Baustoffhersteller Energiekosten dämpfen Wachstum bei Heidelberg Cement – Dividende wird angehoben

Das Geschäftsjahr 2020 beendete der Baustoffriese mit einem zwiespältigen Resultat.
Frankfurt Der Baustoffkonzern Heidelberg Cement hat die Coronakrise inzwischen komplett hinter sich gelassen. Das machte das Management des Dax-Konzerns bei der Vorlage der Bilanz für das Jahr 2020 deutlich.
Das vergangene Geschäftsjahr verlief für den führenden deutschen Zementhersteller operativ besser als noch im zweiten Quartal – auf dem Höhepunkt der ersten Pandemiewelle – befürchtet. Auch für 2021 zeigt sich Vorstandschef Dominik von Achten zuversichtlich. Insgesamt stellt der Konzern ein leichtes Umsatz- und operatives Ergebniswachstum in Aussicht.
„Der gute Jahresbeginn bestätigt unsere optimistische Sicht auf 2021“, erklärte von Achten. „Durch die teils massiven Infrastrukturprogramme in vielen Ländern dürfte es Rückenwind geben.“
Dazu dürfte unter anderem auch die starke US-Konjunktur beitragen. Auch von der anhaltend guten Konjunktur im privaten Wohnungsbau erwartet von Achten positive Impulse. Gebremst wird die Ertragsentwicklung dagegen durch steigende Rohstoff- und Energiekosten.
Die Überwindung der Coronakrise signalisiert der Heidelberger Konzern auch mit einer deutlichen Anhebung der geplanten Dividende auf 2,20 Euro je Aktie, gegenüber 60 Cent im Vorjahr. Auch die Ausschüttung von 2,10 Euro je Aktie im Vorkrisenjahr 2018 wird damit übertroffen.
Unnötig hohe Wertberichtigung sorgt für Verlust
Das Geschäftsjahr 2020 beendete der Baustoffriese mit einem zwiespältigen Resultat. Bei einem Umsatzrückgang von 6,6 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro konnten Betriebsergebnis und Cashflow auf neue Spitzenwerte verbessert werden.
Das Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs stieg zugleich um acht Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn vor Abschreibungen um 3,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Der operative Cashflow überstieg erstmals die Marke von drei Milliarden Euro, der Free Cashflow verbesserte sich um fast 40 Prozent auf über zwei Milliarden Euro.
Unter dem Strich verblieb in der Gewinnrechnung dagegen ein Verlust von zwei Milliarden Euro. Ausschlaggebend dafür war eine hohe Wertberichtigung von 3,5 Milliarden Euro auf diverse Aktivitäten, die der Konzern im zweiten Quartal unter dem Eindruck der Coronakrise verbucht hatte.
Aus heutiger Sicht wäre eine derart hohe Wertkorrektur wohl nicht erforderlich gewesen, wie Finanzchef Lorenz Näger andeutete: „Wenn wir das heute machen würden, dann würde diese Neubewertung des Portfolios sicher anders ausfallen, als dies im zweiten Quartal der Fall war.“
Zurückhaltung bei möglichen Zukäufen
Die hohe Abschreibung und die dadurch reduzierte Kapitalbasis half dabei, die ausgewiesene Rendite auf das eingesetzte Kapital von 6,5 auf 7,9 Prozent zu verbessern. Rund 0,8 Prozentpunkte Renditesteigerung resultierten nach Angaben Nägers indessen aus operativen Effizienzsteigerungen und einem im Frühjahr aufgelegten Sparprogramm, das knapp 1,3 Milliarden Euro an Kostensenkungen einbrachte. Im laufenden Jahr soll die Kapitalrendite auf mehr als acht Prozent steigen und damit bereits die Zielmarke der Mittelfristplanung bis 2025 erreichen.
Der freie Cashflow wird nach Schätzung des Finanzchefs mit 1,7 Milliarden Euro etwas niedriger ausfallen als im Vorjahr, da wieder höhere Steuerzahlungen fällig werden und mehr Kapital zur Finanzierung des Umlaufvermögens benötigt wird. Zudem will Heidelberg Cement wieder ein Drittel mehr in Sachanlagen investieren.
Dennoch bewegt sich der Konzern auch mit 1,7 Milliarden Euro noch auf einem relativ hohen Cashflow-Niveau im Vergleich zu früheren Jahren. Er dürfte damit auch in der Lage sein, seine Nettofinanzverschuldung von zuletzt 6,9 Milliarden Euro weiter zu reduzieren. Relativ zum Betriebsgewinn vor Abschreibungen stellt das Unternehmen einen Verschuldungsgrad von 1,5 bis zwei (gegenüber einem Wert von 1,9 im letzten Jahr) in Aussicht.
Mit Blick auf mögliche Akquisitionen verspricht Firmenchef von Achten weiter Zurückhaltung. Ergänzende Zukäufe in Kernmärkten sollen möglichst durch weitere Desinvestitionen finanziert werden. Insgesamt strebt der Heidelberg-Cement-Chef eine stärkere Fokussierung der Aktivitäten auf Länder an, in denen der Konzern eine führende Rolle im Baustoffgeschäft spielen kann.
Man wolle auf gesunde Weise wachsen, und dazu gehörten auch Akquisitionen in Kernmärkten, erläuterte von Achten. „Aber wir gehen nicht auf eine Großwildjagd, wo wir über mehrere Länder oder Kontinente hinweg Riesenakquisitionen machen. Das ist im Moment nicht auf der Tagesordnung und klar ausgeschlossen.“
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