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Autozulieferer Wasserstoff, Robotik, Windkraft: Schaeffler will sein Industriegeschäft ausbauen

Der Autozulieferer will in den kommenden Jahren verstärkt in der Industriesparte wachsen. Gleichzeitig fallen viele Arbeitsplätze in dem Bereich weg.
01.03.2021 - 15:53 Uhr Kommentieren
Die Industriesparte des Herzogenauracher Konzerns liefert unter anderem Lager für Windräder. Quelle: Schaeffler AG
Großlagerprüfstand von Schaeffler

Die Industriesparte des Herzogenauracher Konzerns liefert unter anderem Lager für Windräder.

(Foto: Schaeffler AG)

München Der Schaeffler-Konzern gehört zu den Autozulieferern, die noch besonders stark vom Verbrennungsmotor abhängig sind. Vorstandschef Klaus Rosenfeld will den Wandel ins Elektrozeitalter schaffen – aber auch das zuletzt schwächelnde Industriegeschäft als zweites Standbein ausbauen.

„Die Bedeutung der Industriesparte wird in den nächsten Jahren steigen“, sagte Schaeffler-Industrie-Chef Stefan Spindler dem Handelsblatt. In der Industrie werde das Wälzlager auch in 100 Jahren noch gebraucht.

Zudem positioniere sich Schaeffler gerade in wichtigen Zukunftsfeldern: Robotik, Wasserstoff, Windkraft und digitale Services seien die Bereiche, in denen der Herzogenauracher Konzern in den nächsten Jahren verstärkt wachsen wolle.

Im vergangenen Jahr war der Umsatz der Industriesparte von Schaeffler vor allem wegen der Coronakrise um etwa neun Prozent auf gut drei Milliarden Euro gesunken. „Das war aber eine Covid-Delle“, sagte Spindler.

Die Sparte steht für etwa ein Viertel der Konzernumsätze. In früheren Jahren war es auch schon einmal mehr – doch das Autogeschäft war in den Boomjahren stärker gewachsen.

Umsatzrendite soll deutlich steigen

Schaeffler wolle im Industriegeschäft rasch wieder auf den Wachstumskurs zurückkehren und mittelfristig stärker zulegen als die globale Industrieproduktion, sagte Spindler. „Ausgewählte Akquisitionen können dazukommen.“

Die operative Umsatzrendite (Ebit) soll vor Sondereffekten bei zwölf bis 14 Prozent liegen. Das untere Ziel der Spanne will Schaeffler spätestens 2023 erreichen. Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten 2020 lag die Marge bei 8,4 Prozent.

Bei Wälzlagerlösungen für Windräder, dem umsatzstärksten Geschäft der Industriesparte, sehen sich die Herzogenauracher bereits als Nummer eins weltweit. Nun soll die Wasserstoffwirtschaft hinzukommen.

„Wir wollen uns als Zulieferer für die Anlagenbauer etablieren“, sagte Spindler. Schaeffler entwickelt unter anderem sogenannte Bipolarplatten und Gasdiffusionsschichten für Elektrolyseure, mit denen Wasserstoff hergestellt wird.

Bislang sind vor allem Elektrolyseure in Pilotanlagen im Einsatz. Doch wird sich Wasserstoff nur bei einer stärkeren Industrialisierung und Skalierung durchsetzen.

Zuletzt hatte Linde angekündigt, in Leuna (Sachsen-Anhalt) den größten Elektrolyseur der Welt errichten zu wollen. Laut den Szenarien der internationalen Unternehmensinitiative Hydrogen Council könnte der Markt für Elektrolyseure bis 2030 ein Volumen von 30 bis 40 Milliarden Dollar erreichen.

Mit einem neuen Getriebe für kollaborierende Roboter mit integrierter Sensorik, das gerade entwickelt wurde, will Schaeffler zudem im wachsenden Cobotmarkt eine zentrale Rolle spielen. „Da greifen wir auch auf Erfahrungen im Automotive-Bereich zurück“, sagte Spindler.

Schaeffler will Werksstruktur straffen

Dass Schaeffler nicht mehr nur ein reiner Komponentenhersteller sein will, zeigt sich insbesondere bei der Industrieautomatisierung. Der Konzern hat ein System entwickelt, mit dem auch ältere Maschinen und Anlagen mithilfe von Sensoren, die ihre Daten in die Cloud schicken, permanent überwacht werden können. „Drahtlose Sensoren können auch andere installieren“, sagt Spindler. „Unsere Expertise liegt im Cloud-Computing und im Gesamtsystem.“

Bei allen Wachstumsplänen: Aktuell befindet sich auch die Industriesparte von Schaeffler in der Restrukturierung. Rund 2000 der 20.000 Arbeitsplätze im Industriegeschäft sollen, wie bereits angekündigt, gestrichen werden.

Die Autosparte sei früher den Märkten gefolgt, sagte Spindler. Die Schaeffler-Industriesparte mache lediglich 45 Prozent des Geschäfts in Europa aus, hier seien aber 70 Prozent der Produktionskapazitäten. Viele Wälzlager würden aus Deutschland in alle Welt verschickt. Aus diesem Grund müsse die Werksstruktur gestrafft werden.

Schaefflers Industrie-Chef: „Wir wollen uns als Zulieferer für die Anlagenbauer etablieren.“ Quelle: Schaeffler AG
Stefan Spindler

Schaefflers Industrie-Chef: „Wir wollen uns als Zulieferer für die Anlagenbauer etablieren.“

(Foto: Schaeffler AG)

Im Zuge der Neuordnung will Schaeffler unter anderem das Werk in Eltmann schließen. Allen Arbeitnehmern werde aber ein Arbeitsplatz im 37 Kilometer entfernten Schweinfurt angeboten.

Auch in der Autosparte werden Stellen abgebaut. Aktuell laufen die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. Die IG Metall machte vergangene Woche mit einem Aktionstag mobil. Die ungewisse Zukunft an einigen Standorten sei „eine Horrorsituation für die betroffenen Menschen“, sagte Susanne Lau, Konzernbetriebsratsvorsitzende von Schaeffler.

„Das wird keine ewige Restrukturierungsstory“

Laut Gesamtbetriebsratschef Salvatore Vicari gab es zuletzt an einigen Standorten ein Entgegenkommen des Unternehmens. „An anderen sind wir noch sehr weit auseinander.“ Die IG Metall forderte den Verzicht auf Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen sowie die „gezielte und konsequente Stärkung aller deutschen Standorte“.

Industrievorstand Spindler betonte: „Das wird keine ewige Restrukturierungsstory.“ Gemäß dem Programm sei die Zukunft der verbleibenden Standorte für die nächsten Jahre gesichert. Aus der effizienteren Struktur heraus wolle man dann verstärkt wachsen.

Schaeffler kann gute Nachrichten gebrauchen. An der Börse konnte der Autozulieferer bislang keine Erfolgsstory präsentieren. Anfang vergangenen Jahres kosteten die Anteilsscheine noch rund zehn Euro, zuletzt nur noch knapp sieben Euro. Beim Börsengang vor fünf Jahren waren die Aktien zu einem Preis von 12,50 Euro ausgegeben worden.

Vorstandschef Rosenfeld ist für die kommenden Jahre aber zuversichtlich. Schaeffler komme bei der Transformation gut voran. Gerade erst hat der Konzern die Erwartungen für die Geschäfte mit der Elektromobilität angehoben. Ab 2022 rechne Schaeffler nun mit jährlichen Aufträgen von zwei bis drei Milliarden Euro in diesem Bereich – deutlich mehr als bislang.

Mehr: Diese Sensoren sollen dem autonomen Fahren zum Durchbruch verhelfen.

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