Autozulieferer Continental macht das automatisierte Fahren zum eigenständigen Geschäftsfeld

Der Autozulieferer aus Hannover fokussiert sich auf das Wachstumsgeschäft mit dem automatisierten Fahren.
Düsseldorf Continental geht bei seiner Strategie für das künftige Kerngeschäft mit Software und Sensorik aufs Ganze. Der Aufsichtsrat des Autozulieferers hat bei seiner Sitzung am Dienstag dem Plan von Vorstandschef Nikolai Setzer zugestimmt, die Aktivitäten beim automatisierten und assistierten Fahren ab 2022 als „Autonomous Mobility“ (AM) zu einem eigenen Geschäftsbereich zu formen.
„Der Markt im Bereich Autonomous Mobility wird sich in den nächsten drei Jahren mehr als verdoppeln“, teilt Setzer mit. „Entsprechend der hohen strategischen Bedeutung der dafür notwendigen Technologien sowie ihren vielversprechenden Wachstumsaussichten schaffen wir für ihre Erforschung, Entwicklung und Industrialisierung neue Strukturen, die diesen Fokus schärfen.“
Setzer trennt innerhalb der Kernsparte Automotive Technologies den Bereich Safety, der überwiegend aus dem Bremsengeschäft besteht, vom neu geschaffenen Bereich Autonomous Mobility. Verantwortet wird der neue Geschäftsbereich von Frank Petznick, bislang Leiter des Fahrerassistenzbereichs von Continental.
Bereits auf dem Kapitalmarkttag des angeschlagenen Zulieferers Ende vergangenen Jahres wurde der Weg für das Wachstumsgeschäft der Kernsparte vorgezeichnet. In Kurzform lautet er: noch mehr, noch schneller in das assistierte und automatisierte Fahren investieren. Es soll Continentals künftiger Wachstumstreiber sein. Mittelfristig will Conti in diesem Bereich um bis zu vier Prozent stärker wachsen als der Markt.
Konzernbetriebsrat Hasan Allak begrüßte die Entscheidung. „Der verstärkte Fokus auf das Zukunftsfeld automatisiertes Fahren ist richtig“, sagte Allak. „Gleichzeitig ersetzen Veränderungen in der Organisation nicht nötige massive Investitionen. Dies gilt umso mehr angesichts der erheblichen Investitionen von Wettbewerbern in das automatisierte Fahren, nicht zuletzt durch Mega-Firmen aus dem IT-Bereich.“
Continental-Chef Nikolai Setzer benötigt eine Wachstumsstory
Das Problem: Insgesamt schwächelt Automotive Technologies. Die Kapitalrendite (ROCE) ist mit einem Minus von 16,3 Prozent das Schlusslicht im Gesamtkonzern. Das bedeutet: Continental ist nicht in der Lage, aus dem in dem Bereich eingesetzten Kapital Gewinne zu generieren. Vorstandschef Setzer benötigt daher schnellstens eine Wachstumsstory für sein Kerngeschäft – und die glaubt er im automatisierten Fahren gefunden zu haben.
Dafür trennt sich der Zulieferer von seiner Antriebssparte Vitesco. Der Abspaltung hat der Aufsichtsrat am Dienstag erwartungsgemäß zugestimmt. Als Nächstes werden die Aktionäre auf der Hauptversammlung am 29. April über den Spin-off abstimmen. Außerdem lässt Continental die Entwicklung bestimmter Produktgruppen des Verbrennungsmotors auslaufen und lenkt die Gewinne der Reifensparte in das Wachstumsgeschäft.
Allein in diesem Jahr will Conti bis zu einer Viertelmilliarde Euro zusätzlich in das automatisierte Fahren investieren. Neben den zusätzlichen Mitteln plant Setzer zudem, noch stärker als bisher mit Techunternehmen und Start-ups aus dem Bereich zusammenzuarbeiten.
So arbeitet der Dax-Konzern beispielsweise bereits mit dem amerikanischen Lidar-Start-up Aeye zusammen. Kürzlich gab Continental zudem eine strategische Zusammenarbeit mit dem Chip-Designer Recogni bekannt, der spezielle Halbleiter für das automatisierte Fahren fertigt.
Außerdem hat der Aufsichtsrat am Dienstag Philip Nelles als neuen Vorstand des Industriegeschäfts berufen. Der bisherige Leiter von Conti Tech, Hans-Jürgen Duensing, verlässt das Unternehmen nach über 35 Jahren auf eigenen Wunsch.
Mehr: Im laufenden Geschäftsjahr rechnet der Autozulieferer mit einer Erholung. Die Dividende soll in diesem Jahr für die Continental-Aktionäre ausfallen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.