Baustoffkonzern Heidelberg Cement will keine Übernahmen

Säcke von HeidelbergCement: Der Konzern bietet nicht mehr für Konkurrenzwerke.
Frankfurt/Stuttgart HeidelbergCement hat seinen Rückzug aus der Bieterschlacht um Geschäftsteile der fusionierenden Konkurrenten Lafarge und Holcim erklärt. Der Baustoffkonzern habe nach sorgfältiger Analyse entschieden, sich nicht weiter am Bieterverfahren zu beteiligen, teilte der Dax-Konzern am Montag mit. An der Börse herrschte darüber Erleichterung. Angesichts der vielen Gebote für Werke mit einem Umsatz von insgesamt rund 3,5 Milliarden Euro sei die Sorge gewachsen, die Heidelberger könnten sich wie vor Jahren mit einem Zukauf verheben und wieder tief in Schulden versinken, erklärten Analysten.
Die beiden größten Zementkonzerne vor HeidelbergCement, Lafarge aus Frankreich und Holcim aus der Schweiz, wollen sich zusammentun. Um grünes Licht von den Kartellbehörden zu bekommen, müssen sie Geschäftsteile verkaufen. Holcim-Finanzchef Thomas Aebischer sagte, spätestens bis Anfang kommenden Jahres sollten die Verkäufe unter Dach und Fach sein. Von den rund 100 Interessenten seien 60 Offerten eingegangen.
HeidelbergCement hatte sich interessiert gezeigt, einige Werke zu übernehmen. Wie Reuters von Insidern erfahren hatte, bieten einige Käufer aber für das gesamte Paket. Der Preis wurde auf vier bis sieben Milliarden Euro geschätzt. So buhlen vier Gruppen Finanzinvestoren, darunter Blackstone und CVC, um Zementwerke und Anlagen. Auch aufseiten der Baustoffkonzerne gab es Bündnis-Gespräche. HeidelbergCement soll ein gemeinsames Gebot mit der brasilianischen Votorantim Cimentos SA in Betracht gezogen haben, was die Unternehmen nicht kommentieren wollten. „HeidelbergCement ist der Preis vermutlich zu hoch“, sagte Hans-Peter Kuhlmann, Analyst von der Landesbank Baden-Württemberg.
Die Heidelberger arbeiten seit Jahren am Abbau des Schuldenbergs von ursprünglich 14 Milliarden Euro, der durch die Übernahme des britischen Baustoffkonzerns Hanson 2007 entstanden war. Ziel von Vorstandschef Bernd Scheifele sind maximal 6,5 Milliarden Euro, um von den Ratingagenturen eine Note im Investmentbereich zu bekommen und sich damit vergleichsweise niedrige Zinsen bei Finanzierungen zu sichern. Der Rückzug vom Bieterwettbewerb kam an der Börse gut an, mit einem Plus von zweitweise rund drei Prozent gehörte Heidelber´gCement zu den größten Gewinnern im Dax.
"Der Markt sieht den Rückzug positiv, denn es gab die Sorge, dass HeidelCement zu viel gezahlt hätte, die Verschuldung wieder gestiegen wäre und die Einstufung als Investment Grade weiter in die Ferne gerückt wäre", erklärte Branchenexperte Kuhlmann. Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow sagte, die Anleger honorierten, dass Scheifele als Schnäppchenjäger unterwegs sei und mit Disziplin investiere. HeidelbergCement will zur Jahreswende das mit Hanson übernommene Bauprodukte-Geschäft in Großbritannien und den USA verkaufen oder an die Börse bringen. Mit dem Erlös werde die Verschuldung gesenkt und in eigene Wachstumsprojekte investiert, erklärte das Unternehmen. Analysten schätzten die Einnahmen auf 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro.
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Kluge Entscheidung.
Es wird nicht lange dauern, da dürfte das Paket kaum die Hälfte wert sein.
Billig einkaufen sollte man dann, wenn die Rezession am stärksten wütet - nicht jetzt, wo noch keiner bemerken will, das sie bereits vor der Türe steht.