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Autozulieferer Knorr-Bremse-Chef Deller tritt überraschend zurück – Aktie bricht ein

Beim Börsenneuling Knorr-Bremse kracht es gewaltig: Überraschend tritt Vorstandschef Klaus Deller zurück. Die Aktie verliert deutlich an Wert.
30.04.2019 Update: 30.04.2019 - 15:45 Uhr Kommentieren
Knorr-Bremse-Chef Klaus Deller tritt überraschend zurück Quelle: Thomas Dashuber
Klaus Deller

Der Chef des Autozulieferers gibt seinen Posten auf.

(Foto: Thomas Dashuber)

München, Stuttgart Der MDax-Konzern Knorr-Bremse ist führungslos: Am Dienstag teilte der Münchener Zulieferkonzern mit, dass Vorstandschef Klaus Deller das Unternehmen ab sofort und „im gegenseitigen Einvernehmen“ verlässt. Der Aufsichtsrat habe die Suche nach einem Nachfolger bereits eingeleitet.

In der Übergangszeit werden die Vorstandsmitglieder Ralph Heuwing, Peter Laier und Jürgen Wilder die Aufgaben Dellers gemeinschaftlich wahrnehmen. Die Börse reagierte prompt: Binnen Minuten verlor die Aktie über sechs Prozent an Wert.

Die Ankündigung überrascht: Bis vor kurzem schien bei dem Münchener Zulieferkonzern mit seinen mehr als 28.000 Beschäftigten die Welt noch in Ordnung. Im Oktober 2018 ging der Weltmarktführer für Lkw- und Zugbremsen erfolgreich an die Börse, es war die größte Neuemission seit Monaten. Sehr solide Geschäftszahlen, eine weltweit herausragende Marktstellung und vor allem ein stabiler Ankeraktionär sorgten für viel Vertrauen bei den Anlegern.

Heinz Hermann Thiele, langjähriger Alleineigentümer und Vorstandschef hält mit seiner Familie immer noch 70 Prozent der Aktien. Klaus Deller, seit mehr als zehn Jahren im Unternehmen und seit 2015 Vorstandschef, galt als sein Mann für das operative Geschäft.

Thieles Vertrauen genoss nicht jeder Topmanager: Mehrfach mussten Führungskräfte in den vergangenen Jahren die Knorr-Zentrale verlassen, auch Thieles Sohn Henrik schied 2017 aus dem Unternehmen aus und verkaufte anschließend sogar seine Anteile. Deller aber blieb und bereitete den Börsengang vor.

Um so verwunderlicher die Gründe für die plötzliche Trennung von Klaus Deller. „Grund für das Ausscheiden von Herrn Deller sind unterschiedliche Auffassungen von Führung und Zusammenarbeit“, erklärte Knorr-Bremse.

Eine Lesart ist ein Konflikt zwischen Deller und Aufsichtsratschef Klaus Mangold, der Hans-Georg Härter im vergangenen Jahr als Chefkontrolleur ersetzte. Keineswegs seien strategische Fragen der Grund für den Knall gewesen. „Der Aufsichtsrat steht uneingeschränkt hinter der erfolgreichen Unternehmensstrategie der Knorr-Bremse AG. Die Geschäftsentwicklung liegt auch in diesem Jahr voll im Plan“, erklärte das Unternehmen am Dienstag.

Knorrs strategisches Dilemma

Denn so gut die Zahlen operativ auch aussehen, strategisch liefen bei Knorr-Bremse die vergangenen drei Jahre alles andere als optimal. Und das liegt an der Konkurrenz vom Bodensee.

Der drittgrößte deutsche Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen mit fast 40 Milliarden Euro Umsatz wollte 2016 den schwedischen Lkw-Bremsenhersteller Haldex übernehmen. Knorr-Bremse wollte unbedingt verhindern, dass der viel größere ZF-Konzern auf Knorrs Kernmarkt mit einem Schlag vorstößt. Knorr überbot ZF in einem irrwitzigen Bietergefecht mehrmals und gewann. Die Gefahr war zwar gebannt und damit das Minimalziel erreicht, aber wegen der in der Branche nicht unerwartet hohen Kartellauflagen musste Deller die Übernahme wieder absagen.

ZF blieb aber nicht untätig und streckte die Fühler nach dem zweitgrößten Bremsenplayer Wabco aus. Der damalige ZF-Chef Stefan Sommer überwarf sich mit Stiftungschef Andreas Brand, Friedrichshafens Oberbürgermeister und musste im Dezember 2017 gehen.

In München konnten sie ihr Glück kaum fassen. Knorr trieb die eigenen Börsenpläne voran und erlöste vier Milliarden Euro beim Teilbörsengang im vergangenen Herbst. Die vor Selbstbewusstsein strotzenden Münchener erlaubten es sich sogar, ZF abblitzen zu lassen, als Sommers Nachfolger Wolf-Henning Scheider zwei Wochen vor dem Börsengang die Königslösung mit einem Zusammengehen von ZF und Knorr anbot. Mit der Abfuhr machte sich Knorr ZF endgültig zum Feind. Nicht ohne Folgen.

Scheider nutzte die Gelegenheit zu einem zweiten Anlauf bei Wabco. Diesmal mit dem Plazet der Stiftung. Kommt das Angebot durch, und danach sieht es derzeit aus, dann bekommt Knorr mit ZF/Wabco bei der Lkw-Sparte einen riesigen Konkurrenten, der zudem deutlich gefährlicher sein dürfte als die Kombination ZF/Haldex. Strategisch hat sich Knorr damit in eine Sackgasse manövriert.

Und es dürfte zu einigen Diskussionen in der Führung geführt haben, wie man mit der neuen Herausforderung ZF/Wabco umgeht. Eines ist jedenfalls klar. Anders als bei Haldex lässt sich die Übernahme von Wabco durch ZF nicht mehr so leicht durchkreuzen.

Das US-Übernahmerecht ist anders als das schwedische. Aus Kartellgründen ist es für Knorr ohnehin sinnlos für Wabco zu bieten. Und ob sich ein Dritter findet, anstelle von Knorr anzutreten, gilt als kompliziert und nicht wirklich erfolgversprechend.

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