zu, hieß es. Das Unternehmen äußerte sich nicht dazu.

Bei Volkswagen wird die neue IT-Chefin eine Schlüsselposition einnehmen. Mit dem digitalen Wandel ist die Aufrüstung der firmeneigenen IT-Infrastruktur entscheidend, um im Wettbewerb mit anderen Herstellern – und auch mit neuen Herausforderern wie beispielsweise Google und Tesla – mithalten zu können. Wie andere Konzerne auch hat VW in dem Bereich enormen Nachholbedarf. Zu den Aufgabenfeldern gehört zudem die Umstellung der Produktion, die zunehmend digitalisiert wird.

Der vernachlässigte Bereich

In den kommenden Jahren rüstet Volkswagen seine Werke auf die Fertigung von Elektroautos um. In dem Zug soll die Produktion stärker automatisiert und digitalisiert werden. Um diese Aufgabe zu stemmen, müssen die Niedersachsen ihre hauseigene IT-Kompetenz stärken. In früheren Jahren war der Bereich vernachlässigt worden. Auch dies ist ein Grund, warum Vorstandschef Herbert Diess dafür ein eigenes Vorstandsressort schaffen will.

In einem nächsten Schritt könnte Suder dann auch die Leitung über die firmeneigene Softwareentwicklung erhalten. Unter CEO Diess hat der Konzern die über die verschiedenen Marken verteilten Mitarbeiter in der Einheit „Cariad“ gebündelt. Die Leitung liegt bislang bei Markus Duesmann, dem Chef der Konzernmarke Audi.

Mit der gebürtigen Mainzerin Suder haben die Wolfsburger eine Spitzenkraft für dieses wichtige Aufgabenfeld gefunden, die allerdings nicht ganz unumstritten ist. Die 49-Jährige war nach ihrem Physikstudium zunächst für die Beratungsfirma McKinsey tätig, wo sie sich vor allem um den öffentlichen Sektor kümmerte. Im Jahr 2014 holte sie die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in ihr Ministerium. Als beamtete Staatssekretärin war Suder bis 2018 für die Neuordnung der Rüstungsprojekte zuständig, wozu auch der Aufbau einer verbesserten IT-Infrastruktur gehörte.

Maßgeblich war sie für das Thema Beschaffung bei der Bundeswehr verantwortlich. Direkt unterstellt waren ihr die Abteilungen Ausrüstung und Cyber-/Informationstechnik. Vielen Vertretern aus der Rüstungsindustrie, aber auch im Ministerium selbst gingen die von Suder angestoßenen Veränderungen zu weit. Allerdings verbesserte sie die Beschaffungsprozesse durchaus, die oftmals eher erratisch und chaotisch abgewickelt worden waren.

Da sie beim Umbau weniger auf die eigene Mannschaft setzte, sondern mehr auf ihr altes Netzwerk, zog sie die Kritik auf sich: Suder galt als Schlüsselfigur in der Affäre um die regelwidrige Vergabe von millionenschweren Beraterverträgen. Sie sollte als Staatssekretärin das Ressort reformieren und setzte dafür vor allem auf externe Berater mit enormen Tagessätzen.

Auf eigenen Wunsch schied Suder im April 2018 aus dem Amt aus. Zur Verabschiedung verlieh ihr die Ministerin das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold. In Regierungskreisen wurde ihr Rückzug als Entlastungsversuch für von der Leyen wahrgenommen. Kurze Zeit später trat Suder den Vorsitz des neu gegründeten Digitalrats der Bundesregierung an.

In einem Untersuchungsausschuss im Januar 2020 räumte Suder persönliche Beziehungen zu Beratern aus ihrer McKinsey-Zeit ein. Aber Privates und Berufliches habe sie immer strikt getrennt, lautete ihre Verteidigungslinie. In einem Sondervotum schrieben die Oppositionsparteien, die nötige Distanz zu ehemaligen Weggefährten habe sie nicht eingehalten. Der Verdacht blieb, aber Beweise fehlten.

Neues Denken

Mit Suder bekäme Volkswagen in jedem Fall eine durchsetzungsstarke Persönlichkeit, die nicht in alten Denkschemata festhängt. Schon in ihrer Zeit beim Verteidigungsministerium hatte sie für Aufsehen gesorgt, weil sie ihre drei Kinder mit dem Lastenrad durch die Straßen ihrer Wahlheimat Hamburg kutschierte. Kritiker warfen ihr vor, dass sie für eine Person mit ihrem Rang zu wenig auf ihre Sicherheit achte. Bei VW sorgen solche Bedenken für Heiterkeit: „Sie würde uns definitiv guttun, da sie Aufgaben ganz anders anpacken dürfte“, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person.

Mit einer Berufung der Mainzerin würde der Aufsichtsrat mit alten Mustern brechen. Die Führung des Autoherstellers ist männlich geprägt, was sich erst seit vier Jahren Stück für Stück verändert. Um diese Entwicklung zu unterstützen, hatten der Aufsichtsrat und Diess sich früh darauf geeinigt, dass das IT-Ressort von einer Frau übernommen werden soll. Das Feld der Kandidaten hatte sich damit erheblich eingeengt.

Hinzu kommt, dass Vorstände von den Großaktionären – der Familie Porsche/Piëch und dem Land Niedersachsen – und dem Betriebsrat akzeptiert werden müssen. In den kommenden Tagen soll Suder noch Vertreter aus diesem Kreis treffen, wie es hieß.

Mehr: Digitalrat-Chefin Suder: „Wir haben alle Zutaten, um digital erfolgreich zu sein“

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2 Kommentare zu "Autohersteller: Volkswagen holt von der Leyens frühere Staatssekretärin Suder als IT-Vorständin"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Echt merkwürdig ! Sie hat es mit dem Aufbau eines IT-Systems im Beschaffungswesen bei der Bundeswehr nicht hinbekommen und jetzt soll es bei VW klappen ?

    Gibt es kein wirkliches und erfolgreiches IT-Führungspersonal?

    Mit der Personalarbeit scheint es auch nicht zu klappen - aber wenn man kungeln kann - sollte mich wundern wenn es klappt.

  • Merkwürdiges Vorgehen. Ich kann aus den bekannten Daten überhaupt keine IT-Expertise erkennen. Für die Aufgabenstellung würde ich jahrelange Erfahrung in der Strategie, Konzeption und Realisierung von komplexen IT-Systemen und sehr viel Automotive Wissen erwarten. Dazu kommen Themen wie Factory Engineering und Produktmanagement.
    Eine ehemalige Staatssekretärin sehe ich eher im politischen Umfeld.

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