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Automobilzulieferer Nicht mehr nur Nikola: Bosch treibt Lkw-Brennstoffzelle in China voran

Der Autozulieferer stellt sein US-Projekt hintan und gründet mit dem Fahrzeugbauer Qingling ein Joint Venture. Noch 2021 soll die Wasserstoff-Testflotte in China starten.
14.04.2021 - 10:00 Uhr 1 Kommentar
Der weltgrößte Autozulieferer treibt die Entwicklung der Brennstoffzelle voran. Quelle: dpa
Bosch-Logo

Der weltgrößte Autozulieferer treibt die Entwicklung der Brennstoffzelle voran.

(Foto: dpa)

Stuttgart Das US-Projekt Nikola war bislang Boschs erster und wichtigster Lkw-Kunde für die Brennstoffzelle. Jetzt scheint sich das Blatt zu wenden. Der Stuttgarter Autozulieferer gründet mit dem chinesischen Fahrzeugbauer Qingling Motors ein Gemeinschaftsunternehmen, wie Bosch am Mittwoch bekanntgab.

„China ist der wichtigste Wachstumsmarkt für die Elektromobilität“, sagt Boschs Mobility-Chef Stefan Hartung. „Gerade bei großen, schweren Fahrzeugen, die lange Strecken zurücklegen, bietet die Brennstoffzelle klare Vorteile gegenüber dem batterieelektrischen Antrieb.“

Anders als bei rein batteriebetriebenen großen Lastkraftwagen muss bei den Brennstoffzellentrucks keine acht Tonnen schwere Batterie mitgeschleppt werden. Auch Daimler hat inzwischen diese Vorteile erkannt und setzt gemeinsam mit Volvo bei Langstrecken-Lkws auf die Technologie, bei der Wasserstoff als Treibstoff eingesetzt wird.

Dass Bosch jetzt mit den Chinesen eng kooperiert, dürfte beim Nachbarn in Untertürkheim für Aufmerksamkeit sorgen. Zudem wird in der Branche erwartet, dass Bosch seine Technologie bald auch noch an andere Kunden liefert.

Gemeinsam mit Qingling will Bosch jetzt den Durchbruch für die emissionsfreie Antriebslösung in China schaffen. Die Regierung in Peking investiert massiv in den Ausbau des notwendigen Wasserstoffnetzes für Brennstoffzellen.

Wenn der Wasserstoff nachhaltig hergestellt wird, ist ein Brennstoffzellenfahrzeug emissionsfrei. Quelle: Bosch
Schematische Darstellung eines Brennstoffzellen-Lkws

Wenn der Wasserstoff nachhaltig hergestellt wird, ist ein Brennstoffzellenfahrzeug emissionsfrei.

(Foto: Bosch)

Das neue Unternehmen mit dem Namen Bosch Hydrogen Powertrain Systems wird Brennstoffzellen-Systeme für den Markt in China entwickeln, montieren und vermarkten. Bosch investiert nach eigenen Angaben 100 Millionen Euro und bekommt dafür mit 60 Prozent die Mehrheit und das Sagen bei dem Joint Venture.

Testflotte soll in diesem Jahr starten

Das ist nahezu die gleiche Summe, die Bosch vor wenigen Jahren in das US-Projekt Nikola gesteckt hat. Allerdings hat sich das Verhältnis nach den Börsenturbulenzen um das ambitionierte Projekt deutlich abgekühlt.

Shortseller hatten den Nikola-Gründer Trevor Milton im Herbst bezichtigt, Anleger und Geschäftspartner in die Irre geführt und betrogen zu haben. Partner wie der Autobauer General Motors fuhren gemeinsame Projekte deutlich zurück. Im Dezember reduzierten die Schwaben ihre Beteiligung an Nikola von 6,4 auf 4,9 Prozent. Die Nikola-Aktie ist inzwischen von ihrem Höchststand von fast 80 Dollar im Juni 2020 auf nur noch rund zwölf Dollar deutlich abgesackt.

„Beide Unternehmen planen, auch in Zukunft – und auch bei der Brennstoffzelle – zusammenzuarbeiten“, ist der einzige Satz, der Bosch zum Stand der Dinge mit Nikola zu entlocken ist. Ein flammendes Bekenntnis zu dem bislang wichtigsten Pilotprojekt, das den Fernverkehr mit einem emissionsfreien Antrieb in eine neue Zukunft führen sollte, hört sich anders an.

„Wir nehmen bei der Industrialisierung der Brennstoffzelle jetzt im wahrsten Sinne des Wortes Fahrt auf“, erklärt dagegen Hartung beim Chinaprojekt. Von Bosch zitierten Prognosen der China Society of Automotive Engineers zufolge könnten in China bereits 2030 mehr als eine Million Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb zugelassen werden.

Das Verhältnis zum Partner Bosch ist abgekühlt. Quelle: Nikola Motor Company
Brennstoffzellen-Truck von Nikola

Das Verhältnis zum Partner Bosch ist abgekühlt.

(Foto: Nikola Motor Company)

Das neue Gemeinschaftsunternehmen will alle chinesischen Fahrzeughersteller beliefern. Die dafür benötigten Komponenten wie Brennstoffzellen-Stack, Luftkompressor mit Leistungselektronik sowie Steuergerät mit Sensoren kommen hauptsächlich aus dem Bosch-Werk in Wuxi, wo in diesem Jahr die Kleinserienfertigung starten soll.

Kosten für den Einsatz dürften sinken

Ebenfalls noch 2021 soll eine Testflotte von 70 Qingling-Lastwagen mit Bosch-Brennstoffzelle auf die Straße gebracht werden. Der offizielle Marktstart des Brennstoffzellen-Systems ist für 2022/2023 geplant. Qingling ist ein langjähriger Partner der Schwaben bei Kraftstoffeinspritzung und Abgasnachbehandlung. „Wir freuen uns, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bosch fortzusetzen“, sagt Qingling-Chef Du Weidong am Mittwoch.

Bosch-Chef Volkmar Denner hatte die Brennstoffzelle zum strategischen Ziel erhoben und investiert Summen in dreistelliger Millionenhöhe, um die Technologie zur Serienreife zu bringen. An den deutschen Standorten in Bamberg, Feuerbach und Homburg treibt Bosch die Industrialisierung der Brennstoffzelle weiter voran.

Gemeinsam mit dem schwedischen Spezialisten Powercell werden Brennstoffzellen-Stacks – und damit quasi das Herz der kalten Verbrenner – zur Marktreife entwickelt, um von 2022 an Großserien in Eigenregie zu fertigen.

Die Gesamtbetriebskosten, Total Cost of Ownership (TCO), eines Wasserstofftrucks liegen für Unternehmen laut Berechnungen von McKinsey derzeit bei rund 1,90 Euro pro Kilometer, die eines Batterie-Lkws bei 1,70 Euro und jene eines Diesel-Sattelzugs bei 1,20 Euro. Doch bis spätestens 2030 soll sich das Verhältnis umkehren. Die Betriebskosten von Brennstoffzellentrucks dürften dann auf etwa einen Euro pro Kilometer sinken, während die von Diesel- und Akku-Lastwagen um jeweils rund 20 Cent darüber liegen dürften.

Wenn der Wasserstoff nachhaltig hergestellt wird, ist ein Brennstoffzellenfahrzeug emissionsfrei. Steigt der CO2 -Preis, dann verlieren hohe Herstellungskosten und der niedrige Wirkungsgrad der Wasserstoffmotoren von nur rund 60 Prozent an Bedeutung. Bislang kostet das Aggregat noch mehr als das Dreifache eines Dieselmotors. Aber auch diese Kosten sinken mit den Stückzahlen.

Mobility Solutions ist der größte Unternehmensbereich der Bosch-Gruppe. Er trug 2020 nach vorläufigen Zahlen mit 42,3 Milliarden Euro rund 59 Prozent zum operativen Konzernumsatz bei. Damit ist das Technologieunternehmen weltgrößter Autozulieferer.

Mehr: Bosch forciert den Eintritt in den Markt für stationäre Brennstoffzellen.

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1 Kommentar zu "Automobilzulieferer: Nicht mehr nur Nikola: Bosch treibt Lkw-Brennstoffzelle in China voran"

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  • Die Brennstoffzelle wird kommen. Auch für PKW.

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