Autoindustrie Neue Vertriebsstrategie: BMW will jedes vierte Auto online verkaufen

Der bayerische Autobauer modernisiert nicht nur Fahrzeuge und Systeme, sondern auch den Vertrieb.
München Der BMW-Konzern will seinen Vertrieb neu ausrichten. „2025 wird rund ein Viertel unseres Absatzes online laufen“, sagte Vertriebsvorstand Pieter Nota am Freitag in München. Zusätzlich will BMW das Geschäft mit „Over the Air"-Updates kräftig ausbauen. Bei diesen nachträglich buchbaren Diensten können Kunden beispielsweise zusätzliche Batterieleistung oder spezielle Licht- und Soundpakete kaufen. Diese Dienste sollen künftig einen „erheblichen Teil“ der Sonderausstattungen abdecken, aus denen BMW bereits heute schon sehr hohe Margen zieht.
Die Neuausrichtung des Vertriebs ist Teil der laufenden Transformation des Konzerns hin zu Elektromobilität und Digitalisierung. BMW will bis 2023 mindestens zwölf reine Elektromodelle und ebenso viele Plug-in-Hybride auf dem Markt haben. Zudem soll die Modellpalette nach und nach ein neues Betriebssystem bekommen und damit „Update-fähig“ werden.
BMW kann bereits einige Modelle mit Software auffrischen, dennoch haben die Münchener Nachholbedarf gegenüber Tesla. Der Herausforderer aus Kalifornien hält seine gesamte Modellpalette mit Software-Updates aktuell und zieht daraus bereits erhebliche Erlöse. Zudem baut Tesla derzeit in Brandenburg eine Fabrik und wird ab dem kommenden Jahr BMW auf dem europäischen Markt noch stärker zusetzen.
Nota setzt seine Hoffnung vor allem auf neue Modelle. In diesem Jahr kommen mit dem „i4“ und dem „iNEXT“ zwei Elektroautos, mit denen BMW den Tesla-Vorstoß stoppen will. Das Elektro-SUV „iNEXT“ erhält ein ganz neues Bordnetz und Betriebssystem, das anschließend auf alle Limousinen und SUVs übertragen wird. Im „iNEXT“ sollen die neuen Dienste erstmals in großem Stil zum Einsatz kommen. Die Autos sollen unter anderem über den neuen Mobilfunkstandard 5G verbunden sein und somit in Echtzeit große Datenmengen senden und verarbeiten können.
2021 sollen wieder mehr Autos verkauft werden
Der gebürtige Niederländer ist seit 2018 Vertriebsvorstand bei BMW, zuvor war Nota beim Elektronikkonzern Philips sowie bei Beiersdorf tätig. Gemeinsam mit dem von Mercedes gewechselten Marketingchef Jens Thiemer soll Nota Marketing und Vertrieb deutlich effizienter und schlagkräftiger machen. Neben der Herausforderung durch Tesla bleiben die Hauptkonkurrenten Mercedes und Audi, die sich ebenfalls stark auf Elektromobilität und die Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle vorbereiten.
Das Jahr 2020 schloss BMW mit seinen Marken Mini und Rolls-Royce mit einem weltweiten Absatzminus von 8,4 Prozent ab. Im ersten Halbjahr standen die Fabriken aufgrund der Corona-Pandemie zeitweise still, auch die Händler waren geschlossen. Im zweiten Halbjahr holte das Unternehmen allerdings kräftig auf. Im vierten Quartal verkaufte der Konzern erstmals mehr als 600.000 Autos. Für das laufende Jahr peilt BMW „profitables Wachstum“ an, weiter wollte sich Nota nicht festlegen.
Neben der Corona-Pandemie wird die Autoindustrie derzeit durch den weltweiten Mangel an Chips und Elektronikbauteilen gebremst. Grund sind Liefer- und Produktionsprobleme in der Halbleiterindustrie. Im VW-Konzern drohen bereits Produktionsunterbrechungen, weil die Autos nicht weitergebaut werden können. „Aktuell läuft die Produktion“, sagt Nota. „Wir haben bei unseren Lieferanten fristgerecht bestellt.“
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