Autozulieferer ZF Friedrichshafen legt beim Umsatz deutlich zu und bleibt optimistisch

Der Hochleistungsrechner ist Unternehmensangaben der leistungsstärkste derzeit verfügbare auf dem Markt.
Friedrichshafen ZF Friedrichshafen hat im ersten Halbjahr ein beachtliches Comeback in die schwarzen Zahlen geschafft. Trotz Chip-Knappheit und gestiegener Kosten gelang es dem Autozulieferer das Vorkrisenniveau zu übertreffen. „Wir haben von der wirtschaftlichen Erholung unserer Branche in vielen Märkten profitiert und erfreuliche Abschlüsse gemacht zum Beispiel in der E-Mobilität und bei Fahrerassistenzsystemen“, sagte Vorstandschef Wolf-Henning Scheider am Donnerstag. „Das erste Halbjahr war in Summe für ZF positiv, wenngleich einige unerwartete und signifikante Unwägbarkeiten einer noch günstigeren Entwicklung im Wege standen.“
Die Nummer Drei in Deutschland hinter Bosch und Continental steigerte den Umsatz in den ersten sechs Monaten um 43 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro und erwirtschaftete ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) von einer Milliarde Euro. Im Corona-Jahr 2020 schrieb der Stiftungskonzern zur Jahresmitte noch einen Verlust von 177 Millionen.
Angesichts der starken Zuwächse erwartet der Vorstand 2021 beim Umsatz den oberen Rand der Prognosespanne von 37 bis 39 Milliarden Euro zu erreichen. Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) soll bei 4,5 bis 5,5 Prozent liegen.
Nach dem sehr guten ersten Halbjahr wäre nach Einschätzung von Branchenkennern auch eine Erhöhung der Prognose möglich. Doch ZF bleibt aus verschieden Grünen vorsichtig: Außer der anhaltenden Corona-Pandemie macht dem Konzern der Rohstoffmangel zu schaffen. Neben Halbleitern betrifft das auch Metalle und Kunststoffe. „Auch durch diese Knappheit haben etliche Rohstoffpreise Allzeithochs erreicht, was unsere Einkaufskosten erhöhte“, erklärte Scheider.
Knappheit und Kostensteigerungen würden weiter verschärft durch teilweise unterbrochene Lieferketten. Diese werde sich dies weiter fortsetzen. „Bei Halbleitern gehen wir inzwischen davon aus, dass die Knappheit uns über das gesamte Jahr und auch 2022 beschäftigen wird.“ Gleichzeitig steige die Nachfrage nach den ZF-Produkten. Das verlange dem Unternehmen einiges ab.
ZF tritt bei der IAA in München offensiv auf
Die Integration des LKW-Bremsenherstellers Wabco sieht Scheider kurz vor Abschluss. Nach der Übernahme von TRW und Wabco verfügt der ehemalige Getriebe- und Fahrwerkspezialist inzwischen über eine beachtliche Elektronik-Kompetenz. Zur Automesse IAA in München tritt ZF offensiv mit der neuesten Version des zentralen Bordcomputers Pro AI an.
„Wir verfügen bereits heute über alle notwendigen Technologien für künftige Fahrzeug- und Mobilitätskonzepte“, erklärt der zuständige Technik-Chef Torsten Gollewski. Dies umfasst Hochleistungsrechner, Software, Sensoren und Aktuatoren der Fahrzeuge sowie die Konnektivität der Fahrzeuge für Mobilitätsdienste.
Der Hochleistungsrechner von ZF bietet eine flexible Rechenleistung von 20 bis 1000 Tera-OPS. Das sind bis zu 1000 Billionen – oder eine Billiarde – Rechenoperationen pro Sekunde. Nach eigenen Angaben ist der ZF-Rechner der leistungsstärkste derzeit verfügbare auf dem Markt.
Nach dem Vorbild des US-Elektropioniers Tesla soll das Auto der Zukunft von der Software her gedacht und konstruiert und von Zentralrechnern gesteuert werden. Noch vor wenigen Jahren hätte kein Branchenexperte gedacht, dass ZF einmal beim Thema Autonomes Fahren eine wichtige Rolle spielen würde.
mit Material von Reuters
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