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Autozulieferer Schaeffler kassiert Umsatzprognose – doch die Gewinnprognose bleibt

Auch der Wälzlagerspezialist kann sich den Folgen des Chipmangels nicht entziehen. Doch immerhin kann CEO Rosenfeld die Gewinnerwartungen halten. Das honoriert die Börse.
09.11.2021 - 08:36 Uhr Kommentieren
Der frühere Banker soll das Familienunternehmen Schaeffler transformieren. Quelle: dpa
Klaus Rosenfeld

Der frühere Banker soll das Familienunternehmen Schaeffler transformieren.

(Foto: dpa)

München Festtage an den Kapitalmärkten sind für den Autozulieferer Schaeffler seit dem Börsengang vor sechs Jahren eher eine Seltenheit. Der Ausgabepreis betrug 12,50 Euro, in den vergangenen Jahren bewegte sich der Kurs meist im einstelligen Bereich. Doch ausgerechnet als Vorstandschef Klaus Rosenfeld am Dienstag die Umsatzprognose für 2021 senkte, legte die Aktie um zeitweise sieben Prozent zu und setzte sich an die Spitze des SDax. Der Grund: Im Gegensatz zu vielen anderen Autozulieferern konnte der Schaeffler-CEO an der Gewinnprognose festhalten.

Der Ex-Finanzer Rosenfeld, der mittlerweile schon seit sieben Jahren an der Spitze des Herzogenauracher Familienunternehmens steht, fühlt sich in seiner Strategie bestätigt. „Es ist ein Vorteil, wenn man nicht nur auf einem Bein steht: Wir haben Auto und Industrie“, sagte er dem Handelsblatt. Denn während die Automotive-Sparte von Schaeffler im dritten Quartal einen Umsatzrückgang von zwölf Prozent hinnehmen musste, konnte das Industriegeschäft zweistellig zulegen.

Insgesamt gingen die Konzernumsätze im dritten Quartal so nur vergleichbar um drei Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zurück. „Wir können mit dem Quartal wirklich zufrieden sein“, sagte Rosenfeld. Dank der guten Geschäfte in der ersten Jahreshälfte legten die Erlöse in den ersten neun Monaten um rund 16 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro zu. Im Gesamtjahr rechnet Rosenfeld nun aber nur noch mit einem Umsatzplus im Konzern von mehr als sieben Prozent. Ende Juli hatte Schaeffler noch mehr als elf Prozent Zuwachs vorhergesagt.

Die Autozulieferer eint derzeit vor allem ein Problem: Wegen des Chipmangels mussten viele Autobauer in den vergangenen Monaten ihre Produktion herunterfahren. In der Folge riefen sie auch bei den Zulieferern weniger Teile ab. „Die Pipeline ist blockiert. Über das Jahr 2022 wird sich das wohl Schritt für Schritt auflösen“, sagte Rosenfeld. Allerdings sei unter anderem Gegenwind durch steigende Stahlpreise zu erwarten.

Dass der frühere Dresdner-Bank-Vorstand am Dienstag trotz der anhaltenden Herausforderungen guter Laune war, lag auch an den Fortschritten bei der Profitabilität. Der Betriebsgewinn vor Sondereffekten verbesserte sich bei Schaeffler in den ersten neun Monaten auf 994 Millionen Euro von 376 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr stellt Rosenfeld weiterhin eine operative Umsatzrendite vor Sondereffekten (Ebit) von 8 bis 9,5 Prozent in Aussicht.

Continental senkte vor einigen Tagen ebenfalls die Umsatzprognose

Wichtig ist für viele in Herzogenaurach immer der Blick auf Continental, an dem die Familie Schaeffler ebenfalls maßgeblich beteiligt ist. Der Dax-Konzern senkte vor einigen Tagen ebenfalls die Umsatzprognose. Doch musste Conti zusätzlich auch noch die Gewinnprognose anpassen. Das Unternehmen erwartet nun nur noch eine bereinigte Ebit-Marge von 5,2 bis 5,6 Prozent statt bislang 6,5 bis 7 Prozent. Zur Begründung verwies Continental auf „andauernde Engpässe bei Halbleiter-Komponenten“, die Unsicherheiten in der Lieferkette und die Kostensteigerungen für Rohstoffe und Teile.

Auch Vitesco-Chef Andreas Wolf hatte kürzlich vor einer deutlichen Umsatzbelastung des Geschäfts gewarnt. Der Antriebsspezialist war von der Schaeffler-Schwester Continental abgespalten worden und ist seit September an der Börse notiert.

Die weiteren Aussichten sind durchwachsen. Denn auch andere Komponenten und Materialien sind knapp. „Wir hören bereits von ersten Zulieferern und Vorlieferanten, dass deren Aluminiumlager derzeit rapide schrumpfen“, sagt etwa Lars-Peter Häfele, Rohstoffexperte der auf Lieferketten spezialisierten Beratungsfirma Inverto.

Vor allem die kleineren Unternehmen tun sich mit der Situation schwer. „Insbesondere die kleineren Zulieferer mit 50 bis 200 Millionen Euro Jahresumsatz kippen reihenweise um“, warnte kürzlich Rolf Hünermann, der als Partner der Anwaltskanzlei Reed Smith LLP zahlreiche mittelständische Betriebe vertritt, die in Not geraten.

Das Unternehmen schraubte wegen der Produktionsausfälle in der Autobranche seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr herunter. Quelle: imago images/isslerimages
Schaeffler-Zentrale in Herzogenaurach

Das Unternehmen schraubte wegen der Produktionsausfälle in der Autobranche seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr herunter.

(Foto: imago images/isslerimages)

Schaeffler ist da in einer wesentlich robusteren Ausgangslage. Zwar ist der Konzern noch stark vom Verbrenner abhängig. Doch werden Lager auch in Elektroautos gebraucht. Zudem ließ Rosenfeld neue Produkte für die Elektromobilität entwickeln.

Rosenfeld war einst in der existenziellen Schaeffler-Krise nach der Conti-Übernahme geholt worden, um den immensen Schuldenberg zu restrukturieren. Das gelang ihm, er gilt seither als enger Vertrauter der Familie Schaeffler. So wurde er zunächst kommissarischer, dann nach einem Machtkampf dauerhaft CEO.

Anfangs waren viele skeptisch, ob sich der Bankkaufmann und Betriebswirt in der ingenieursgetriebenen Autobranche würde durchsetzen können. Immer wieder einmal gab es leise Spekulationen, er könne wackeln. Doch die Familie Schaeffler traut ihm laut Angaben aus dem Umfeld zu, das Unternehmen ins Elektrozeitalter zu führen.

Rosenfeld bemüht sich dabei auch, neue Zukunftsfelder zu erschließen. So schloss Schaeffler kürzlich mit dem israelischen Tech-Unternehmen Mobileye eine Partnerschaft. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen den Unterbau für Robotaxis anbieten.

Mehr: Auf die Chipkrise folgt mit Aluminiummangel ein noch viel größeres Problem

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