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Autoindustrie Ein halbes Jahr Warten auf den Neuwagen – Geduldsprobe für die Kunden

Chipmangel und Lieferprobleme: Die Hersteller bauen deutlich weniger Autos. Wer eins kaufen will, braucht oft viel Geduld. Doch es gibt unkonventionelle Lösungen.
03.11.2021 - 06:43 Uhr 3 Kommentare
Chips sind knapp. Darum produzieren die Hersteller zuerst die hochpreisigen Modelle. Quelle: dpa
Daimler-Werk in Sindelfingen

Chips sind knapp. Darum produzieren die Hersteller zuerst die hochpreisigen Modelle.

(Foto: dpa)

Berlin Wer ein neues Auto kauft, muss immer länger darauf warten. „Je nach Fabrikat und Modell hat sich die Lieferzeit bei einem Großteil auf drei bis sechs Monate eingependelt“, sagte Marcus Weller, Marktexperte beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, der Deutschen Presse-Agentur. Bei manchen Premiummodellen müssten Kunden sogar neun Monate bis ein Jahr lang warten, bis sie den Wagen in Empfang nehmen können.

Hintergrund sind vor allem die Lieferengpässe bei wichtigen Bauteilen, darunter Halbleiter. Hersteller drosseln deshalb die Produktion. Stefan Reindl, Leiter des Geislinger Instituts für Automobilwirtschaft sagt voraus: „Die Problematik langer Lieferzeiten könnte sich im Herbst 2021 bis weit ins Frühjahr 2022 verschärfen.“ Die Folge: Rabatte auf den Listenpreis werden seltener, auch Gebrauchtwagenpreise ziehen an.

„Der Bestand bei den Händlern ist ziemlich reduziert“, sagt Weller. Fanden Kunden früher ihr Wunschmodell nicht direkt beim Händler, sei es kurzfristig aus Lagern des Herstellers lieferbar gewesen. Das sei nun schwieriger. Wartezeiten würden mitunter mit Vorführfahrzeugen überbrückt und Leasing-Verträge verlängert, sagt Weller. Wer bei der Marke flexibel sei, komme unter Umständen schneller an seinen Neuwagen.

Viele Autohersteller versuchen händeringend, den Nachfrageüberhang zügig abzuarbeiten, indem sie bestellte Fahrzeuge mit dem noch vorhandenen Material fertigstellen. Bei Konzernen wie Volkswagen und großen Zulieferern wie Continental suchen eigens gebildete „Taskforces“ den Weltmarkt rund um die Uhr nach Restmengen vor allem der knappen Mikrochips ab.

Doch das, was überhaupt erhältlich ist, reicht häufig nicht aus. Vor manchen Werken stauen sich bereits „Halden“ halb fertiger Autos, die bei Eintreffen fehlender Teile rasch nachgerüstet und erst dann ausgeliefert werden. Einige Autobauer sind aber sogar dazu übergegangen, Modelle ohne bestimmte Sonderausstattungen auf die Straße zu lassen, um die Systeme später zu ergänzen.

VW-Manager können keine Elektroautos mehr bestellen

In der Produktion fallen aufgrund des Teilemangels Schichten aus, teils über ganze Wochen. Gleichzeitig steigen die Autopreise, denn zusätzlich zur allgemeinen Verknappung des Angebots werden Rabatte gekürzt. Und die Hersteller reservieren diejenigen Chip-Chargen, die sie bekommen können, zunächst oft für höherpreisige Modelle.

Andererseits wollen die Unternehmen loswerden, was geht. Bei VW etwa führte der unbedingte Vorrang für die externe Kundschaft dazu, dass sich Manager vorerst keine Elektro- oder Hybridautos als Dienstwagen mehr bestellen sollen. Diese sollen sofort in den Handel gehen - normalerweise schmückt sich der Wolfsburger Hersteller damit, auch seine Führungskräfte mit alternativ angetriebenen Fahrzeugen auszustatten.

„Besonders anfällig für lange Lieferzeiten sind aktuell vor allem Elektrofahrzeuge“, sagt Autoexperte Reindl. Sie seien sowohl bei der Ansteuerung des Antriebs als auch bei Assistenz- und Kommunikationssystemen stärker auf Halbleiterelemente angewiesen als Verbrenner-Fahrzeuge.

„Wir gehen derzeit davon aus, dass weltweit in diesem Jahr rund zwölf Prozent mehr Fahrzeuge verkauft werden könnten, wenn keine Probleme mit den Lieferketten bestehen würden“, bemerkt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach. In Deutschland seien es 15 Prozent. Die längsten Lieferzeiten erwartet er im kleineren bis mittleren Preissegment. Denn die knappen Halbleiter würden zunehmend auf höherpreisige Fahrzeuge konzentriert.

Eine Entspannung auf den Zuliefermärkten sei in den kommenden Monaten nicht in Sicht. „Es bleibt zu hoffen, dass sich die Engpässe ab 2022 sukzessive auflösen - wenngleich nicht gänzlich.“ Denn darunter litten nicht nur Autohersteller und -zulieferer, sondern insbesondere auch der Autohandel. Wenn Händler bestellte Fahrzeuge nicht ausliefern könnten, fehle Umsatz und Ertrag. „Dies könnte zu einer ruinösen Spirale in der Automobilwirtschaft führen.“

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3 Kommentare zu "Autoindustrie: Ein halbes Jahr Warten auf den Neuwagen – Geduldsprobe für die Kunden"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • @Hans Müller
    Richtig bei Tesla funktionieren die Lieferzeiten,
    bei den europäischen Herstellern nicht - da sieht man, wohin uns die gnadenlose Ausrichtung auf e-Autos gebracht hat - DDR 2.0 - man muss auf sein Auto warten!!!!!!!!!!!!!!!!! Böse Politik, Böse Unternehmen!
    Und jetzt mal ernst:
    Teslas werden nicht in Europa gefertigt. Es gibt da nur wenige Varianten, keine "Ausstattungsliste", es ist da schon viel drin. Diese werden einfach "von Halte", "von Großparkplatz" geliefert.
    Die europäischen Hersteller ermöglichen dem Kunden eine extreme Anpassung an die eigenen Bedürfnisse - bei meinem Mercedes - Hybrid habe ich mehr als 30 zusätzliche Sonderausstattungen - zusätzlich zu vielen Motorvarianten. Es geht "ALLES". Das wird dann in die Produktion eingetaktet und es kommt dann MEIN Mercedes dabei heraus, kann etwas dauern. Tesla verkauft quasi "von der Stange" ein paar Modelle. Die europäischen Hersteller schaffen mir ein MASSGESCHNEIDERTES FAHRZEUG NACH MEINEN INDIVIDUELLEN WÜNSCHEN, das dauert etwas länger.
    Dafür muss ich etwas mehr bezahlen, dafür erhalte ich Arbeitsplätze in Europa und eine gute Technologie und liebe MEIN individuelles Auto!
    Insofern sind für ein individuelles Auto 6 Monate gut verkraftbar, wenn ich was von der Stange will, kaufe ich irgendeinen Jahreswagen.
    Tesla ist nicht das Mass aller Dinge!

  • Hier unerwähnt: Bei Tesla ist die Wartezeit nicht bei 6 Monaten, sondern bei wenigen Wochen. Mein eigenes Model 3 habe ich Anfang Oktober bestellt, die Auslieferung fand am letzten Oktoberwochenende statt.

    Mittlerweile wird man als Besitzer eines E-Autos sogar schon darauf angesprochen, dass die Lieferzeiten ja laut Zeitung so lang sein sollen. Das es bei Tesla schnell geht überrascht viele.

  • Nur bei Tesla ist es anders - Stand 3.11.21 gibt es mehrere Fahrzeugvariationen die innerhalb von 6 Wochen ausgeliefert werden. Das wurde hier nicht erwähnt.

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