Automobilzulieferer Benteler verkauft Handelssparte an niederländischen Konkurrenten

Der Verkauf soll bis Ende 2019 abgeschlossen sein, steht aber noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden.
Düsseldorf Der Familienkonzern Benteler verkauft seine Stahlhandelssparte an Van Leeuwen in den Niederlanden. Mit einem Jahresumsatz von 761 Millionen Euro und rund 1600 Mitarbeitern ist sie die kleinste der drei Unternehmenssparten neben Automotive und Stahl/Rohr. Wie das Unternehmen am Dienstagnachmittag mitteilte, sollen durch den Verkauf Mittel freigesetzt werden, die in die größte Sparte Automobiltechnik fließen sollen.
„Es ist Teil unserer Unternehmenskultur, unsere Leistung ständig zu steigern und unser Portfolio und unsere Geschäftsprozesse stetig zu verbessern“, sagte Ralf Göttel, Vorstandschef der Benteler-Gruppe. Der Verkauf soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Zum Verkaufspreis machte der Konzern keine Angaben.
Die größte Unternehmenssparte mit rund 6,15 Milliarden Euro Umsatz und 26.000 Mitarbeitern ist ein wichtiger Zulieferer der Autoindustrie. Das Portfolio reicht von Rohren für beispielsweise Airbags und Achsen über Komponenten und Module für Chassis, Karosserie sowie Motor- und Abgasanwendungen bis hin zu modularen Zukunftstechnologien wie Systemlösungen für die Elektromobilität.
Vorstandschef Göttel ergänzt: „Grundlage für die Entscheidung, sich stärker auf unser Kerngeschäft auszurichten, ist unsere Unternehmensstrategie 2025. Unser Ziel ist es, profitabel zu wachsen und unsere Wettbewerbsposition zu stärken. In Zukunft werden wir unser Kerngeschäft weiterentwickeln und durch Lösungen für die Elektromobilität ergänzen.“ Die noch verbliebene zweite Sparte Stahl/Rohr steht für rund 1,2 Milliarden Euro Umsatz und rund 3800 Mitarbeiter.
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Doch schon seit einigen Monaten hat die gesamte deutsche Stahlbranche deutliche Nachfragerückgänge bei den wichtigsten Kundenindustrien zu verkraften. Das gilt vor allem für die Automobilindustrie und den Maschinenbau, die beide zu den Hauptabnehmern von Stahlprodukten zählen und derzeit unter der angespannten Weltkonjunktur leiden.
Nicht nur die Stahlhersteller, auch die Händler bekommen die Flaute indirekt zu spüren. So vermeldete neben den großen Produzenten wie Thyssen-Krupp und Salzgitter auch der Duisburger Stahlhändler Klöckner schon vor einigen Wochen eine Prognosesenkung, nachdem sich die Nachfragesituation auch im zweiten Quartal nicht entspannt hatte.
Auch angesichts des konjunkturellen Gegenwinds rechnen viele Beobachter mit einer Konsolidierung auf dem zersplitterten Markt, der neben der Handelssparte von Thyssen-Krupp (rund 14,6 Milliarden Euro Umsatz) und dem SDax-Konzern Klöckner (rund 6,8 Milliarden Euro Umsatz) in Deutschland vor allem durch mittelständische Unternehmen geprägt ist.
Einen ersten Schritt in diese Richtung unternehmen neben Benteler und Van Leeuwen derzeit ausgerechnet zwei der wichtigsten Anbieter in Nordamerika und Europa: Wie das Handelsblatt am Freitag berichtete, befinden sich Thyssen-Krupp und Klöckner derzeit in Gesprächen über eine Übernahme von Klöckner durch Thyssen-Krupp. Die Pläne seien sehr konkret und hätten eine gute Chance, umgesetzt zu werden, hatte es dazu aus dem Umfeld der Verhandlungen geheißen.
Mehr: Thyssen-Krupp konzentriert sich auf sein Werkstoffgeschäft. Mit einer Übernahme von Klöckner will Vorstandschef Kerkhoff die Handelssparte stärken.
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