Autozulieferer Leoni trotz roter Zahlen optimistisch: „Haben der Pandemie getrotzt“

Im vergangenen Jahr bekam der Autozulieferer die Pandemie trotz einer deutlichen Erholung im Schlussquartal zu spüren.
Nürnberg 2020 hat Autozulieferer Leoni infolge der Corona-Pandemie als eines der ersten großen Unternehmen in Deutschland Staatshilfe beantragen müssen. Inzwischen sieht CEO Aldo Kamper den Konzern trotz anhaltender Verluste auf Kurs. „Leoni hat der Pandemie getrotzt“, sagte er am Mittwoch bei Vorlage der Jahresbilanz. 2020 sei ein Jahr, „das keiner von uns so schnell vergessen wird“.
Auch wenn der Autozulieferer aus Franken in den vergangenen Monaten eine deutliche Erholung spürte, machte das Unternehmen 2020 noch einmal deutliche Verluste. Unter dem Strich stand ein Minus von 330 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote betrug Ende des Jahres nur noch knapp acht Prozent. Der Umsatz sackte um rund 15 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro ab.
Bei aller Vorsicht ist Kamper für das Jahr 2021 zuversichtlich. Er rechnet mit einem spürbaren Anstieg des Umsatzes im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Das um Sondereffekte und Umbaukosten bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) soll sich deutlich verbessern.
Im vergangenen Jahr lag das bereinigte operative Ergebnis bei minus 59 Millionen Euro und fiel damit zumindest etwas besser aus als 2019, als ein Minus von 66 Millionen Euro zu Buche stand. Hier machten sich der laufende Konzernumbau und Einsparungen positiv bemerkbar. „Die Finanzlage hat sich aufgrund unseres sehr disziplinierten Vorgehens stabilisiert“, sagte Finanzvorständin Ingrid Jägering. Kamper zeigte sich überzeugt, dass Leoni eigenständig langfristig eine Zukunft hat. „Daran arbeiten wir hart.“ Als Bordnetze-Spezialist könne man vom Wandel zur Elektromobilität eher profitieren.
Die Probleme von Leoni sind aber längst nicht nur auf Corona zurückzuführen. Der Autozulieferer hatte bereits vor Corona mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. Im Jahr 2019 machte das Unternehmen deshalb schon 435 Millionen Euro Verlust.
Ganze Branche leidet unter Corona
Der Kabel- und Bordnetzspezialist war zu schnell gewachsen. So führte unter anderem der missglückte Anlauf eines neuen Werks in Mexiko zu Verlusten.
Allerdings hatten die Banken kurz vor Corona die Sanierungsfähigkeit des Unternehmens bestätigt. Das ermöglichte die Staatshilfen. Der Konzern sicherte sich neue Kredite in Höhe von 330 Millionen Euro, für die Bund und Länder zu 90 Prozent bürgen.
Laut Kamper kommt die Umsetzung des Sanierungsprogramms „Value 21“ schneller voran als geplant. Auch beim Portfolioumbau schreite man voran. Kamper hatte schon vor der Coronakrise angekündigt, die Kabelsparte abzuspalten. Künftiges Kerngeschäft sollen dann die Bordnetze sein. Der Geschäftsbereich soll nun voraussichtlich in Teilen veräußert werden. „Wir erwarten, dass wir in diesem Jahr weitere Fortschritte dabei erzielen werden“, sagte Kamper.
Der Zeitpunkt für Verkäufe ist nach seiner Einschätzung inzwischen günstiger. „Der Markt ist aufnahmefähig für wesentliche Transaktionen.“ Man werde aber nichts überstürzen. Bei der Prognose geht Kamper davon aus, dass sich die Erholung weiter fortsetzen wird. Wegen Corona gebe es aber viele Untersicherheiten.
Im vergangenen Jahr hatte die gesamte Zulieferbranche unter Corona zu leiden. Beim Wälzlagerspezialist Schaeffler sanken die Umsätze um zehn Prozent auf 12,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Verlust von 424 Millionen Euro.
Bei Conti sanken die Erlöse um 15 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro. Der Zulieferkonzern machte einen operativen Verlust von knapp einer Milliarde Euro.
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