Autoindustrie Deutscher Automarkt wächst 2019 deutlich – Gewinner sind Plug-in-Hybride

Ein typisches Plug-in-Hybrid aus der Oberklasse.
Düsseldorf Autos mit Hybridantrieb sind im vergangenen Jahr in Deutschland die großen Gewinner gewesen. Insbesondere mit den über Kabel ladbaren Plug-in-Hybriden (PHEV) ist es in den zurückliegenden zwölf Monaten nach oben gegangen. Das zeigt die am Montag veröffentlichte Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA).
2020 werden noch mehr Hybride dazukommen. Verschärfte Emissionsgrenzen und damit verbundene Bußgelder zwingen die Autohersteller zu einem größeren Angebot von Hybriden.
2019 hat sich für die Autohersteller in Deutschland zu einem insgesamt vergleichsweise guten Jahr entwickelt, insbesondere durch eine stark verbesserte zweite Jahreshälfte. In der Summe wurden auf deutschen Straßen 3,6 Millionen Neuwagen zugelassen, ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Verkaufszahlen für Hybridautos sind im gerade beendeten Jahr viel stärker gewachsen. Für 2019 hat das KBA knapp 240.000 neue Hybride gezählt, ein Plus von fast 84 Prozent. Der Marktanteil hat binnen Jahresfrist entsprechend von 3,8 auf 6,6 Prozent zugelegt, Tendenz steigend.
Eine Schlüsselrolle nehmen dabei die Plug-in-Hybride ein. Meistens sind es Benzinmodelle, die um einen Elektromotor als zweite Antriebsart ergänzt werden. PHEV sind insbesondere für Premiummarken wie Mercedes, BMW und Porsche interessant. Ihre Kunden können es sich eher leisten, die Extrakosten für einen Elektroantrieb aufzubringen.
Von den Plug-in-Hybriden sind im vergangenen Jahr in Deutschland rund 45.000 Exemplare neu zugelassen worden. Gegenüber 2018 ist das ein Zuwachs von 44 Prozent. Der Marktanteil ist von 0,9 Prozent auf 1,3 Prozent angewachsen. 2020 wird es neue PHEV-Modelle geben, weil die Autohersteller ihre Flottenverbräuche damit drücken können.
Plug-in-Hybride sichern Jobs
Viele Plug-in-Hybride gehen durchschnittlich mit einem Verbrauch von etwa zwei Litern in die Verbrauchsrechnung ein. Zusammen mit den rein batteriegetriebenen Modellen (BEV) vermeiden die Autohersteller damit empfindliche Geldbußen in Milliardenhöhe, die sie sonst an die EU überweisen müssten.
„Hybride werden für lange Zeit ihre Rolle spielen“, hatte Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess noch im alten Jahr gesagt. Die PHEV erfüllten eine Brückenfunktion, solange es noch keine vollständige Ladeinfrastruktur gebe.
Gerade bei den Premiumherstellern können die Plug-in-Hybride eine weitere Funktion erfüllen: Sie sichern die Beschäftigung, wenn in die Autos auch weiter konventionelle Verbrenner eingebaut werden.
Alternative Antriebsformen: „Die E-Mobilität wird kommen, da gibt es keine Alternative“
Bei rein batteriegetriebenen E-Fahrzeugen werden die Beschäftigungszahlen zurückgehen. Elektromotoren sind kleiner und werden mit weniger Aufwand produziert. „Die Hersteller brauchen die Plug-in-Hybride“, folgert Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.
Die Plug-in-Hybride haben aus Sicht des Hochschullehrers jedoch auch ein Problem. Es sei nicht garantiert, dass die Autofahrer den umweltfreundlichen Elektroantrieb auch wirklich benutzten. „Manchmal fehlt die Motivation zu laden“, warnt Bratzel. Viele dieser PHEV würden als Dienstwagen verkauft. Die Fahrer bekämen von ihren Firmen häufig eine Tankkarte gestellt. Damit sei die Fahrt zur Tankstelle viel zu bequem.
In ersten Untersuchungen habe sich herausgestellt, dass die tatsächlichen Verbrauchswerte von PHEV auf der Straße um das Zwei- bis Dreifache höher seien als die Normangaben aus den Verkaufsprospekten. Es sei auch im Interesse der Hersteller, dass in den Autos zusätzliche Kontrolleinrichtungen installiert würden. Steuervorteile für emissionsfreies Fahren sollte nur bekommen, wer auch elektrisch unterwegs ist.
Mehr: Der Autoindustrie droht die nächste Glaubwürdigkeitskrise bei Plug-in-Hybriden, meint Handelsblatt-Reporter Stefan Menzel.
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Geförderte Fahrzeuge die mehr Kraftstoff verbrauchen.
Bei der technischen Entwicklung und der steuerlichen Ausgestaltung wurde der Homo Oeconomicus wieder völlig vergessen. Niemand hat sich in die Anwenderrolle hineinversetzt. Natürlich sucht der Anwender die für ihn bequemste Art (schnell tanken anstatt langsam aufladen).
Das Thema ist seit zwei Jahren bekannt. Schon hat es für einen kleinen HB-Artikel auf Seite 21 und einen Kommentar auf Seite 29 gereicht.
Wir werden davon wohl künftig mehr hören, und auf den vorderen Seiten, denn die Automobilindustrie hat hier ihr nächstes Glaubwürdigkeitsproblem.