Autozulieferer Chipkrise und Lieferprobleme: Continental senkt Gewinnprognose deutlich

Chipmangel und Probleme in der Lieferkette setzen den Dax-Konzern unter Druck.
Düsseldorf Es war nur eine Frage der Zeit, bis Continental seine Gewinnziele für das laufende Jahr kappen würde. Nach den Zulieferern Hella, Faurecia, Aptiv und Magna muss auch der Dax-Konzern dem Chipmangel und den brüchigen Lieferketten Tribut zollen. Statt mit bis zu 34,5 Milliarden Euro rechnet Conti nun nur noch mit einem Umsatz von 32,5 bis 33,5 Milliarden Euro. Das teilte der Dax-Konzern am frühen Freitagnachmittag per Pflichtmitteilung mit.
Die Chipkrise und der Materialmangel wirken sich auch auf den Gewinn aus. Die bereinigte operative Gewinnmarge wird für das Gesamtjahr zwischen 5,2 und 5,6 Prozent geschätzt. Ursprünglich hatte Conti mit 6,5 bis sieben Prozent gerechnet.
Das Unternehmen macht vor allem die infolge der Chipkrise sinkenden Absatzzahlen für die Gewinnwarnung verantwortlich. Noch zu Jahresanfang war die Branche nach dem Coronajahr von einer deutlichen Erholung der weltweiten Pkw-Absatzzahlen ausgegangen. Bis zu zehn Prozent mehr Autos hätten 2021 produziert werden sollen. Stattdessen rechnet Conti im schlimmsten Fall sogar mit einem Absatzminus von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Vor allem das dritte Quartal lief schlecht für die Zuliefererbranche. Conti weist für diesen Zeitraum einen Free Cashflow von gerade einmal zwölf Millionen Euro aus. Im Vorjahreszeitraum waren es noch knapp 1,8 Milliarden Euro. Die Aktie gab im Anschluss an die Gewinnwarnung fast den gesamten Tagesgewinn ab, erholte sich dann aber recht schnell wieder und notierte zuletzt wieder mehr als drei Prozent im Plus.
„Die negativen Auswirkungen der Kostensteigerung für wichtige Zulieferungen, einschließlich Elektronik und elektromechanischer Komponenten für Automotive Technologies, Rohmaterialien für Rubber Technologies sowie Energie und Logistik verstärken sich erheblich“, hieß es in der Mitteilung des Konzerns.
Schwaches Ergebnis im Kerngeschäft
Der Dax-Konzern muss allein für die Lieferung von Chips deutlich höhere Logistikkosten in Kauf nehmen. Weil die zum Teil per Flugzeug eingeflogen werden, rechnet das Unternehmen nur für dieses Jahr mit einem zusätzlichen Aufwand von rund 200 Millionen Euro. Auf der anderen Seite senkt Conti seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Bereich des automatisierten Fahrens von bis zu 200 auf 100 bis 150 Millionen Euro.
Damit schont das Management den Free Cashflow, der in diesem Jahr deutlich niedriger ausfallen wird als ursprünglich angepeilt. Statt 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro geht Conti im schlimmsten Fall von nur noch 800 Millionen Euro aus und bestenfalls von 1,2 Milliarden Euro.
Besonders bitter dürfte für Continental-Chef Nikolai Setzer das Ergebnis der Automotive-Sparte sein. Darin bündelt das Unternehmen sein Kerngeschäft mit Autokomponenten, Sensorik und Software. In diesem Jahr wird die Sparte mit einem Minus von zwei bis 2,5 Prozent höhere Verluste einfahren als im Corona-Geschäftsjahr 2020. Dies zeigt, dass die Chipkrise dem Zulieferer mehr zu schaffen macht als die coronabedingten Werksschließungen vor einem Jahr.
Die Reifen- und Industriesparte hingegen rettet einmal mehr die Gesamtbilanz von Continental. Umsatz und Gewinn dürften nur knapp unter der Prognose liegen. Verglichen mit dem Vorjahr rechnet das Unternehmen sogar mit einer höheren Ebit-Marge von bis zu 12,7 Prozent – und das, obwohl sich die gestiegenen Kosten für Kautschuk beispielsweise mit einer zusätzlichen Belastung von 550 Millionen Euro in der Bilanz niederschlagen.
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