Autovermieter Erich Sixt bleibt trotz Corona optimistisch: „Ich sehe gewaltige Chancen“

Der Autovermieter will die Coronakrise bald hinter sich lassen.
München Tschernobyl, Börsencrash, 11. September: Erich Sixt kommt aus dem Aufzählen seiner unternehmerischen Krisen nicht heraus. Geblieben ist ihm eine Erkenntnis: „Aus jeder Krise kam Sixt gestärkt hervor. Wir haben noch nie Verluste geschrieben und wir erwarten auch für 2020 keine“, sagt der Vorstandschef und Mehrheitsaktionär von Deutschlands größtem Autovermieter. Sixt geht von einem „deutlichen Umsatzeinbruch in den kommenden zwei bis drei Monaten aus“, dann werde sich die Lage aber „schrittweise wieder normalisieren“.
Im Jahr 2021 rechnet er wieder mit einem kräftigen Aufschwung. Dann werden auch Tourismus und Geschäftsreisen zurückkommen. „Der Bewegungsdrang der Deutschen ist groß, der ist im Moment nur eingeschränkt“, sagt Sixt über das Naturell seiner Landsleute.
Auch an eine Änderung der Geschäftsreisen glaubt er nicht. „Videotelefonie kann menschliche Begegnung nicht ersetzen“, glaubt Sixt. Noch in jeder Krise habe man ihm einen dauerhaften Rückgang der Geschäftsreisen prognostiziert, „das hat sich aber nie bestätigt.“
Für den Moment fühlt sich die Lage aber anders an. Seit über eine Woche ist der Geschäftsverkehr und der Tourismus am Boden. Wie tief der Einbruch durch Corona ist, sagt Sixt nicht um Wettbewerber wie Europcar und Avis keine Informationen zu geben.
Doch der familiengeführte Mobilitätskonzern hat schnell reagiert: Die Vermietflotte wird in den kommenden Monaten drastisch zurückgefahren, die Sixt Stationen an Flughäfen und Teile der Verwaltung vermutlich sehr bald auf Kurzarbeit gesetzt, die Dividende für 2019 ist gestrichen. Immerhin laufe das Geschäft in den Stadtbüros noch, erklärt Erich Sixt und das sei anteilsmäßig größer als das Flughäfen und Bahnhöfen.
„Ich kenne die Weltuntergangsstimmung“, sagt der 75-jährige, sie sei Teil der menschlichen Natur. Sein Erfolg bestand in der Vergangenenheit immer dagegen zu wetten. „Ich teile die Auffassung nicht, dass es die schlimmste Krise seit dem zweiten Weltkrieg ist“, sagt Sixt und widerspricht damit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
„Wir sind besser aufgestellt als andere“
Er selbst habe seinen bis 2020 laufenden Vertrag vom Aufsichtsrat bis zum Jahr 2023 verlängert bekommen. Dann ist der Vorstandschef und Mehrheitsaktionär 78 Jahre alt. Der Unternehmer sieht in der jetzigen Situation „gewaltige Chancen, weil wir besser aufgestellt sind als andere“.
So habe das Unternehmen seine Prozesse fast vollständig digitalisiert, was dem Unternehmen nun zugute komme. So werde ein Teil der reduzierten Flotte nun in das Carsharing und die Flex-Miete überführt, um Firmen ein Angebot für Mitarbeiter zu machen, die jetzt nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren möchten.
Eine Rechnung, die zumindest vor der Coronakrise schon aufgegangen ist. Sixt hat im Februar 2019 die „One-App“ gestartet und damit die klassische Autovermietung und das Carsharing zusammengeführt. Nach Aussage von Strategievorstand Alexander Sixt sei vor der Coronakrise pro Tag bis zu 1,7 Millionen Euro Umsatz über die App gelaufen, wie viele Fahrzeuge in dem Angebot sind und wie profitabel das Geschäft ist, sagt Sixt nicht.
Dennoch fährt der Konzern mit einer starken Basis in die Coronakrise. Für 2019 meldet Sixt ein Rekordjahr: Der Umsatz stieg um fast 13 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, das operative Ergebnis blieb mit 337 Millionen gegenüber dem Vorjahr konstant. Sixt hat im vergangenen Jahr hohe Investitionen in die Digitalisierung der Flotte gesteckt und zusätzlich in die Expansion in die USA investiert. Um sich voll auf die Autovermietung zu konzentrieren, hat der Konzern angekündigt, sein Leasing-Geschäft zu verkaufen. Die Börse hat die Ankündigungen honoriert. Die Aktie stieg am Vormittag um über 16 Prozent.
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