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Autoindustrie Sparkurs bei Ford Europa zeigt Wirkung

Der Jahresverlust von Ford in Europa ist nach dem massiven Stellenabbau deutlich kleiner geworden. Doch Experten zweifeln, dass der Sparkurs reicht.
05.02.2020 - 08:30 Uhr Kommentieren
Im Rheinland läuft aktuell noch der Fiesta vom Band. Quelle: dpa
Ford-Werk in Köln

Im Rheinland läuft aktuell noch der Fiesta vom Band.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die wirtschaftliche Lage von Ford in Europa hat sich wieder klar verbessert, doch für schwarze Zahlen reicht es noch immer nicht. Der operative Verlust für das vergangene Jahr liegt nun bei 47 Millionen US-Dollar, eine deutliche Verbesserung gegen dem Minus von rund 400 Millionen Dollar aus dem Jahr 2018. Ford Europa bewegt sich damit ähnlich wie der gesamte Autokonzern, der im vergangenen Jahr so gerade eben einen Verlust vermeiden konnte.

Wie der US-Autohersteller in der Nacht zu Mittwoch außerdem mitteilte, ist der Umsatz in Europa um acht Prozent auf 28,6 Milliarden Dollar zurückgegangen. Der Absatz gab ebenfalls um acht Prozent auf 1,4 Millionen Fahrzeuge nach. Die Rückgänge gehen darauf zurück, dass Ford im vergangenen Jahr die Produktion renditeschwacher Modelle eingestellt hatte.

Dass Ford in Europa beinahe wieder schwarze Zahlen schreibt, geht vor allem auf einen massiven Personalabbau und die damit verbundenen Kostensenkungen zurück. Außerdem konnte das Unternehmen deutlich mehr SUV verkaufen, mit denen der Konzern besser verdient als mit den klassischen Pkw. „Wir haben im vergangenen Jahr einen großen strategischen Fortschritt gemacht“, sagte Ford-Konzernchef Jim Hackett.

Wie ergänzend aus Konzernkreisen verlautete, hätte Ford 2019 in Europa noch etwas besser abschneiden können. Doch es gab Probleme mit der Belieferung von Zulieferteilen. Es konnten deshalb nicht so viele leichte Nutzfahrzeuge wie ursprünglich geplant gefertigt werden.

Schon im vergangenen Jahr hatte die Europa-Tochter des US-Autokonzerns einen massiven Stellenabbau angekündigt. Von ursprünglich mehr als 50.000 Mitarbeitern sollen etwa 12.000 gehen. Der überwiegende Teil dieses Stellenabbaus trifft Deutschland und Großbritannien; die beiden Länder, in denen Ford am stärksten vertreten ist. Sechs Fabriken hat der Konzern bereits im vergangenen Jahr in Europa geschlossen. Ford spart damit auf längere Sicht Milliardenbeträge.

An den deutschen Standorten Köln, Saarlouis und Aachen sollen bis zum Ende dieses Jahres insgesamt 5400 Jobs aufgegeben werden. „Deutlich mehr als zwei Drittel haben wir davon bereits erreicht“, sagte ein Ford-Sprecher in Köln. Die Gespräche mit Betriebsrat und Mitarbeitern zur Fortsetzung des geplanten Stellenabbaus gingen in diesem Jahr weiter, die Vorgaben sollten sich bis zum Jahresende umsetzen lassen.

Köln droht Kurzarbeit

Ford will dabei nach eigenen Angaben auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Für jüngere Beschäftigte unterhalb der Altersgrenze von 50 Jahren sollten Abfindungspakete aufgelegt werden. Oberhalb dieser Grenze plant der deutsche Teil des US-Konzerns mit Frühverrentung und Programmen zur Altersteilzeit. Bei betriebsbedingten Kündigungen hätte Ford mit Protesten vonseiten des Betriebsrats und der IG Metall rechnen müssen: Noch gut zwei Jahre gilt für die deutschen Standorte eine Beschäftigungssicherung.

Die im vergangenen Jahr bekanntgegebenen Planzahlen für den Stellenabbau waren für die Ford-Beschäftigten nicht überraschend gekommen. Ford kann sich anhaltende Verluste in Europa nicht erlauben und muss gegensteuern. Nicht nur mit dem europäischen Geschäft hatte der US-Konzern rote Zahlen geschrieben. Auch in Asien und in Südamerika verbuchte Ford Verluste. Deshalb war in Brasilien ebenfalls ein Stellenabbau angekündigt worden.

In Europa will Ford eine dauerhafte operative Rendite von sechs Prozent erreichen. Deshalb sollen künftig nur noch Fahrzeuge gefertigt werden, die wirtschaftlich entsprechend lukrativ sind. Dazu gehören in erster Linie SUV, die heute in Ford-Werken in Spanien und in Rumänien von den Bändern laufen. Profitabel ist zudem die Produktion von leichten Nutzfahrzeugen (Transporter, Kleinbusse), die Ford zusammen mit einem Joint-Venture-Partner zu kostengünstigen Bedingungen in der Türkei fertigt.

Das Kölner Ford-Werk produziert ausschließlich den Kleinwagen Fiesta. Kein anderer Autohersteller lässt heute noch ein ähnlich kleines renditeschwaches Modell an einem deutschen Standort produzieren. In Saarlouis läuft der Golf-Konkurrent Focus von den Bändern.

Wegen einer anhaltenden Nachfrageschwäche beim Fiesta hat Ford am deutschen Stammsitz in Köln jetzt zusätzliche Probleme bekommen. Bis Mai gilt in der Kleinwagen-Produktion jetzt Kurzarbeit, statt an fünf Tagen wird im Kölner Norden aktuell nur noch vier Tage gearbeitet. Davon sind etwa 4000 Beschäftigte in der Fiesta-Produktion betroffen.

Kooperation mit VW soll vorangetrieben werden

Nachfrageprobleme beim Fiesta hat Ford vor allem Brexit-bedingt in Großbritannien und in Südeuropa. Mit den Verkaufszahlen in Deutschland ist der Europaableger des US-Konzerns recht zufrieden. Zudem macht Ford dem Fiesta mit seinen beiden kleineren SUV selbst Konkurrenz. Der Autohersteller hofft, dass sich die politische Situation in Großbritannien wieder stabilisiert und dass die Kurzarbeit dadurch im weiteren Verlauf des Jahres aufgehoben werden kann.

Wie es bei Ford in Köln weiter heißt, wird in den Entwicklungsabteilungen weiter an der ersten Generation rein batteriegetriebener Elektroautos für den europäischen Markt gearbeitet. Ford Europa wird dafür von Volkswagen die Elektroplattform MEB („Modularer Elektro-Baukasten“) beziehen. Diese Kooperation ist beispielhaft für die gesamte Automobilindustrie, in der es einen solchen Austausch einer kompletten Plattform bislang nicht gegeben hat. Ford verhilft die Kooperation mit VW zu einer wesentlichen Kostenentlastung, weil der US-Konzern eine solche E-Plattform nicht mehr selbst entwickeln muss.

Ford äußert sich bislang nicht dazu, wo die neuen reinen Batteriefahrzeuge gefertigt werden sollen. Die Beschäftigten in den Ford-Werken in Köln und in Saarlouis hoffen auf die neuen E-Modelle. In den beiden deutschen Fabriken läuft die Produktion von Fiesta und Focus plangemäß 2023 und 2024 aus. Beide Werke brauchen danach neue Modelle, um den Fortbestand der Produktion dauerhaft sichern zu können.

Unter Branchenexperten gibt es Zweifel daran, dass Ford seine Probleme in Europa allein mit dem Stellenabbau in den Griff bekommen wird. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit geht die Achterbahnfahrt weiter, oder man denkt Ford in Europa völlig neu“, sagte Ferdinand Dudenhöffer, Automobilprofessor an der Universität Duisburg-Essen. Ford habe in der Vergangenheit immer wieder Stellen gestrichen, die dauerhafte Rückkehr in die Gewinnzone sei aber nie gelungen. Aufgrund der anhaltenden Verluste sei das Europa-Geschäft für die Konzernzentrale in Detroit vergleichsweise unbedeutend geworden.

Mehr: Der US-amerikanische Autobauer muss wegen des Konzernumbaus und Problemen in China fast zwei Milliarden Dollar abschreiben. Auch der Ausblick ist eher negativ.

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