Autozulieferer Webasto im Krisenmodus: Zulieferer ergreift Maßnahmen nach Coronavirus-Infektionen

Das Unternehmen stellt hauptsächlich Autodächer und Standheizungen her und hat in China mehr als zehn Standorte.
Gauting, Stockdorf Am Montag ging der Mitarbeiter des bayerischen Automobilzulieferers Webasto noch zur Arbeit. Schon einen Tag später fand er sich auf der Isolierstation in einem Münchener Krankenhaus wieder. Die Diagnose: Coronavirus.
Angesteckt hatte sich der 33-Jährige offenbar bei einem chinesischen Gast seines Unternehmens. 170 Kontaktpersonen aus der Firma und dem Familienkreis werden nun überprüft. Den übrigen Mitarbeitern hat das Unternehmen freigestellt, ob sie in dieser Woche bei der Arbeit erscheinen wollen. Sämtliche Dienstreisen von und nach China sind für vorerst zwei Wochen gestrichen.
Das Unternehmen ist im Krisenmodus. Um 15:30 Uhr am Dienstag trat Webasto-Chef Holger Engelmann in der Stockdorfer Konzernzentrale vor die Presse. „Ein Großteil der Mitarbeiter ist im Homeoffice geblieben“, sagt Engelmann, das Unternehmen habe den Beschäftigten freigestellt, ins Büro zu kommen.
Rund 170 Mitarbeiter der „Kontaktgruppe 1“ haben keine Wahl: Sie müssen zu Hause bleiben. Dieser Personenkreis hatte mit den beiden Infizierten länger als 15 Minuten Kontakt oder war den Erkrankten näher als zwei Meter gekommen. „Diese Mitarbeiter werden für eine Woche ein Fiebertagebuch führen“, sagt Engelmann, der in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt im benachbarten Starnberg steht.
Die Verunsicherung ist groß: Tatsächlich ist der Mitarbeiterparkplatz an diesem Dienstag leer, die meisten Beschäftigten zogen es vor, zu Hause zu bleiben. Nur wenige sind in dem großzügigen Foyer zu sehen, lediglich die Baumaschinen laufen vor der Tür geräuschvoll. Webasto reißt gerade seine historischen Betriebsgebäude ab, um weiter expandieren zu können.
Das Wachstum der vergangenen Jahre hat Webasto vor allem China zu verdanken. 13.000 Menschen arbeiten für Webasto, davon 3500 in China. Mehr als ein Drittel des Konzernumsatzes von 4,5 Milliarden Euro stammt aus dem Riesenreich.
Webasto ist Weltmarktführer für Glaspanoramadächer, jeder zweite chinesische Neuwagen hat dieses Feature. Rund ein Dutzend Standorte in China produzieren Glaspanoramadächer für verschiedene Autohersteller, von Volkswagen bis General Motors. In der Stockdorfer Zentrale werden immer neue Varianten der durchsichtigen Dächer entworfen, die dann mit den Autoherstellern in ihre Modelle integriert werden.
Ein Einbruch des China-Geschäfts infolge der Lungenerkrankung hätte für Webasto schwere Folgen. „Das Werk in Wuhan steht still“, sagt Engelmann. Wie lange die Produktion angehalten werden muss, könne er nicht sagen. Engelmann glaubt aber, dass die Epidemie in China wirtschaftliche Folgen haben wird: „Das wird die gesamte Branche und ihre Zulieferer treffen.“
Mehr: In China ist die Zahl der Toten durch das Coronavirus deutlich auf über 100 gestiegen, mehr als 4500 Infektionen sind mittlerweile bestätigt. Auch in Deutschland gibt es den ersten Fall.
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