Autoindustrie Zulieferer Schaeffler baut 4400 weitere Stellen ab

Der Zulieferer der Autoindustrie leidet unter den heftigen Absatzproblemen der Branche.
Herzogenaurach Einen Tag nach dem „Autogipfel“ im Kanzleramt zeigt sich die dramatische Lage der Zulieferindustrie. Am Mittwoch gab der fränkische Schaeffler-Konzern bekannt, bis Ende 2022 weitere 4400 weitere Stellen in Deutschland und Europa abzubauen. Betroffen seien im wesentlichen zwölf Standorte in Deutschland und zwei weitere im europäischen Ausland, teilte Schaeffler mit.
Für den Standort Wuppertal werde auch eine Komplettschließung nicht mehr ausgeschlossen. Das Unternehmen begründet den Schritt mit dem massiven Nachfrageeinbruch in der Corona-Pandemie. „Trotz einer Belebung der Nachfrage in allen drei Sparten und vier Regionen in den letzten Monaten bleibt die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie und die daraus resultierende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage hoch“, heißt es in der Mitteilung. „Ein Erreichen des Vorkrisenniveaus wird frühestens 2024 erwartet.“
Vorstandschef Klaus Rosenfeld hatte zuletzt noch betont, Schaeffler sei bisher relativ gut durch die Coronakrise gesteuert.
Schaeffler erhofft sich durch das Maßnahmenpaket ein Einsparpotenzial in Höhe von 250 bis 300 Millionen Euro jährlich, das 2023 zu 90 Prozent realisiert sein soll. Dem stehen Transformationsaufwendungen in Höhe von 700 Millionen Euro gegenüber.
Schaeffler baut wie Continental, Bosch und ZF Friedrichshafen seit Längerem Kapazitäten ab. Seit Ende 2018 hat sich die Zahl der Beschäftigten in der Schaeffler-Gruppe insgesamt um rund 8250 auf 84.223 verringert. Zur Zeit läuft ein Freiwilligenprogramm, mit dem rund 2000 Stellen abgebaut werden sollen. Auch der jetzt beschlossene Abbau solle sozialverträglich laufen, heißt es in der Mitteilung.
Die Lage der Zulieferindustrie war am Dienstagabend auch Thema beim sogenannten Autogipfel zwischen Industrie und Politik. Branchenvertreter machten in der Runde auf die schwierige Lage der Zulieferindustrie aufmerksam. Der Branchenverband VDA will nun prüfen, ob bedrohte mittelständische Zulieferer über einen Strukturfonds Geld für die Transformation zur Elektromobilität bekommen können. Wer in den Fonds einzahlt und wer das Geld bekommt, ist aber noch offen.
Kapitalerhöhung geplant
Der Schaeffler-Konzern dürfte nicht in den Genuss solcher Hilfen kommen. Die Franken wollen sich das notwendige Kapital selber beschaffen. Der angekündigte Stellenabbau erfolgt kurz nach der Ankündigung, eine Kapitalerhöhung vornehmen zu wollen.
Für den kommenden Dienstag lädt Schaeffler zu einer außerordentlichen Hauptversammlung ein. Dort soll es grünes Licht für die Möglichkeit einer Bezugsrechtskapitalerhöhung um bis zu 200 Millionen Vorzugsaktien geben. Zum jetzigen Zeitpunkt würde dieses Manöver bei einem Aktienkurs von knapp sechs Euro 1,2 Milliarden Euro in die Kasse spülen. Schaeffler braucht das Geld, um die Transformation in die Elektromobilität zu finanzieren.
Die vergleichsweise niedrige Eigenkapitalquote von derzeit 15 Prozent würde sich erhöhen. Die Ratingagentur S&P hatte Schaeffler deswegen bereits das „Investmentgrade“ aberkannt. Der Zulieferer aus Herzogenaurach ist allerdings für die kommenden Jahre durchfinanziert.
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