Batteriezellfabrik Opel baut Giga-Factory in der Pfalz – Experte ist skeptisch

An dem rheinland-pfälzischen Standort soll bis 2024 eine Batteriezellfabrik entstehen, die bis zu 24 Gigawattstunden erzeugen kann.
München Opel-Chef Michael Lohscheller beschreibt sich privat gerne als „bescheidenden Menschen“, der aus einfachen Verhältnissen kommt. Doch im Job ist Tiefstapeln nicht seine Sache. Als der Manager am vergangenen Freitag vor Politikern im Motoren- und Komponentenwerk der Marke mit dem Blitz seine Pläne für den Bau einer Batteriezellfabrik erläuterte, sprudelten die Superlative nur so aus seinem Mund.
„Hier in Kaiserslautern entsteht ein echtes Jahrhundertprojekt“, frohlockte Lohscheller. Es sei „nicht übertrieben“, von einer „Giga-Factory“ zu sprechen.
Der Grund: Opel will in der Pfalz mit Unterstützung des Bundes zwei Milliarden Euro investieren, um von 2024 an Batteriezellen für Elektroautos in Deutschlands größtem Werk dieser Art zu produzieren.
Die Fabrik, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Mutterkonzern PSA und dem französischen Batteriehersteller Saft, soll eine Kapazität von 24 Gigawattstunden bekommen. Laut Opel wäre das genug, um rund eine halbe Million Autos jährlich mit Energiespeichern ausstatten zu können. Rund 2000 Arbeitsplätze sollen entstehen.
Das Vorhaben läuft unter dem Dach eines europäischen Förderprogramms, mit dem die EU die Abhängigkeit der heimischen Industrie von asiatischen Zellherstellern verringern will. Auch Konkurrent Volkswagen ist entschlossen, sich künftig stärker selbst mit Batteriezellen zu versorgen, und weitet seine Akku-Pläne aus.
In Salzgitter wollte der weltgrößte Autobauer ursprünglich gemeinsam mit dem schwedischen Akkuspezialisten Northvolt eine Fabrik mit ‧einer Kapazität von 16 Gigawattstunden aufbauen, nun sollen es wie bei Opel in Kaiserslautern sogar 24 Gigawattstunden werden.
„Herkulische Aufgabe für die deutschen Autohersteller“
Um auch im Zeitalter der Elektromobilität noch erfolgreich zu sein, müsse man technologisch eigenständig bleiben, betont Opel-Chef Lohscheller. Eine eigene Batteriezellfertigung sei dafür ein äußerst wichtiger Baustein. „Das Ziel ist ebenso simpel wie anspruchsvoll: Wir wollen hier in der Pfalz die weltweit besten, effizientesten und umweltfreundlichsten Batteriezellen herstellen. Mit hoher Zuverlässigkeit. Für hohe Fahrzeugreichweiten“, erklärte Lohscheller.
Experten loben zwar das Engagement von Opel und VW im Batteriezellbereich, zweifeln aber an der Wirtschaftlichkeit ihrer Projekte. „Es wird eine herkulische Aufgabe für die deutschen Autohersteller, ihren Rückstand in der Zelltechnologie und Fertigung gegenüber der asiatischen Konkurrenz aufzuholen“, konstatiert Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management.
Langfristig müssten Opel wie VW auch preislich mit den Zellen von CATL aus China oder LG Chem aus Südkorea mithalten können. „Das ist kein Selbstläufer“, sagt Bratzel.
Das Risiko zu scheitern sei angesichts des technologischen Rückstands keineswegs auszuschließen. Und wenn es nicht funktioniert, so warnt Bratzel, „verliert man gleich Milliarden“.
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