Autozulieferer Schaeffler plant Kurzarbeit „bis auf Weiteres“
München, Düsseldorf Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld in einer Telefonkonferenz erklärt hatte, wie er beim fränkischen Zulieferer Kurzarbeit vermeiden wolle. Doch nun ist klar, dass die Maßnahmen nicht ausreichen und der weltweite Rückgang der Automobilproduktion Schaeffler doch zum Handeln zwingt.
Die Maßnahme sei für den Bereich Sondermaschinenbau am Standort Frauenaurach (Erlangen) geplant, sagte eine Sprecherin am Mittwoch und bestätigte einen Bericht von „Nordbayern.de“. Die Kurzarbeit solle im September beginnen „und bis auf Weiteres erfolgen“.
Laut Industriekreisen handelt es sich aus derzeitiger Sicht um einen Einzelfall. „Kurzarbeit ist nicht flächendeckend geplant.“ Schaeffler versuche, „zuerst einmal alle anderen Register zu ziehen“. An diesem Standort hätten Urlaube und der Abbau von Zeitkonten nicht ausgereicht. Dies sei in wenigen Einzelfällen auch an anderen Standorten denkbar, Schaeffler suche aber immer erst andere Lösungen.
Rund 400 Mitarbeiter arbeiten in dem betroffenen Unternehmensbereich, wo vor allem Sondermaschinen für den Eigenbedarf gebaut werden. Nicht alle müssten in die geplante Kurzarbeit gehen.
Seit Schaefflers Börsengang hat der Konzern die Investoren immer wieder mit Gewinnwarnungen verärgert. Nach Informationen des Handelsblatts sitzt Rosenfeld dennoch fest im Sattel. Die Schaefflers trauten ihm zu, die Transformation in der Autobranche zu schaffen, hieß es im Umfeld der Familie. Er habe in der Industriesparte gezeigt, dass er erfolgreich restrukturieren könne.
Die Sparte war über Jahre das Sorgenkind. Im ersten Halbjahr stabilisierte die Industrie-Einheit die Schwäche im dominierenden Autogeschäft.
Schaeffler steht wie die gesamte Zulieferbranche unter Druck. Rosenfeld rechnet mit einem Rückgang der weltweiten Autoproduktion und korrigierte die Erwartungen für das Gesamtjahr nach unten – genauso wie Schaefflers Schwesterunternehmen Continental. Nach einer Gewinnwarnung sucht auch der Dax-Konzern nach Möglichkeiten, Kosten zu drücken.
Schaeffler ist vom Wandel der Autoindustrie besonders stark betroffen. Der Konzern ist ein Feinmechanik-Spezialist und noch zu mehr als der Hälfte vom Verbrennungsmotor abhängig. Rosenfeld betonte kürzlich im Gespräch mit dem Handelsblatt, auch in schwierigen Zeiten dürften Zukunftsinvestitionen nicht zurückgestellt werden.
Mehr: Schaeffler wird Pilot-Partner bei der Einführung von SAP S/4 Hana. Von dem Bündnis sollen beide Seiten profitieren.
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Vor 10 Jahren haben die Maßnahmen aus der Kurzarbeit allein nicht gereicht. Trotz Kurzarbeit "null" mussten wir damals auf ein halbes Jahresgehalt verzichten. Wer die perfide Vertragsänderung nicht unterschrieben hat, wurde vom Hof gejagt. Lediglich die Seilschaften und Cliquen wurden bis heute von der Enteignung verschont. Schaeffler ist da ein Profi drin.
Ich glaube nicht, dass die bereist eingeleiteten und noch angedachten Maßnahmen ausreichend sein werden. Wenn Schaeffler wieder auf die Beine kommen will, dann muß noch viel mehr an unpopulären Maßnahmen ergriffen werden.